Mit Projektpartnern, Planern und Professoren

Großer Andrang bei Info-Messe zum Wiederaufbau in der VG Altenahr

Großer Andrang bei Info-Messe zum Wiederaufbau in der VG Altenahr

Dominik Gieler (li.) und Alfred Sebastian bei der Begrüßung zum Auftakt der Info-Messe in Dernau. Fotos: GS

Großer Andrang bei Info-Messe zum Wiederaufbau in der VG Altenahr

Die Informationsveranstaltung im Messe-Format wurde von den Bürgern gut angenommen und positiv bewertet.

Dernau.Grundlage für einen nachhaltigen und innovativen Aufbau nach der Flutkatastrophe ist eine fundierte Planung. Über aktuelle Sachstände informierten im Dernauer Culinarium Wissenschaftler, Projektpartner und Planungsbüros der Verbandsgemeinde Altenahr. Der Andrang interessierter Bürger bei der Informationsveranstaltung im Messe-Format war groß. Sie nutzten die Möglichkeit, von den Experten Informationen aus erster Hand zu erhalten und sich auszutauschen.

Die Eröffnung oblag Verbandsbürgermeister Dominik Gieler und Ortsbürgermeister Alfred Sebastian. Beiden ist klar: „Seit der Flutkatastrophe steht das Ahrtal deutlich unter öffentlicher Beobachtung.“ Dementsprechend sei es aus Sicht der Verbandsgemeinde Altenahr wichtig, die bisherigen Projekte und Aufbauplanungen den Bürgern durch die jeweiligen Experten transparent darzustellen. Während der bisherigen planerischen Arbeit habe es sich ergeben, dass innerhalb der Verwaltung der Begriff Wiederaufbau im täglichen Sprachgebrauch immer mehr den Worten Aufbau und Aufbauplanung weiche.

Fehler nicht wiederholen

„Ein Wiederaufbau würde bedeuten, dass wir unsere Heimat mit den uns in aller Härte vor Augen geführten Fehlern der vergangenen Jahrzehnte wiederherstellen. Und genau das ist nicht der Fall. Wir möchten unsere Heimat mit Blick auf folgende Generationen mit den teilweise sehr bitter gewonnenen Erkenntnissen nachhaltig und resilient gestalten und aufbauen“, sagte Bürgermeister Dominik Gieler. Und Sebastian ergänzte bei seiner Begrüßung: „Bisher gab es fast nur Provisorien, aber es geht langsam voran. In zehn Jahren soll alles schöner sein als vor der Katastrophe.“ Denn: „Wir planen hier für die nächsten 50 Jahre und länger.“

Die Verbandsgemeinde Altenahr und ihre von der Flut betroffenen Ortsgemeinden erfahren laut Gieler seit Juli 2021 vielfältige tatkräftige Unterstützung: Neben zahlreichen Helferinnen und Helfern, die unmittelbar nach der Katastrophe im Ahrtal solidarisch und ehrenamtlich den Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite standen, werde die Verwaltung von zahlreichen Institutionen, Planungsbüros, Hochschulen und Forschungseinrichtungen beraten und unterstützt.

Externe Partner

Dank dieser Unterstützung, eigener Personalaufstockungen in den vergangenen Monaten sowie der Einbindung externer Planungs- und Fachbüros habe die Verbandsgemeinde Altenahr den Personalbedarf weitestgehend kompensieren können. Die externen Partner seien dabei sehr eng mit den Verbandsgemeinde-Mitarbeitern vernetzt und teilweise mehrfach in der Woche für persönliche Planungen im Rathaus.

Wichtig für den immensen Aufbau, den die Verbandsgemeinde Altenahr und ihre Ortsgemeinden zu bewältigen haben, sei eine fundierte Planung. Nur so sei es möglich, Maßnahmen sinnvoll verknüpft oder gebündelt und effizient umzusetzen. An 14 Ständen konnten sich die Messe-Besucher aus erster Hand über das städtebauliche Leitkonzept für die Verbandsgemeinde, einzelne Ortsentwicklungskonzepte, Radverkehrsplanung, Gewässerplanung und Hochwasservorsorge, aber auch über Forschungsvorhaben Studien, Entwürfe und Visionen, informieren. Die Experten hatten ein offenes Ohr sowohl für Vorschläge als auch für Bedenken der Bürger. Im persönlichen Gespräch war es den Experten möglich, schwer verständliche Projekte oder Planungen den Bürgern näher zu bringen.

Details zur Ahrtalbahn

So zum Beispiel für die Bahn Stefan Gleißner als Leiter Technik Portfolio zum ambitionierten Ziel, dass Ende 2025 die Züge der Ahrtalbahn wieder von Remagen bis Ahrbrück rollen. „Wir sind voll im Plan“, sagte Gleißner im Gespräch mit Blick aktuell. Die Bauleistungen seien ausgeschrieben und neun große Baufirmen hätten ihr Interesse bekundet. Welche von diesen einer künftigen Arbeitsgemeinschaft Ahrtalbahn angehören würden, stehe im Januar fest. Noch sei die Bahn mit Aufräumarbeiten beschäftigt, mit dem Baubeginn der neuen, dann voll elektrifizierten Strecke von Remagen bis Ahrbrück rechnet Gleißner dann planmäßig Ende 2025. Insgesamt hatte die Bahn durch die Flutkatastrophe auf Strecken in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen Schäden in Höhe von 1,4 Milliarden Euro zu verzeichnen.

Teilnehmer und Themen

Dass das Messe-Format einer Informationsveranstaltung bei den Bürgern deutlich besser ankommt als reine Vorträge, dessen ist sich Frank Heuser vom Abwassermanagement der Verbandsgemeinde sicher: „Die Veranstaltung ist niederschwellig, die Leute, die kommen, haben auch gezielte Fragen.“ Ein Rundblick im großen Saal des Culinariums gabt ihm recht. Ansprechpartner waren das Planungsbüro AS+P als Koordinator des Info-Marktes für das städtebauliche Leitkonzept, das Planungsbüro Stadtimpuls für die Ortsentwicklungskonzepte Ahrbrück, Hönningen, Kesseling, das Planungsbüro ISU für Altenahr und Kirchsahr und das Planungsbüro Stadt-Land-Plus für Mayschoß, Rech und Dernau sowie das Radverkehrskonzept für die Verbandsgemeinde. Das Ingenieurbüro Porz & Partner informierte über Konzepte zum Umgang mit Gewässer III. Ordnung, Frank Heuser vom Abwasserwerk Mittelahr über das Abwassermanagement, Angelika Petrat aus dem Ahrweiler Kreishaus über Dorferneuerung und regionale Baukultur sowie Stefan Gleißner über den Aufbau der Bahntrasse und der dazugehörigen Brückenanlagen. Den wissenschaftlichen Part übernahmen Vertreter des Umwelt-Campus Birkenfeld zu resilienzsteigernde Maßnahmen gegenüber Starkregenereignissen und daraus resultierende Sturzfluten, die Hochschule Koblenz brachte ihr Kompetenznetzwerk „Wissenschaft für den Wiederaufbau“ ein, die Frankfurter University of Applied Sciences studentische Entwürfe für Rathausplanung und ein Dokumentationszentrum Flut und schließlich das Hochwasser-Kompetenz-Centrum mit Bewusstseinsbildung und Beratung zum Thema Hochwasser und Starkregen.

Zwölf Leitziele

Eine Art Zusammenfassung aller Projekte beinhalten die von AS+P entwickelten und vom Verbandsgemeinderat verabschiedeten zwölf Leitziele für die Verbandsgemeinde. Diese lauten in Kurzform: Den Wiederaufbau und die Weiterentwicklung nachhaltig und zukunftsfähig gestalten. Gefahren bei Naturkatastrophen für die bauliche Infrastruktur minimieren. Den Tourismus breiter aufstellen. Lebendige und attraktive Orte gestalten. Verkehr und Mobilität nachhaltig gestalten. Moderate Siedlungsentwicklung ermöglichen. Daseinsvorsorge dezentral mitentwickeln. Perspektiven für die Wirtschaft aufzeigen. Den Landschaftsraum und die Gewässer schützen und pflegen. Austausch und Vernetzung verstetigen. Die Verbandsgemeinde und ihre Verwaltung stärken. Und letztlich: Zukunftsfähige Projekte planen, finanzieren und realisieren.