Ein Streifzug durch die regionale Geschichte

Historische Orte rund um Dernau

Historische Orte rund um Dernau

Besuchergruppe am jüdischen Friedhof Dernau. Foto: Bernd Schreiner

Dernau. Die Besitzerin der Ahrtalbuchhandlung in Ahrweiler, wo sich Herr Dr. Lellek aus Bonn nach Literatur zur regionalen Geschichte umgesehen hatte, hatte den Kontakt zu Matthias Bertram hergestellt. So kam es nun zu einer interessanten Führung mit dem Freundeskreis um Dr. Lellek und seinen Freunden aus Berlin und Hannover, die am Aussichtspunkt „Schönste Weinsicht“ oberhalb von Dernau ihren Ausgang nahm. Beginnend mit einem kleinen Blick in die unterschiedlichen geologischen Formationen mit dem Bruchgraben zwischen Dernau und Rech und der mäandernden Ahr zwischen Dernau und Walporzheim, führte der Vortrag die Zuhörer über das römische Dernau, den vermutlichen historischen Ursprung des Namens Dernau (Degerana vale) hin zu Dagernova, dem Kunstnamen der heutigen Ahrwinzergenossenschaft mit Sitz in Bad Neuenahr-Ahrweiler und Dernau. Hatte ein Teil der Gruppe am Tag zuvor schon die Erinnerungsstätte „Lager Rebstock“ besucht, so konnte auch kurz auf Fragen dazu eingegangen werden. Hauptthema der sonntäglichen Führung sollte diesmal der kleine, aber älteste, jüdische Friedhof im Kreis Ahrweiler sein, oberhalb von Dernau gelegen.

Über die ersten Erwähnungen im Jahr 1434 leitete Bertram über in die Napoleonische Zeit, in der Dernau das Zentrum des Judentum in der Ahrregion war, mit bis zu fünf Prozent jüdischen Einwohnern im Ort. Die Gesetze Napoleons zur Namensgebung der Juden wurden ebenso diskutiert wie das Thema „koscherer Wein“ und die Rolle der Juden im Weinbau der Ahrregion. Waren die Freiheiten der jüdischen Bürger gegen Mitte der 19. Jahrhundert denen ihrer christlichen Nachbarn dem Grunde nach gleichgestellt, so verschafften sich in der wirtschaftlich schwierigen Zeit nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 vermehrt antisemitische Strömungen mediales Gehör. Dies war damals nicht nur ein auf Deutschland beschränktes Phänomen, wie wir einem Reiseführer aus dem Jahr 1906 entnehmen können, der da schreibt: „Dernau is a nest of blood-sucking Jews who prey on the exigences of the peasants, getting the sale of the wines into their hands, in bad times advancing money at high interest; and once getting a grip on a farm not letting go again.“ Mit den tatsächlichen Verhältnissen vor Ort hatten diese medialen Unterstellungen erst einmal überhaupt nichts gemein, aber, aus welchen Gründen auch immer, wurden diese angeblichen „Fakten“ damals veröffentlicht.

Im Detail wurden die Grabsteininschriften der Familien Heymann, Baer, Mayer/Schweitzer besprochen, von denen einzelne Sterbedaten Fragen aufwerfen, die erst zu beantworten sind, wenn man sie mit den Einträgen in den Sterberegister, zeitgeschichtlichen Dokumenten und den Aussagen von Nachkommen, Nachbarn und Zeitzeugen abgleicht.

Abschließend ging Bertram noch kurz auf Erinnerungstafeln über jüdisches Leben ein, die von einer privaten Dernauer Initiative für die Gemeinde Dernau erarbeitet werden. Spontan kündigten die Besucher an, diese Initiative finanziell unterstützen zu wollen.

Diese Zeitreise durch die Geschichte des Ahrtals schloss die Gruppe mit einem Besuch im Restaurant Hofgarten im Zentrum von Dernau ab; einem Restaurant, welches auf alten geschichtsträchtigen Trümmerresten (römisch, alemannisch und fränkisch) erbaut wurde.