Das Gehalt für die Mitarbeiter wird bis Januar gezahlt

Insolvenz der Koblenzer Brauerei:„Es wird gebraut, solange es geht“

Insolvenz der Koblenzer Brauerei:
„Es wird gebraut, solange es geht“

Die Koblenzer Brauerei: Stabilisieren, sanieren und fortführen ist das Ziel. Foto:HEP

Koblenz. „Nichts Genaues weiß man nicht“: Diesen Eindruck bekommt, wer bei dem vorläufigen Insolvenzverwalter der Koblenzer Brauerei Rechtsanwalt Dr. Alexander Jüchser nachfragt.

Der lässt über die Kölner Agentur dictum media gegenüber BLICK aktuell über die Zukunft der Traditionsbrauerei mitteilen: „Der vorläufige Insolvenzverwalter und sein Team verschaffen sich derzeit einen tieferen Eindruck über die wirtschaftliche Situation. Zumindest durch das Insolvenzgeld wird die Traditionsbrauerei von einem wesentlichen Posten auf der Ausgabenseite entlastet. Der vorläufige Insolvenzverwalter wird alle Lösungsoptionen ausloten, um die Fortführung und den Erhalt der Koblenzer Brauerei zu ermöglichen. Dies ist jedoch insbesondere von der Lösung mit Investoren abhängig.“ Das bedeutet, dass die insolvente Koblenzer Brauerei im Stadtteil Stolzenfels, bis 2012 Königsbacher, vorerst weiterhin besteht. Dazu der Insolvenzverwalter: „Der Geschäftsbetrieb läuft im vollen Umfang uneingeschränkt weiter. Es wird Bier gebraut und an die Kunden aus Gaststätten und Einzelhandel ausgeliefert. Es wird gebraut, solange es geht.“

Die etwa 40 Brauereimitarbeiter unter den Geschäftsführern Jörn Metzler und Thomas Beer bekommen von November bis einschließlich Januar ihr Gehalt, genannt Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit. Es gibt aber kein Weihnachtsgeld, darauf hatten viele aus Angst vor Arbeitsplatzverlust bereits Jahre zuvor verzichtet, denn das ist eine freiwillige Leistung.

Stabilisieren und sanieren

Und wie geht es jetzt weiter? „Ziel sei“, so Dr. Alexander Jüchser, „das Traditionsunternehmen zu stabilisieren, zu sanieren und fortzuführen sowie dabei möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten. Der vorläufige Insolvenzverwalter und die Geschäftsführung werden alle Optionen ausloten, um trotz schwieriger Ausgangssituation eine Zukunftslösung zu finden. Ob und wie dies gelingen könnte, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden, da es hierzu noch schlicht zu früh ist.“

Mit ihrer Insolvenz ist die Koblenzer Brauerei nicht allein, denn seit der Corona-Krise sind ein Viertel aller deutschen Bierbrauereien existenzgefährdet. Gründe sind wohl enorme Umsatzrückgänge u.a. durch Kneipen- und Restaurantschließungen und vieles wird auch für die Brauereien erheblich teurer. Diese Kosten können sie aber kaum an ihre Kunden weitergeben. Könnte denn auch der 2019 vom Stadtrat gefasste Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans 330 „An der Königsbach“ mit Flächennutzungsplanänderung indirekt zu der Insolvenz beigetragen haben?

„Dieser Zusammenhang besteht nicht“, erklärte der städtische Pressesprecher Thomas Knaak auf BLICK aktuell-Anfrage: „Der Bebauungsplan ist geteilt worden, in einen Teil östlich der B9 (330a), dort wo Wohnraum entstehen soll und einen Bereich westlich der B9, wo die Brauerei steht. Der Bebauungsplan 330a ist seit August rechtsverbindlich. Es liegt in dessen Geltungsbereich auch ein erster Bauantrag für ca. 170 Wohneinheiten vor.“ In der Ratsvorlage vom 19. April 2019 zum Aufstellungsbeschluss steht jedoch: „Seitens des Eigentümers der Liegenschaft Koblenzer Brauerei GmbH wurden umfangreiche Entwicklungsabsichten an die Verwaltung herangetragen. Neben der Erhaltung/Entwicklung des Brauereibetriebes stehen derzeit weitere/ergänzende Nutzungen in der Betrachtung. So ist die Etablierung einer Hotelnutzung, die Schaffung von Wohnraum sowie die Unterbringung gewerblicher bzw. Dienstleistungsnutzungen im Areal angedacht.“

Dabei hatte im Jahre 2018 die Seitz-Consulting GmbH aus Sonthofen das gesamte Königsbacher Brauerei-Areal, also zwischen Bahnlinie und Rhein sowie östlich das Betriebsgelände, gekauft.

Christian Seitz, der wohl bald mit dem Bau von 170 Wohneinheiten am Rhein beginnen wird, schrieb damals über seine Pläne an die Stadtverwaltung, dass das Hochhaus mit Ausnahme der Brauereigaststätte in ein Hotel mit neuer Fassade umgebaut werden soll.

Des Weiteren sei der Neubau einer Erlebnisbrauerei möglich, für die aber Tanks und Kühlanlagen entfernt werden müssten. Der Investor wollte erst auf dem westlich der B9 gelegenen Betriebsgelände beginnen, da seiner Ansicht nach hier kein Bebauungsplan notwendig sei. Bei der Stadtverwaltung wird dies wohl anders gesehen, denn bisher gibt es zum Bebauungsplan 330B noch gar nichts.

Überraschter Oberbürgermeister

Apropos Stadtverwaltung: Die teilte mit, dass das Insolvenzverfahren der Koblenzer Brauerei Oberbürgermeister David Langner überrascht hat. „Er ist mit den Beteiligten im Austausch und sehr daran interessiert, dass die Öffentlichkeit bald Klarheit darüber gewinnt, welche Zukunft der Braustandort Koblenz hat. Das Insolvenzverfahren sollte keinen Einfluss auf das Wohnbauprojekt auf der anderen Seite der B 9 haben“, sagt Thomas Knaak.