Gedenkkonzert in Montabaur

Gute Nachricht führte zu persönlicher Tragödie

Gute Nachricht führte zu persönlicher Tragödie

Beim Abwurf dieses Flugblatts stürzte Walter H. Schulze in den Tod. Quelle: Stadt Montabaur

Montabaur. Am Freitag, 28. Juni, ab 13 Uhr findet in Montabaur das Gedenkkonzert „Peace Messenger“ statt.

Zum historischen Hintergrund

Nach dem Waffenstillstand des Ersten Weltkriegs vom 11. November 1918 besetzten Frankreich, Großbritannien und die USA das linksrheinische Gebiet in drei Besatzungszonen und bildeten zusätzlich je einen Brückenkopf auf dem rechten Rheinufer, um im Falle des Scheiterns der Friedensverhandlungen sofort in das unbesetzte deutsche Gebiet vordringen zu können. Hauptquartier der US-Truppen dieses Brückenkopfes und Garnison der 1. US-Infanteriedivision war Montabaur, und in fast allen Städten und Dörfern des Westerwaldes waren zumindest kleinere amerikanische Einheiten stationiert.

Als am 28. Juni 1919 der Friedensvertrag von Versailles unterzeichnet wurde, bedeutete das nicht nur das juristische Ende des Krieges, sondern auch statt des drohenden Einmarsches in Deutschland die realistische Hoffnung dieser Besatzungssoldaten auf baldige Heimkehr.

Damit diese möglichst schnell und öffentlichkeitswirksam davon erfahren sollten, wurde als einer von zwei jungen Fliegeroffizieren der auf der Koblenzer Karthause stationierten US-Luftwaffe der deutschstämmige US-Pilot Walter H. Schulze beauftragt, Flugblätter mit der Friedensnachricht über Montabaur und anderen Stationierungsorten abzuwerfen. Dabei stürzte er am Ortsrand von Montabaur tödlich ab.

Das Gedenkkonzert soll also am hundertsten Jahrestag zum einen an den epochalen Friedensvertrag von Versailles als Hoffnung erinnern, dass man nach viereinhalb Jahren Krieg wieder nach vorne schauen konnte, zum anderen des Piloten gedenken, der tragischerweise als „Peace Messenger“ bei der Überbringung dieser guten Nachricht sein Leben verlor.

Der Ablauf ist so geplant, dass zwei Marching Bands zeitgleich von beiden Seiten in und durch die Fußgängerzone marschieren, sich am Großen Markt treffen und dort ein bis zwei Stücke spielen. Als Rahmenprogramm wird dort in der Bürgerhalle des alten Rathauses vom Institut für geschichtliche Landeskunde der Universität Mainz eine beachtenswerte Ausstellung zur amerikanischen Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg aufgebaut. Bürgermeisterin Gabi Wieland wird an diesem ersten Spielort der Bands auch eine Ansprache halten.

Danach marschieren die Bands geschlossen zum Wolfsturm, wo seit 2016 in unmittelbarer Nähe des Absturzortes ein Denkmal an den Tod des „Peace Messengers“ erinnert, und geben dort als Brass Band den zweiten Teil des Konzerts mit swingender US-amerikanischer Musik der 1920er Jahre.

Zur Musik

Marching Bands entstanden in den USA nach dem Ende des Bürgerkriegs und waren zunächst noch militärisch geprägt, weil ihr Repertoire vornehmlich aus Marschliedern bestand. Inzwischen hat sich das geändert, und heute stehen der Showeffekt und die Performance in Verbindung mit stark rhythmisch geprägter Musik im Vordergrund. Die Besetzung mit vielen Schlaginstrumenten, Blech- und Holzblasinstrumenten ist geblieben, die Titel und Arrangements kommen aber jetzt aus aktueller Pop-, Rock- oder Jazzmusik.

Das Landesmusikgymnasium präsentiertH an diesem Tag zwei eigens für diesen Anlass zusammengestellte Marching Bands. Sie werden – entsprechend ihrer Tradition – durch die Straßen marschierend lautstark musizieren und sich dann auf dem Marktplatz zu einem gemeinsamen Platzkonzert treffen. Im Anschluss wird das „Yellow Tone Orchestra“ beim Denkmal für den abgestürzten Piloten ein Konzert mit Swingklassikern und zeitgenössischer Big-Band-Musik geben.

Als etwas ganz Besonderes wird ein von dessen Leiter Andreas Steffens auf Big Band arrangierter „Souvenir Song“ des Komponisten Woodward Trahern von 1919 gespielt, in dem die „US-Boys“ witzig-sentimental der schönen Zeit am Rhein nachtrauern.

Dauer insgesamt: 13 Uhr bis etwa 15 oder 15.30 Uhr.