Helmut Schmitt ist mit 94 Jahren der älteste männliche Bürger in Waldbreitbach

Gottvertrauen, Glück undHarmonie bestimmten sein Leben

Gottvertrauen, Glück und
Harmonie bestimmten sein Leben

Helmut Schmitt mit seiner Frau Lilo im Kreis seiner Familie. privat

Gottvertrauen, Glück und
Harmonie bestimmten sein Leben

Schmitt arbeitet an den „Chroniken seines Lebens“.

Waldbreitbach. Gottesvertrauen und christliche Grundwerte tragen sicher zu einem erfüllten Leben bei. Dabei bestimmen jedoch so manche Schicksalsschläge, die das Leben mit sich bringt, unser Erdendasein.

Dies gilt ganz sicher für den ältesten männlichen Bürger von Waldbreitbach, Helmut Schmitt. Am 9. Juli feierte er seinen 94. Geburtstag, dabei in körperlich guter Verfassung und geistig weiterhin ausgesprochen rege. Traurigkeit und Nachdenklichkeit überfallen ihn nur, wenn er liebevoll von seiner 2016 verstorbenen Frau Lieselotte (Lilo) berichtet. Sie wurde 87 Jahre alt und war für Helmut Schmitt der große Glücksfall seines Lebens, wie er hervorhebt.

Sie heirateten 1955, und seitdem wohnen sie in Waldbreitbach in der Neuwieder Straße, in der Lore Schmitt (geborene Becker) eine Zahnarztpraxis betrieb. Sie haben drei Töchter, Ulrike, Martina und Susanne, sowie vier Enkelkinder und zwei Urenkel.

Abwechslungsreiches Leben

Helmut Schmitt, ein gebürtiger Neuwieder, hatte bis zu seiner Eheschließung bereits ein abwechslungsreiches Leben hinter sich, beginnend mit seiner Neuwieder Gymnasialzeit (Reifevermerk 1942) über die Dienstzeit beim Reichsarbeitsdienst und ab Oktober 1942 die anschließenden Jahre bei der Wehrmacht in Frankreich (als Besatzungssoldat in der Bretagne) bis hin zum Einsatz bei der 5. Panzerdivision an der russischen Ostfront (im Süd-, Mittel- und im Nordabschnitt).

An all das Grauen, das er erlebte, erinnert er sich bis heute mit einer beeindruckenden Detailgenauigkeit. Der Kampfeinsatz endete für den erst 20-Jährigen im April 1945, als er nach den Rückzügen der Wehrmacht aus Russland in der Nähe von Königsberg eingesetzt wurde. Dort geriet er Ende April 1945 in russische Gefangenschaft. Sein Lager befand sich im Donezbecken (heute Ukraine). Dort musste er in einem Kohlebergwerk arbeiten. Viele seiner Kameraden sah er an Erschöpfung sterben. Auch Helmut Schmitt erkrankte ernstlich. Er litt an Gelbsucht, Gastritis und hatte zudem eine Rippenfellentzündung.

Weichen für

das Berufsleben gestellt

Nach seiner Rückkehr aus Russland im Juni 1947, im deutschen Durchgangslager Kienlesberg/bei Ulm, wog er nur noch 89 Pfund. Er benötigte einige Monate, um wieder auf die Beine zu kommen. Die Familie in Neuwied unterstützte den Kriegsheimkehrer in allen Bereichen. Hier wurden auch die Weichen für sein weiteres erfolgreiches Berufsleben gestellt. Bei seinem Onkel Walter (Bruder seines Vaters Karl) begann er ab 1. Januar 1948 als kaufmännischer Lehrling bei der Firma „Walter Schmitt, Feuerwehrgeräte in Neuwied“.

Nach 42 Jahren Tätigkeit, letztlich unter anderem als gleichberechtigter Geschäftsführer mit damals 30 Mitarbeitern, schied Helmut Schmitt Ende 1989 im Alter von 65 Jahren aus der Firma aus. Seine berufliche Laufbahn führte ihn fast automatisch in den ehrenamtlichen Dienst bei der Freiwilligen Feuerwehr in Waldbreitbach. Nach drei Jahren bei der Feuerwehr in Neuwied (ab 1952) trat er 1956 als aktives Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Waldbreitbach bei. Im Jahr 1959 wurde er Amtsbrandmeister des Amtes Neuerburg. Nach der Verwaltungsreform erfolgte die Umbenennung zum Wehrleiter der VG Waldbreitbach.

Viele höhere

Funktionen bei der Feuerwehr

Viele weitere höhere Funktionen in der Feuerwehr folgten, bis hin zum Ersten Vorsitzenden des 1976 neu gegründeten Kreisfeuerwehrverbandes Neuwied. Aber auch auf Landes- und Bundesebene wirkte Helmut Schmitt an verantwortungsvoller Stelle mit. Im Jahr 1967 wurde er in den Vorstand des Landesfeuerwehrverbandes gewählt. Besonders stolz ist der in die höheren Etagen der „Floriansjünger“ aufgestiegene Waldbreitbacher über den Aufbau und regen Besuchsaustausch im Feuerwehrwesen mit der französischen Partnergemeinde St. Honoré-les-Bains. Ein besonderes Ereignis, auf das Helmut Schmitt bis heute stolz ist: Im Juni 1986 wurde er Ehrenbürger der französischen Stadt La-Charité-sur-Loire.

Die vielen Ehren-Auszeichnungen für seinen aktiven Dienst in der Feuerwehr können hier nicht alle aufgezählt werden: Sie endeten 1979 mit dem Deutschen Feuerwehrehrenkreuz in Gold – Steckkreuz und mit der goldenen Ehrennadel des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz.

Wiedtal-Rundwanderweg

liegt ihm am Herzen

Es versteht sich eigentlich von selbst, dass sich Helmut Schmitt auch politisch betätigte. Neben seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als Schöffe beim Landgericht Koblenz (1969/1970) war er, der bereits 1952 in die CDU eintrat, von 1974 bis 1989 Mitglied des Verbandsgemeinderates Waldbreitbach, damals unter den Bürgermeistern Richard Schicker und Alfons Becker. Ein besonderes Anliegen war ihm stets der Ausbau des Wiedtal-Rundwanderweges, dies mit einem sehr engagierten Einsatz ab Anfang der 90-er Jahre. Fertiggestellt sind hier erst die Strecken zwischen Neustadt und Roßbach sowie weiter bis zur Laubachsmühle. Aber die notwendige Verbindung von dort zur Stadt Neuwied steht immer noch aus, was er ungemein bedauert.

Mitglied in vielen Vereinen

Zu dem umtriebigen Waldbreitbacher gehörten auch seine Mitgliedschaften in lokalen Vereinen. Sei es als förderndes Mitglied beim DRK, der Musikvereinigung „Wiedklang“, im Männergesangsverein „Wiedperle“ sowie beim katholischen Kirchenchor „Cäcilia Waldbreitbach“.

Aktives Mitglied war er bei der „St. Sebastianus Schützenbruderschaft Waldbreitbach“, wo er und später auch seine Frau als Schützenkönigin jeweils das Königspaar bildeten (Schützenkönig war er im Jahr 1964). Aktiv war er außerdem im „Karnevalsclub Waldbreitbach“, wo er mit seiner Ehefrau Lilo 1960 als Prinzenpaar die Jecken des Wiedtals durch die fünfte Jahreszeit führte.

Sein Engagement in verschiedenen Bereichen war nur durch das Verständnis und die stete Unterstützung seiner Frau Lilo möglich, wie er mit Nachdruck betont. Zugleich ergänzt er mit nachdenklichen Worten, dass er in all den Jahren seines aktiven Engagements nicht ausreichend Zeit für seine drei Töchter aufbrachte. Seit dem Eintritt ins Rentenalter holt er dies jedoch intensiv nach, denn die Familie bedeutet ihm alles. Er ist eben ein bodenständiger Mensch geblieben.

Insbesondere seine Tochter Ulrike, die im Nebenhaus wohnt, als auch seine ebenfalls in Waldbreitbach wohnende verheiratete Tochter Martina kümmern sich fürsorglich um ihren Vater und sehen täglich nach dem Rechten. Seine Tochter Susanne wohnt in Bielefeld. Bei ihren vielen Besuchen in ihrem Heimatort Waldbreitbach unterstütze sie ihn bei der Erstellung seiner fünf Bücher „Chroniken seines Lebens“. Dies von der Gestaltung über den PC bis hin zum Druck. Seine Lebensdaten mit sehr vielen Urkunden, Bestätigungen, Zeitungsausschnitten, einem regen Briefverkehr, die bis hin zur Ministerialebene reichen, und einer großen Anzahl von Fotos, spiegeln ein aktives Leben wider, wie man es in seiner Vielfalt selten findet.

Neben seiner Freundschaft zum Waldbreitbacher Heilpraktiker Axel Giesen, der unter anderem mehrfacher Europa- und Weltmeister im Einer-Kajak ist, pflegt Helmut Schmitt gleichermaßen bis heute seine Kontakte zu ehemaligen Weggefährten, und dazu zählen nicht nur die Floriansjünger aus „alten Zeiten“.