Aus dem ehemaligen Kloster soll eine Mischung aus Wohnraum, Gewerbe, Kultur und Bildung entstehen

Investor stellt Pläne für Revitalisierung des Klosters Calvarienberg vor

Investor stellt Pläne für Revitalisierung des Klosters Calvarienberg vor

Investor Roland Breunig von der Breunig Holding GmbH (Vierter von links) stellte seine Pläne vor, mit der das mittlerweile säkularisierte Kloster wieder lebendig gemacht werden soll. Foto: JOST

Ahrweiler. „Das Kloster Calvarienberg prägt das gesamte Ahrtal, deshalb muss auch in Zukunft respektvoll und rücksichtsvoll damit umgegangen werden“, machte Bürgermeister Guido Orthen (CDU) bei einer Informationswanderung im Refektorium des Klosters Calvarienberg klar. Vor mehr als 150 interessierten Zuhörern stellte Investor Roland Breunig von der Breunig Holding GmbH (Würzburg) dort seine Pläne vor, mit der das mittlerweile säkularisierte Kloster wieder lebendig gemacht werden soll. Aus dem ehrwürdigen Kloster hoch über dem historischen Ahrweiler soll nämlich eine spannende Mischung aus Wohnen, Gewerbe, Kultur und Bildung entstehen. Zugleich hofft die Stadt, im Rahmen des Vorhabens auch die immer stärker zutage tretende Parkplatzproblematik rund um die Schule in den Griff zu bekommen.

Im Januar habe sein Unternehmen das Kloster notariell erworben und auch schon zum Teil bezahlt, berichtete Breunig. Nach früheren Angaben will er insgesamt mehr als 50 Millionen Euro in das Projekt investieren. Damit will er nicht nur das historische Kloster in ein Hotel mit 200 Betten sowie 30 Eigentumswohnungen umbauen, erläuterte er bei der Informationsveranstaltung. Außerdem sollen im ehemaligen Klostergarten noch acht Mehrfamilienhäuser mit jeweils drei Wohneinheiten von 65 bis 100 Quadratmeter sowie zehn Reihenhäuser für junge Familien mit etwa 185 Quadratmeter Wohnfläche entstehen. Diese sollen ebenso wie zehn exklusive, zwischen 120 und 180 Quadratmeter große Wohnungen „im Weinberg“ neu gebaut werden. Das gilt auch für einen siebengeschossigen „Grünen Vermittler“, in dem beispielsweise Mehrgenerationenwohnen und integrative Wohngruppen errichtet werden sollen. Sogar eine kleine Gewerbezeile sowie ein 800 Quadratmeter großes Restaurant im ehemaligen Refektorium sind geplant. Dafür soll auch der alte Holzbackofen, der Breunig besonders gut gefällt, reaktiviert werden und künftig als Mittelpunkt der Gastronomie dienen.

Weithin sichtbares

Wahrzeichen der Stadt

Schließlich handele es sich bei dem Calvarienberg um mehr als nur ein Gebäude, erinnerte Orthen an die bewegte Geschichte des weithin sichtbaren Wahrzeichens der Stadt. Das Kloster Calvarienberg habe eine lange Tradition und kennzeichne die Stadt auf besondere Weise. Dieses ambitionierte Projekt würdige die Bedeutung des Klosters noch einmal und stelle zugleich seinen besonderen Charakter heraus. „An dem Calvarienberg hängt ein Stück Identität für die ganze Stadt, eine Brache wäre hier keine Lösung“, sah er in einem fortdauernden Leerstand des Klosters keine Alternative zu den Plänen.

Auf jeden Fall gibt Breunig zu: „Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir sind auch nach der Flut von der Region, der exponierten Lage und dem hervorragenden Gebäudeensemble beeindruckt.“ Er sei überzeugt, mit dem architektonischen und inhaltlichen Konzept einen nachhaltigen Beitrag für die Entwicklung des Ahrtals leisten zu können. Im ehemaligen Internat des Klosters, das 1630 von den Franziskanern errichtet und 2017 vom Ursulinenorden aufgegeben worden war, sollen in der vom Investor bevorzugten Variante ein Hotel der Kategorie 4*plus mit 200 Betten entstehen. Mit einem „sehr interessierten“ Hotelbetreiber sei man schon in sehr guten Gesprächen hierfür. Aber auch, wenn man sich mit dem nicht handelseinig würde, werde nach einem anderen Hotelbetreiber gesucht.

Fassade soll weitgehend

unverändert bleiben

Sollte die Hotellösung dennoch nicht zum Zuge kommen, würden allein im ehemaligen Internat bis zu 7000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen, womit nach umfangreichen Umbauarbeiten in der „hervorragenden Bausubstanz“ etwa 70 Eigentums-Wohneinheiten zwischen 35 und 100 Quadratmetern bezugsfertig würden. Weil das Kloster einen großen historischen Wert für die Stadt habe und darüber hinaus denkmalgeschützt sei, habe man mit den Denkmalfachbehörden vereinbart, die Fassade weitestgehend unverändert zu lassen und auch im Innenbereich so wenig wie möglich umzugestalten.

In den Wirtschaftsgebäuden unterhalb des Klosters, die teilweise abgerissen und teilweise saniert werden sollen, ist eine 1480 Quadratmeter große Gewerbefläche für mehrere kleine Läden und Manufakturen vorgesehen. Die ehemalige Klosterkirche, die mittlerweile profaniert ist, soll als weltlicher Veranstaltungsraum und Ausstellungsgelände dienen, natürlich unter Berücksichtigung der bisherigen Nutzung als Gotteshaus. Das alte Renaissancetor im oberen Bereich des Klosters soll geöffnet und dauerhaft offengehalten werden, sodass künftig Wanderer und Spaziergänger um das komplette Kloster herumlaufen können.

Gänzlich neuer Wohnraum soll entstehen im ehemaligen Klostergarten, der derzeit noch von einer Gärtnerei genutzt wird. Dort sollen acht Mehrfamilienhäuser mit jeweils drei Wohneinheiten zwischen 65 und 95 Quadratmetern sowie zehn Reihenhäuser mit einer Wohnfläche von jeweils 185 Quadratmetern entstehen. Die Gebäude sollen sich an die bereits vorhandenen umliegenden Wohnhäuser anpassen und an junge Familien verkauft werden.

Grüner Vermittler soll den

Übergang darstellen

Als weiteres bauliches Element ist der „Grüne Vermittler“ mit seinen vier Vollgeschossen und drei Staffelgeschossen zu sehen. Dieser soll einen Übergang zwischen der Bebauung des dominierenden Klosters auf der einen Seite und moderner Architektur auf der anderen Seite darstellen, ohne jedoch die Wirkung des weiterhin prägenden Klosterbaus zu verstellen. Er soll darüber hinaus aber auch ein Zeichen für den neuen Abschnitt in der Geschichte des Klosters setzen. Hier können sich die Projektentwickler neue Wohnformen wie Mehrgenerationenwohnen oder integrative Wohngruppen vorstellen. Der „Grüne Vermittler“ soll sich der Umgebung anpassen und mit einer begrünten Fassade bestechen.

Schließlich sollen zehn Wohneinheiten zwischen 120 und 180 Quadratmeter unterhalb der Klosteranlage in der Hanglage als „Wohnen im Weinberg“ angelegt werden. Diese großzügigen Eigentumswohnungen in einer terrassenartigen Anordnung sollen den künftigen Bewohnern in einem gehobenen Wohnambiente einen hervorragenden Blick auf die gegenüberliegenden Weinhänge des Ahrtals ermöglichen.

Viele Gedanken haben sich die Projektentwickler vorab schon über das künftige Mobilitätskonzept gemacht. So sollen unter den Wohnquartieren auf dem ehemaligen Klostergarten eine Art „oberirdische Tiefgarage“ entstehen für mehr als 200 Fahrzeuge, ebenso soll das „Wohnen im Weinberg“ praktisch auf dem Dach einer Parkpalette errichtet werden. Weitere Parkplätze für die Schüler und die Lehrer der benachbarten Realschule und des Gymnasiums sind ebenfalls eingeplant, alles in allem sollen fast 400 Parkplätze für Bewohner und Besucher vorgehalten werden.

Bussi-Kreisel für

Elterntaxis geplant

Auch die Zufahrtswege sollen die Interessen der verschiedenen Nutzergruppe berücksichtigen und vor allem nicht die Landwirtschaft in den dahinterliegenden Gebieten beeinträchtigen. So soll es einen „Bussi-Kreisel“ etwa in dem Bereich geben, wo jetzt das Feldkreuz steht, das dafür versetzt werden soll. Dort können zehn bis zwölf „Elterntaxis“ ihre Kinder abliefern und mit einem „Bussi“ verabschieden. Elektrisch angetriebene Roller, Fahrräder und Automobile mit Aufladestationen und als Sharing-Modelle sollen zudem eine bessere Anbindung schaffen und das Gebiet nachhaltig aufwerten. Ob das Kloster künftig besser an den ÖPNV angebunden werde, sei allerdings Sache des Kreises, erklärte der der Erste Beigeordnete Peter Diewald (CDU) auf Nachfrage aus dem Publikum. Die Energieversorgung soll mit einem Holzhackschnitzel-Kraftwerk sichergestellt werden, dass von den Ahrtal Werken betrieben werden soll, wofür man bereits in aus/Verhandlungen sei. Mit einem Nahwärmenetz sollen zugleich die Schule und die entstehenden Wohngebäude mit Heizung versorgt werden.

Allerdings werde mit der Fertigstellung des Projektes - mit dem Bau werde voraussichtlich Anfang 2025 begonnen und dann bis vier Jahre lang gebaut werden - entstehe auch zusätzlich Verkehr, hatte Dipl.-Ing. Markus Werhan von der Vertec GmbH (Koblenz) bei seiner Verkehrsuntersuchung herausgefunden. So rechne er für die Kalvarienbergstraße mit einer Zunahme um 1200 Fahrzeuge pro Tag. Dennoch bleibe der Charakter sämtlicher Straßen im Wohngebiet unverändert, sodass auch keine verkehrlichen Maßnahmen notwendig seien. „Die Straßen sind dennoch voll und ganz leistungsfähig“, versprach Werhan.

Für einige Hausbewohner

wird es lauter

Dipl.-Ing. Carsten Juchheim vom Ingenieurbüro Kreuz hatte eine Schalluntersuchung vorgenommen und sah das Projekt selbst aus schalltechnischer Sicht unproblematisch, allerdings werde durch den zunehmenden Verkehr etwa 18 Häuser entlang der Kalvarienbergstraße tagsüber um 2 dB/A stärker belastet, was durchaus wahrnehmbar sei. Damit würden auf die geltenden Grenzwerte in geringem Maße überschritten. Deshalb versprach Investor Breunig, eventuell notwendige Schallschutzmaßnahmen wie bessere Fenster und deren Einbau komplett zu bezahlen.

In der nächsten Sitzung des Bau- und Planungsausschuss am 6. Dezember und in der darauffolgenden Stadtratssitzung am 19. Dezember soll das dafür notwendige Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht werden. Dann können auch sowohl die Öffentlichkeit wie auch die Träger öffentlicher Belange ihre Wünsche, Anregungen und Kritik in das Verfahren einbringen.