Förderverein der Bahn-Sozialwerk („BSW“) Eisenbahnfreunde Lahnstein-Koblenz

Internationale Lahnsteiner Modellbahntage

Internationale Lahnsteiner Modellbahntage

In Lahnstein zum ersten Mal präsentiert: die Brohltalbahn-Anlage. Fotos: BSB

Internationale Lahnsteiner Modellbahntage

Triebwagen und Lokomotiven der „Leuvense Spooreen Vrienden“ aus Belgien.

Internationale Lahnsteiner Modellbahntage

Immer wieder sehenswert: Das Modell der Malbergbahn, auf das hier Berthold Hagner, der Vorsitzende des MEC, ein wachsames Auge hat.

Internationale Lahnsteiner Modellbahntage

Stephan Kindling überwacht und steuert die Funktionen seiner TT-Anlage „Von Waldungen nach Kornbach“.

Internationale Lahnsteiner Modellbahntage

Michael Hergarten (2. v. li.), Rainer Dargel (re.) und ihre „Spur H-Nuller“-Freunde aus Willich präsentierten in Lahnstein zum ersten Mal ihre Brohltalbahn-Anlage.

Lahnstein. Es war das 18. Mal, dass der Förderverein der Bahn-Sozialwerk („BSW“) Eisenbahnfreunde Lahnstein-Koblenz zu den Internationalen Lahnsteiner Modellbahntagen einlud. Dem Coronavirus zum Trotz strömen an beiden Veranstaltungstagen die Besucher, überwiegend männliche, in die Stadthalle. Hier wollen sie sich von den ausgestellten Modellbahnanlagen und Dioramen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Luxemburg, Polen, Italien und den Niederlanden inspirieren und begeistern zu lassen. 20 der 25 Anlagen können zum ersten Mal hier angeschaut werden. Hauptorganisator der Modellbahntage ist der Modelleisenbahnclub Lahnstein-Koblenz („MEC“), die 1981 gegründete Freizeitgruppe des BSW. Neben den Ausstellungsobjekten sind es die Händler und Kleinserienanbieter, die die Attraktivität der Veranstaltung ausmachen. An ihren Ständen holen Besucher Tipps und Tricks ein und hoffen, exakt das Teil zu finden, das in ihrer Anlage noch fehlt. Ob es Gleise, Bäume, Figuren, Gebäude, Loks oder Waggons sind - alles, was das Modellbauer-Herz höherschlagen lässt - ist für nahezu jeden gängigen Maßstab zu haben. Am Stand von Modellbahn-Fridolin aus Mülheim-Kärlich wird Friedhelm Hürter gerade nach einem Dachbinder in einer ganz bestimmten Größe gefragt. Ohne zu zögern, zaubert der Händler aus der Materialkiste gleich mehrere Versionen der winzigen, aus Furnierholzstreifen in Handarbeit zusammengesetzten Bauteile. Spezialität des Modellbahn-Ausrüsters sind feinste Ladegüter und Brücken aus Holz und aus Papier. Beim Betrachten dieser kleinen Kunstwerke gerät man ins Staunen, wie feinmotorisch Männerhände zu Werk gehen können.

Französisch-luxemburgische „Inselanlage“

Neben dem Kaufen ist es ausgesprochen beliebt, zu tauschen, was bei der Modellbahnbörse möglich ist. Aber die höchste Anziehungskraft üben die ausgestellten Modellbahnanlagen aus. Von allen Seiten werden sie betrachtet und fotografiert. Man will offenbar lernen von der Kunst und den Ideen der Modellbauer-Kollegen. Gleich zu Beginn fällt die französisch-luxemburgische „Inselanlage“ ins Auge. Statt Wäldern und Feldern gibt es hier Möwengeschrei und einen Leuchtturm. Um die darunter aufgestellten Häuser verlaufen die Bahngleise für die kleine Inselbahn. Unten an der Kaimauer ist ein kleiner Hafen mit einem Fischerboot zu sehen. Ein wenig weiter ein Strandabschnitt mit Sonnenbadenden. Am Nachbarstand beeindruckt die TT-Anlage (Maßstab 1 zu 120) von Stephan Kindling aus Halle/Saale besonders wegen ihres kreativen Detailreichtums. Durch eine von Wald und Wiesen geprägte typisch thüringische, aber doch frei erfundene Mittelgebirgslandschaft fährt die Dampflokomotive von Waldungen nach Kornbach über verbaute 17 Meter Schienen. Um Ideen umzusetzen, hat der Automatisierungstechniker im Ruhestand vieles in Eigenbau angefertigt. Sein ganzer Stolz ist der Glockenturm der Kirche, in den er zwei, sich sichtbar bewegende Glocken einsetzte. Auf Knopfdruck läuten sie. Für das, was sonst noch auf Knopfdruck passiert, muss der Betrachter sehr genau hinsehen. Da schwenkt dann beispielsweise die etwa 1,5 cm große Figur die winzig kleine Gießkanne in ihrer Hand, um Blumen zu gießen. Die Geschichte, die Kindling erzählt mit der Szenerie, deren Erschaffung 1979 begann, wird wohl nie zu Ende erzählt sein. Auf genau so viele Interessierte stößt das Modell der von 1900 bis 1965 betriebenen Schmalspurbahn Philippsheim-Binsfeld. Herbert Schneider von den Modellbahnfreunden Schweich und Helmut Reichelt vom MEC arbeiten daran, markante Streckenabschnitte im H0-Maßstab (1 zu 87) vorbildgerecht nachzubauen. Mit einem Baukasten-System ist das nicht zu schaffen. Sogar Minister Roger Lewentz, der gerade hinzukommt, zeigt sich sehr beeindruckt von der noch im Ausbau befindlichen Segment-Anlage, die anhand von aufwendiger Recherchearbeit Bahnhöfe, Lokschuppen, Häuser und sogar die Fahrzeuge der in der Landschaft agierenden Menschen originalgetreu, aber eben im Kleinformat, wieder zum Leben erweckt.

H0-Anlage „Brohltalbahn“

Trotz des Bemühens um das Bewahren von alter Bau- und Industriekultur hat in dieser Anlage die Digitalisierung Einzug gehalten. Mittels einer Smartphone-App können die Züge bewegt und typische Geräusche erzeugt werden. Noch im Wachsen befindet sich auch die erstmals in Lahnstein gezeigte H0-Anlage „Brohltalbahn“ von Michael Hergarten und Rainer Dargel, die in diesem Moment vom ÖBB Nightjet durchfahren wird. Acht verschiedene Züge fahren im kontinuierlichen Wechsel auf der Hauptstrecke. 2005 begann Hergarten, der aktives Mitglied des Vereins „Interessengemeinschaft Brohltal-Schmalspureisenbahn“ ist, mit dem Bau der weitläufigen Anlage. Neben Umladebahnhof und Rheinhafen haben Tankstelle, Biergarten und Schiffsanleger schon ihre Plätze gefunden. Aber vor allem im mittleren Bereich, wo jetzt Gebäude-Prototypen aus Pappe stehen, ist noch viel auszugestalten. Originalpläne und Fotos dienen den Modellbauern als Vorlage, damit die Reise im „Vulkan-Express“ von Brohl am Rhein bis Engeln in der Eifel jetzt auch im Kleinen angetreten werden kann. Zu den weiteren Highlights der Ausstellung gehören die MEC-eigene Malbergbahn und eine Kirmes-Szene. Darüber hinaus sind es die Schaukasten-Anlagen, vor denen die Besucher fasziniert stehenbleiben. Durch geschickte Hintergrundgestaltung und Beleuchtungseffekte erhält die Szene eine realistische Tiefe.

„Die Kirche entlang der Schweizer Eisenbahn“

Ein Beispiel dafür liefert die Eifeltalbahn, die schon seit Jahren die Ausstellung bereichert. Mit „special effects“ und schönen Lokomotiven zieht der Schaukasten „Die Kirche entlang der Schweizer Eisenbahn“ der „Leuvense Spooreen Vrienden“ aus Belgien die Besucher wie ein Magnet an. Bei den beiden Dioramen von Hartmut Stöver gerät das Thema „Eisenbahn“ trotz Güterverkehr und Hochbahn nahezu in den Hintergrund. In einer wie ein Wimmelbild angelegten, extrem detailreichen Straßenszene in den Nachkriegsjahren dominieren Menschen und ihr Tun. Vieles ist in liebevoller Handarbeit entstanden und der Betrachter darf getrost genau hinschauen, in die Fenster der Werkstätten, Kneipen und Wohnungen - sogar unter die Röcke der Damen. Das Hinschauen lohnt sich hier wie dort gleichermaßen. Denn den Lahnsteiner Eisenbahnfreunden, die in den letzten 17 Jahren weit mehr als zweihundert verschiedene Modellbahnanlagen aus elf europäischen Ländern nach Lahnstein holten, ist es einmal wieder gelungen, den Besuchern Anlagen zu zeigen, die sich durch exzellenten Landschaftsbau, Detailverliebtheit und hervorragende Präsentation auszeichnen.