RKK-Gala im Kursaal des Steigenberger Hotel Bad Neuenahr

Goldener Narr für zwei Politiker und einen „Räuber“

Goldener Narr für zwei Politiker und einen „Räuber“

Großes Gruppenbild zum Abschluss. Neben Erwin Rüddel und Charly Brand, die sich über den goldenen Narren freuten, wurden RKK-Ehrenpräsident Peter Schmorleiz (oben 4.v. l.), Justiziar Rudolf Schwaderlapp (unten 2.v. l.) und Förderer Arnd Spitzlei (oben 5.v. l.) mit dem Orden des Präsidenten ausgezeichnet. Mit Ihnen freuten sich die RKK-Mariechen, die Vorstandsmitglieder der RKK und Christoph Kuckelkorn (unten r.) vom Festkomitee Kölner Karneval. Fotos: Marco Schmitz

Goldener Narr für zwei Politiker und einen „Räuber“

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet unterstrich die integrative Bedeutung des närrischen Brauchtums – und freute sich gleichzeitig über den goldenen Narren 2019.

Bad Neuenahr. Was für ein Ambiente, was für eine Veranstaltung, und was für außergewöhnliche Preisträger – die diesjährige RKK-Gala im Kursaal des Steigenberger Hotel Bad Neuenahr setzte neue Maßstäbe. RKK-Präsident Hans Mayer verlieh die begehrte Trophäe in diesem Jahr an den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet sowie den Gründer und ehemaligen Frontmann der Kölner Kultband „De Räuber“ Karl-Heinz (Charly) Brand. Außerdem wurde in diesem Jahr erstmals der goldene Narr für das Lebenswerk verliehen. Preisträger in dieser Sonderkategorie ist das Mitglied des Bundestages Erwin Rüddel, der auch gleichzeitig seit Jahren unter anderem als Bezirksvorsitzender der RKK der Narretei frönt.

Bevor es zu den Preisverleihungen kam, stand die Bühne bereits förmlich in Flammen. Daniela G heizte dem Publikum zum Auftakt ein und viele staunende „Ohs“ und „Ahs“ waren zu hören, als hier bereits das erste Bühnenfeuerwerk zündete.

Die Auftaktrede von Präsident Hans Mayer und die damit verbundenen Begrüßungen verdeutlichten den gesellschaftlichen Stellenwert, den die RKK genießt. Zahlreiche Mitglieder des Landtages aus den unterschiedlichsten Fraktionen, Kommunalpolitiker, Wirtschaftsvertreter und weitere illustre Gäste aus der bunten Narrenwelt warteten gespannt auf die diesjährigen Preisträger.

Ein Ehrennarren für das Lebenswerk

Und da gab es gleich zu Beginn ein Novum. Moderator Thommy Than kündigte einen Ehrennarren für das Lebenswerk an. Und hier traf es einen Mann, der die beiden üblichen Kategorien des goldenen Narren „Politik und Wirtschaft“ sowie „Brauchtum und Tradition“ in sich vereint: Erwin Rüddel.

Laudator Willi Fuhrmann schilderte eine beeindruckende politische Laufbahn, die genau so erfolgreich war, wie die karnevalistische. Rüddel, der seit 2009 im Deutschen Bundestag sitzt, hat im Karneval vom Büttenredner bis zum Prinzen seiner Heimatgemeinde Windhagen alle närrischen Weihen erfahren. Darüber hinaus ist er seit zwanzig Jahren Bezirksvorsitzender der RKK und repräsentiert den Verband seit dieser Zeit im Bezirk Neuwied-Land. Rüddel zog in seiner Dankesrede sofort den Transfer zu seiner Tätigkeit als Gesundheitspolitiker. „Menschen, die fröhlich sind, leben gesünder, also ist der Karneval ein Beitrag zur Volksgesundheit.“

Rüddel zeige sich berührt, auch wenn er sich zunächst ein wenig über die Auszeichnung für das Lebenswerk erschrocken habe. „Ich möchte noch gar nicht aufhören“, sagte er, was vom Publikum mit lang anhaltendem Beifall bedacht wurde.

„Die Narren sind noch die einzig Vernünftigen“

Auch der zweite Preisträger des Abends Armin Laschet betonte die besondere Freude über den goldenen Narren. „Ich muss aufpassen, dass ich auch RKK sage und nicht immer AKK“, so Laschet, der mit seiner humorigen Ansprache sofort viele Sympathien gewinnen konnte. Nachdem sein Laudator Patrick Schnieder, seines Zeichens parlamentarischer Geschäftsführer der CDU, über die Frage philosophiert hatte, ob Armin Laschet ein Narr sei, meinte dieser: „Beim Blick auf die Weltpolitik hat man den Eindruck, die Narren sind noch die einzig Vernünftigen“.

Schnieder stellte zunächst die rhetorische Frage, ob Laschet den Preis verdient habe, und baute eine so konsequente Argumentationskette auf, dass am Ende seiner Rede klar war, dass es keinen passenderen Preisträger für den goldenen Narren hätte geben können. Laschet ist als 11. Ministerpräsident Nordrhein-Westfalens eine typische rheinische Frohnatur, dessen Arbeit auf Zusammenhalt ausgerichtet sei. Ähnlich wie der Karneval Brücken baue, sei auch Laschet ein Brückenbauer, der ein gutes Beispiel für integrative Arbeit abgebe. Zusätzlich habe er eine besonders wichtige Eigenschaft – er könne über sich selbst lachen. Eine Steilvorlage, die Laschet später noch einmal aufgriff. Gleichzeitig meinte der Ministerpräsident: „Narren bringen die ernsthaften Dinge auf den Punkt.“ Ein Beispiel dafür lieferte er gleich selbst. „Karneval ist eine Kulturpflege über Grenzen hinweg. Gerade das ist in der heutigen Zeit wichtig. Wir lassen uns Europa nicht kaputt machen“, so Laschet unter dem Beifall der zweihundert Gäste.

Das Kulturgut Karneval transportiert

Einer der Menschen, die im Karneval seit Jahrzehnten über alle Grenzen hinweg das Kulturgut Karneval transportiert haben, ist der dritte Preisträger des Abends. Karl-Heinz (Charly) Brand erhielt die begehrte Trophäe, nachdem der Preisträger aus dem Vorjahr und Laudator Christoph Kuckelkorn den Mann beschrieben hatte, der über Jahrzehnte die rheinische Lebensart und das Gefühl der Menschen in wundervollen Liedern beschrieben hatte. Mit seiner Band „De Räuber“ bestimmte Brand über Jahre und bis in die heutige Zeit, was an den tollen Tagen gesungen wird.

Wie auf das Stichwort erhob sich das Publikum in diesem Augenblick und sang spontan „Wenn et Trömmelche jeht“. Kuckelkorn nannte weitere Hits aus der Feder von Brand, die es in Deutschland und auch im benachbarten Ausland alle in die Charts geschafft hatten. „Op dem Maat“, „Wer hat mir die Rose auf den Hintern tätowiert?“, „Am Eijelstein is Musik“, „Wenn et Trömmelche jeht“ und, und und ...

Unvorstellbar, aber wahr, dass diesem Mann bei seiner ersten Vorstellung in Köln vom damaligen Festkomitee geraten wurde, „es lieber in Düsseldorf zu versuchen“. Jahrzehnte später gehört Brand zu den ganz Großen der Kölner Karnevalsszene und man konnte ihm seine Freude über die Auszeichnung anmerken.

„Ich bin kein Redner vor dem Herrn, singen kann ich besser“, bekannte Brand, als er den Preis in Händen hielt, und nahm das Publikum mit seiner ehrlichen und sympathischen Art doch sofort für sich ein. „Jede Zick hät sin Lück“, meinte Brand mit Blick auf den sich wandelnden Musikgeschmack im Publikum und meinte, dass er dennoch dem Karneval und seinen Räubern treu bleiben werde. Mit stehenden Ovationen feierten die Gäste im Kursaal die lebende Karnevalslegende.

Abgerundet wurde der Abend durch ein spektakuläres Rahmenprogramm mit einer Feuershow von Ray Style sowie den musikalischen Darbietungen von Startenor Thomas Kiesling, Entertainer Peter Grimberg und einer ABBA-Show.

Eine rundum gelungene Gala des närrischen Bundesverbandes RKK fand so erst in den frühen Morgenstunden ihr Ende.