Autorenlesung anlässlich der Literaturwoche

Globalisierung und Mordan der Realschule in Montabaur

Globalisierung und Mord
an der Realschule in Montabaur

(v.l.) Autor Christoph Kloft und Moderator des Abends, Jürgen Korth.Fotos: privat

Globalisierung und Mord
an der Realschule in Montabaur

Zahlreiche Zuhörer erfuhren einen interessanten Abend der Literatur.

Montabaur. Im Rahmen der Literaturwoche hat am Dienstagabend eine Autorenlesung an der Anne-Frank-Realschule plus stattgefunden. Die Erzählung „Die Weltreise einer Fleeceweste“ und die Kriminalgeschichte rund um einen Mord an der Realschule Montabaur standen dabei im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Nach der kurzfristigen Absage von Wolfgang Korn haben die Veranstalter einen würdigen Ersatz gefunden: Der Westerwälder Autor Christoph Kloft hatte sich kurzer Hand bereit erklärt, die Lesung zu übernehmen und bescherte seinen zahlreichen Zuhörern einen interessanten Abend. Im ersten Teil der Veranstaltung las Christoph Kloft aus Korns Buch „Die Weltreise einer Fleeceweste“. Illustriert durch Filmausschnitte wurde den Zuhörern vor Augen geführt, wie und woraus eine Fleecejacke entsteht, wie sie nach Deutschland kommt und wie sie letzten Endes bis auf die kanarische Insel Teneriffa gelangt. Beginnend in Dubai erfuhren die Zuhörer, wie der Rohstoff für die Fleeceweste, das Rohöl, gefördert, transportiert und verarbeitet wurde. Die Reise der so entstandenen Kunstfaser konnte bis nach Bangladesch verfolgt werden, wo daraus unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen eine Weste genäht und rot gefärbt wurde.

Für einen kleinen Preis konnte die Fleeceweste daraufhin in Deutschland gekauft werden, ohne dass der Kunde die leiseste Ahnung von der Herkunft, den dortigen Arbeitsbedingungen oder den produktionsbedingten Umweltschäden hatte. Nach nur wenigem Tragen wurde die Weste in die Altkleidersammlung gegeben. Kurze Zeit später tauchte die Fleeceweste überraschend in einem Fernsehbericht wieder auf. Ein Flüchtling, der die riskante Überfahrt vom afrikanischen Festland auf die kanarische Insel Teneriffa überlebt hat, trug sie.

„Eine kleine Geschichte über die große Globalisierung“ – so lautet der Untertitel des Romans und den Zuhörern wurde zunehmend vor Augen geführt, wie dieser weltweite Handel funktioniert und welche Folgen dieser sowohl für die Menschen in verschiedenen Regionen der Erde, als auch für die Natur hat.

Nach der Pause erlebten die Zuhörer den Westerwälder Autor Christoph Kloft hautnah. Neben Einblicken in die Lebenssituation von Autoren konnten die Zuhörer Fragen an den Autor stellen. Danach las er aus einer seiner eigenen Kriminalgeschichten. Das Prekäre hierbei: ein Mord findet in der Realschule in Montabaur statt. In der Erzählung erfährt ein Mann mittleren Alters, dass er bald an Krebs sterben muss. Allen Skrupeln entledigt entscheidet er sich, all diejenigen zu töteten, die seinem Leben eine unschöne Wendung gegeben hatten. Sein erster Weg führt ihn in seine ehemalige Schule. Den Abschluss hatte er nicht geschafft und Schuld ist in seinen Augen nur sein Lehrer. Vor dem Aquarium, das all die Jahre vor dem Lehrerzimmer stand, tötet er nun seinen Peiniger. Auch die weiteren Morde, die er begeht, sollen unfaires oder achtloses Verhalten sühnen. Letzten Endes muss er jedoch erfahren, dass seine todbringende Diagnose eine Fehldiagnose war und der Mörder kerngesund.

Der Autor Christoph Kloft und der Moderator des Abends, Jürgen Korth, der in den Erzählungen immer wieder Zusammenhänge erklärt und Erzählstränge kommentiert hat, erhielten vom zahlreichen Publikum großen Beifall. Im Jubiläumsjahr der Anne-Frank-Realschule plus fand in der Literaturwoche für die Schüler aber nicht nur die Autorenlesung statt. Bereits am Montag hatten alle Schülerinnen und Schüler das Hörspiel „Das Tagebuch der Anne Frank“ gehört. Bei offenen Klassentüren wurde die Lebensgeschichte von Anne Frank, der Namensgeberin der Realschule, für alle erfahrbar gemacht.

Sichtlich ergriffen verarbeiteten die Schülerinnen und Schüler anschließend ihre Eindrücke in verschiedenen Arbeitsphasen. Die an diesem Vormittag entstandenen Produkte werden im Rahmen der Ausstellung „Eine Zeitreise durch 50 Jahre Realschule Montabaur“ vom 3. bis 7. Juni im historischen Rathaus der Öffentlichkeit präsentiert.