Oberwinterer Bürger gedachten der Gefallenen der beiden Weltkriege

„Jeder muss wachsam sein“

„Jeder muss wachsam sein“

Die Nonnenwerther Schüler legen ihren Kranz nieder.AB

Oberwinter. Wie jedes Jahr hatten sich zahlreiche Bürger am Sonntagmorgen am Oberwinterer Ehrenmal eingefunden, um am Volkstrauertag ihrer Pflicht nachzukommen sowie die Erinnerung an manchen bekannten Namen des Hafenorts aufrechtzuerhalten. Angeführt von den Blau-Weißen des Tambourcorps, den Sankt-Sebastianus-Schützen, der Feuerwehr, Vertretern der Fraktionen und Ortsvereine stellten sich auch die Mitglieder des MGV Liederkranz sowie der Posaunenchor der katholischen Kirchengemeinde Remagen am Ehrenmal auf, um der kleinen Veranstaltung einen festlichen und musikalischen Rahmen zu geben. Mit dabei auch erstmalig Schülerinnen und Schüler von Nonnenwerth in Begleitung von Schulleiterin Andrea Monreal und Geschichtslehrer Sören Ahlhaus. Erstmalig hielt Marie Dirlam, Schülerin des Gymnasiums Nonnenwerth mit Leistungskurs Geschichte, die Rede zum Volkstrauertag, eine beeindruckende Rede, für die es, auch erstmalig am Volkstrauertag in Oberwinter, sogar Beifall gab. Nach der Begrüßung durch Ortsvorsteher Norbert Matthias sang der „Liederkranz“, bevor Marie Dirlam ihre Rede hielt. „Als ich über den heutigen Tag und seinen Anlass grübelte, kam mir als Erstes das Wort Trauer in den Sinn“, sprach Dirlam. Dann seien ihr Bilder aus dem Fernsehen eingefallen: aus Jemen, Somalia, dem Nahen Osten. Doch was könne ein Einzelner schon tun, habe sie sich die Frage gestellt. Erst der zweite Gedanke habe den Geschehnissen gegolten, von denen die Geschichtsbücher oder die Großeltern erzählen. Der Gedanke „Ist ja eh schon Geschichte“ sei dann gekommen. Und dennoch hätte beides Gemeinsamkeiten: „Wille wird durch Gewalt durchgesetzt, es wird mit Angst statt mit Argumenten gespielt, am Ende gibt es Tote statt Toleranz. Vor diesem Hintergrund hat der Volkstrauertag eine erschreckende Aktualität. Die Geschichte hat uns gelehrt, dass sich Vieles, wenn auch manchmal in abgeänderter Form, wiederholt. Es darf sich aber nicht wiederholen. Was also tun? Jeder von uns muss achtsam sein. Achtsamkeit bedeutet zu beobachten, ob sich Fehler von früher wiederholen, jedoch muss sich dazu jeder der Geschehnisse von früher bewusst sein, die Grausamkeit erfassen, sie immer wieder durchleben. Nur so entsteht ein Bewusstsein dafür. Deswegen sind wir heute hier versammelt. Wir setzen ein Zeichen dafür, dass sich diese Dinge nicht wiederholen. Wir machen auf diese Verantwortung aufmerksam und wir zollen Respekt.“

Der berühmte Dichter Heinrich Heine habe einmal gesagt: Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte. „Ich sage: Unter jedem dieser über 120 Millionen Grabsteine liegt Verantwortung, die wir zu tragen haben, denn diese Menschen sind nicht durch ein unvorhersehbares Schicksal gestorben, sondern durch gewaltsame Politik. 120 Millionen Tote, 120 Millionen Schicksale, unerzählte Geschichten, ungelebte Leben. So viele junge Menschen zogen in den Krieg und kamen nie wieder. Familien wurden zerstört. Nach dem Krieg blieben Gräben zurück. Nicht nur in der Erde, sondern auch in den Köpfen und Herzen der Menschen. Manche dieser Auswirkungen sind auch noch heute in uns verankert und bestimmen unser gesellschaftliches sowie auch politisches Leben“, so Marie Dirlam. „Liebe Mitmenschen, wir haben uns hier heute am Volkstrauertag versammelt, um den zahlreichen Opfern von Kriegen, Terror und Gewalt zu gedenken.“ Neben dem Ortsbeirat legten die Nonnenwerther Schüler einen Kranz am Ehrenmal nieder, bevor Posaunenchor und Liederkranz getragene Stücke spielten.