Der Kreis Mayen-Koblenz feiert „Goldene Hochzeit“

Großer Empfang zum Jubiläum

Großer Empfang zum Jubiläum

Freuten sich über einen gelungen Neujahrsempfang anlässlich des 50. Geburtstags des Landkreises Mayen-Koblenz (von links): Die ehrenamtlichen Kreisbeigeordneten Judith Lehnigk-Emden und Birgit Meyreis, Günther Schartz, Vorsitzender des Landkreistags Rheinland-Pfalz, Altlandrat Rudolf Schwan, Landrat Dr. Alexander Saftig, Altlandrat Albert Berg-Winters, Innenminister Roger Lewentz, Gernot Mittler, Kreistagsmitglied der ersten Stunde, Moderator Peter Burger und der Erste Kreisbeigeordnete Burkhard Nauroth. Fotos: Kreisverwaltung/Morcinek

Großer Empfang zum Jubiläum

In der Talkrunde mit (von links) Landrat Dr. Alexander Saftig, Altlandrat Albert Berg-Winters, Moderator Peter Burger, Gernot Mittler, Kreistagsmitglied der ersten Stunde, und Altlandrat Rudolf Schwan wurde die 50-jährige Geschichte des Landkreises Mayen-Koblenz noch einmal lebendig.

Großer Empfang zum Jubiläum

Landrat Dr. Alexander Saftig machte in seiner Begrüßungsrede deutlich, dass mit der Gründung des Landkreises Mayen-Koblenz eine Gebietskörperschaft geschaffen wurde, die in ihrer landschaftlichen Vielfältigkeit ihresgleichen sucht.

Großer Empfang zum Jubiläum

Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz ließ es sich nicht nehmen, dem Landkreis persönlich zum 50. Geburtstag zu gratulieren.

Plaidt. Der rote Teppich vor der Hummerichhalle ließ schon erahnen, dass im Wohnzimmer der größten Pellenz-Gemeinde ein ganz besonderes Ereignis stattfindet. Der Landkreis Mayen-Koblenz, der 1970 im Zuge der damaligen Verwaltungsreform gegründet wurde, feiert seinen 50. Geburtstag. Auftakt des Jubiläumsjahres war der Neujahrsempfang, der statt im Kreishaus, am Freitagabend mit rund 280 geladenen Gästen, in der Plaidter Hummerichhalle groß gefeiert wurde.

„Mit der Gründung des Landkreises Mayen-Koblenz wurde eine Gebietskörperschaft geschaffen, die in seiner landschaftlichen Vielseitigkeit seinesgleichen sucht“, so Landrat Dr. Alexander Saftig, der dem Kreis seit 2008 vorsteht, in seiner Begrüßungsansprache. „Die Faktoren Leben, Wohnen und Arbeiten stehen im Einklang, so dass die Region Menschen den idealen Raum bietet sich eine Zukunft aufzubauen“, betont Saftig, dass die meisten der 215.000 Einwohner im Kreis sich als ein Gebiet verstehen und mittlerweile „zusammengewachsen ist, was zusammengehört.“ Vielleicht trägt dazu auch die Wiedereinführung des Alt- Kennzeichens „MY“ bei, das im Zuge der Verwaltungsreform in den 70er Jahren aus dem Verkehr gezogen und durch das Kennzeichen „MYK“ ersetzt wurde. Immerhin zieren die Anfangsbuchstaben MY, die damals das Kennzeichen des Landkreises Mayen waren, seit seiner Einführung 2013 rund 80.000 Fahrzeuge im MYK-Kreis.

Unterhaltsame Talkrunde

Gespickt mit Anekdoten und Erinnerungen ließen Landrat Alexander Saftig und seine Vorgänger, in einer unterhaltsamen Talkrunde 50 Jahre Landkreis Revue passieren. Alt-Landrat Dr. Georg Klinkhammer und erster Landrat des neu gegründeten Landkreises Mayen-Koblenz (Amtszeit 1970 bis 1989) hatte seine Teilnahme an den Feierlichkeiten aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig abgesagt. Vertreten wurde er von Gernot Mittler, Kreistagsmitglied von 1970 bis 1986 und später langjähriger Finanzminister des Landes. Komplettiert wurde die von Peter Burger moderierte Talkrunde von den Alt-Landräten Rudolf Schwan (1990 bis 1991) und Albert Berg-Winters (1992 bis 2008, CDU).

Die „Goldene Hochzeit“, die in diesem Jahr groß gefeiert wird, war seinerzeit alles andere als eine Liebeshochzeit. Insbesondere für die Einwohner des Kreises Mayen kam die Fusion einer Zwangsehe gleich, gegen die sie bereits vor deren Vollendung heftig protestierten.

„Die Stimmung war extrem aufgeheizt“, erinnert sich Gernot Mittler, SPD-Kreistags-Mitglied der ersten Stunde. Mittler beschreibt die Zusammenführung der zwei Verwaltungen vor allem in den ersten Jahren als Herkulesarbeit. „Die Mayener haben mit Florett und Säbel Position gegen die Landesvertreter bezogen“, berichtet der Obermendiger. Der damalige Ministerpräsident Helmut Kohl sei bei seinen Besuchen in der Eifelstadt nicht nur ausgebuht worden, es habe auch den einen oder anderen Rippenstoß gegeben“, erinnert Mittler an ein Zusammentreffen Kohls mit den Fusionsgegner im Mayener Hotel Sterngarten, das als „Nacht der langen Messer“ in die Annalen einging.

Aller Widerstand habe aber nichts gebracht. Mit dem „7. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung in Rheinland-Pfalz vom 28. Juli 1970 mit Wirkung vom 7. November 1970“ wurden die beiden Landkreise Mayen und Koblenz, die 1816 entstanden waren, zusammengelegt.

„Doch letztendlich sei es nicht ganz so schlimm gekommen, wie die Mayener befürchteten“, glaubt Mittler. „Dass Mayen allerdings den Verwaltungssitz an Koblenz verloren hat, hielt ich seinerzeit und halte ich auch heute noch für einen großen Fehler“, betont Mittler. „Der Landrat gehört in den Landkreis.“

Im Gegenzug zum Verlust des Kreissitzes erhielt die Stadt Mayen die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, die das freiwerdende Landratsamtsgebäude bezog, sowie das neu eingerichtete Straßenbauamt. Auch blieben die Kfz-Zulassungsstelle, das Katasteramt sowie das Kultur- und Gesundheitsamt der Stadt erhalten. Der Einzugsbereich der Dachdeckerfachschule wurde sogar erweitert.

Klinkhammer führte Verwaltungen zusammen

Der erste Landrat des neu gegründeten Landkreises Mayen-Koblenz war Georg Klinkhammer, der gleichzeitig der letzte echte Preußische Landrat war, ernannt von Minister Helmut Kohl. Klinkhammer führte nicht nur die beiden Verwaltungen zusammen, sondern galt als Vater der Wirtschaftsförderungsgesellschaft am Mittelrhein und der Rhein-Mosel-Eifel-Touristik. Zudem hatte er gemeinsam mit dem Ersten Kreisdeputierten Lambert Mohr das Bims-Programm aufgelegt, wodurch zahlreiche Flächen für die Industrie vorgehalten wurden. Während Mittler meinte, dass er sich bis heute nicht über die Wirkung dieses Programms im Klaren sei, betonte Alt-Landrat Berg-Winters, dass Klinkhammer mit diesem Programm seinerzeit die Weichen für die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises gestellt habe.

Ein kurzes Gastspiel als Landrat gab Rudolf Schwan, der 1990 vom Kreistag gewählt wurde und seine Amtszeit bereits nach zwei Jahren mit einem Wechsel in den RWE-Vorstand beendete. Zu seinen Projekten zählte unter anderem nach der Wiedervereinigung Deutschlands die Entsendung von Mitarbeitern für mehrere Wochen zur Aufbauarbeit nach Thüringen.

Erstmals per Urwahl gewählt wurde sein Nachfolger Albert Berg-Winters, der zunächst vom Kreistag und schließlich zu seiner zweiten Amtszeit 2001 direkt von den wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern des Kreises zum Landrat gewählt wurde. „Durch diese Urwahl habe ich mich besonders legitimiert gefühlt“, betont Berg-Winters. Zu seinen Projekten zählen unter anderem die Traumpfade und der Vulkanpark. Auf Letzteres sei er besonders stolz. „Der Vulkanpark war meine Idee, da ich mich schon immer für Vulkane interessiert habe. Das ist ein Pfund mit dem man wuchern kann“, so Berg-Winters.

Landkreis steht vor zahlreichen Herausforderungen

In Weißenthurm geboren, in Saffig aufgewachsen, in Andernach zur Schule gegangen und wohnhaft in Kottenheim, ist der aktuelle Verwaltungschef Alexander Saftig, ein ‚Kind‘ der Region. „Das hat den Vorteil, dass ich die Dialekte verstehe“, scherzt Saftig, der betont, das der Landkreis auch 50 Jahre nach der Gründung vor zahlreichen Herausforderungen stehe, die es zu meistern gelte. Migration, Klimawandel und Digitalisierung seien Themen, die ihn bereits seit 2008 bewegen. „Es ist wichtig, Themen aufzugreifen, die die Gesellschaft bewegen“, sagt Saftig. „Um frühzeitig die Weichen zu stellen, gilt es nach vorne zu schauen und zu erkennen, was auf uns zukommt“, betont Saftig, dass dies beispielsweise bei der Flüchtlingskrise im Kreis gut funktioniert habe. Derzeit stehen die Digitalisierung und der damit verbundene Wandel der Gesellschaft im Vordergrund. „In puncto Breitbandausbau bearbeiten wir derzeit die letzten weißen Flecken im Kreis“, so Saftig. Als weitere Stichpunkte nannte der Landrat die ärztliche Versorgung, den Klimaschutz, die immer älter werdende Bevölkerung und die Mobilität, bei der ÖPNV, Radverkehr und E-Mobilität eine immer wichtigere Rolle spielten. „Die Mayen-Koblenzer haben in 50 Jahren bewiesen, dass wir uns blind auf sie verlassen können“, lobt der Landrat vor allem das große ehrenamtliche Engagement der Bürger im Kreis. Ihm persönlich gehe es nach dem Herzinfarkt im vergangenen Jahr wieder besser. „Ich habe bereits kleine Wanderungen auf den Traumpfädchen unternommen und hoffe, dass ich in diesem Jahr wieder größere Touren in Angriff nehmen kann.“

Auch der rheinland-pfälzische Innenminister, Roger Lewentz, gratulierte dem MYK-Kreis zum 50. Geburtstag. „Mayen-Koblenz ist mit seinen 215.000 Einwohnern, nicht nur der größte, sondern aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke auch einer der wichtigsten Landkreise in Rheinland-Pfalz“, lobt Innenminister Roger Lewentz. Das Rheinland-Pfalz so robust aufgestellt sei, habe das Land auch dem Kreis MYK zu verdanken, so Lewentz. „Hätten die Menschen damals das Autokennzeichen „MY“ behalten dürfen, wäre einigen die Fusion sicher einfacher gefallen“, verweist Lewentz auf den heftigen Widerstand Ende der 1960er Jahre, den die Zusammenlegung der Alt-Landkreise Mayen und Koblenz in der Bevölkerung auslöste.