Zum Geburtstag bebte die Narhalla am Rhein-Wied-Eck

KG Irlich:125 Jahre „Vür bäi on hinne afjedaut“

KG Irlich:
125 Jahre „Vür bäi on hinne afjedaut“

Mit knapp vierhundert bunt kostümierten Jeckenwar die Narhalla bis auf den letzten Platz ausverkauft.

KG Irlich:
125 Jahre „Vür bäi on hinne afjedaut“

Die Moonlight Dancer, die Funký und Magic Diamondssowie die Grün-Weiße Junge und Mädcher (Foto) begeisterten mit Showtänzen.

KG Irlich:
125 Jahre „Vür bäi on hinne afjedaut“

KG Irlich:
125 Jahre „Vür bäi on hinne afjedaut“

Neuwied - Irlich. Zwar kein Jubiläum im närrischen Sinne aber das 125-jährige Bestehen war für die Karnevalsgesellschaft 1895 Irlich trotzdem Anlass genug, es am Samstag richtig krachen zu lassen. Büttenredner, Tanzgruppen und einheimische Akteure brachten die Narhalla am Rhein-Wied-Eck ins Beben. Wie immer war die Halle mit knapp 400 bunt kostümierten Narren bis auf den letzten Platz ausverkauft. Musikalisch verstärkt vom Fanfarenzug Rot-Weiß Vallendar marschierten die Gastgeber und die Irlicher Möhnen als erstes ein und hießen die Karnevalisten willkommen. Für Glanz und Glamour im feinen Ornat sorgten die Neuwieder Tollitäten. Prinz Markus I. die spitze Feder von der Ehrengarde (Schröder) und Prinzessin Michaela I. vom Römerkastell am Wiedesstrand (Bayer) stimmten auf den Straßenkarneval am Karnevalssonntag in Irlich und am Rosenmontag in Neuwied ein. Gut eine halbe Stunde lang heizten im Anschluss „Ringblood“ mit kölscher Fastelovend ein. Kindheitserinnerungen an die faszinierenden Märchen aus 1001 Nacht weckten die Grün-Weißen Mädcher und Junge. In einem Showtanz erzählten die Heddesdorfer in den zauberhaften Kostümen die Geschichte von Aladin. Nele, das Tanzmariechen von den Heddesdorfer Husaren, beeindruckte ganz allein auf der Bühne mit einem schmissigen Gardetanz. Zum letzten Mal standen die Krechels als Bauer Ewald und sein Goggel gemeinsam auf der Bühne. Das Duo versorgte die Irlicher wieder einmal mit den neuesten Kuriositäten aus dem Dörfje. Die Krechels begeisterten mit Lachern am laufenden Band. Die Beiträge aus dem eigenen Ort machen die Prunksitzung in Irlich aus. Dazu zählen die Dorfsjunge und die Söhne Irlichs. Beide Formationen brachten die Gäste so richtig in Fahrt. Den Reigen der Showtänze komplettierten die Funky und die jüngeren Magic Diamonds. Und natürlich die Moonlight Dancer. Mit ihrem „Zirkus Spektakel“ sorgte die Showtanzgruppe der KG Irlich zu später Stunde für Beifallsstürme.

Neben den eigenen Kräften gelingt es der KG Irlich stets, für echte Überraschungen von auswärts zu sorgen. Zu dem Kölschen Köbes alias Axel Höfel lässt sich allerdings ein Bezug zu Irlich konstruieren. Beim Umzug an Karnevalssonntag ist nämlich stets eine Gruppe Köbese dabei. Statt Freibier schenkte Axel Höfel den Narren einen Gag nach dem anderen ein. Nicht anders Achim und Harry, die Freudentränen auslösten. Im Zwiegespräch landete das Duo eine Pointe nach der anderen, so dass die Irlicher die beiden nur ungern weiterziehen ließen. Für das Finale um Mitternacht konnte die KG Irlich wieder auf die Hausmacht setzen. Der Moderne Fanfarenzug rockte den Saal, bis der allerletzte trotz später Stunde aufrecht stand, in die Hände klatschte und miteinstimmte.

Warum eigentlich „Vür bai“?

Mit „Vür bäi on hinne avjedaut“ haben die Irlicher den ungewöhnlichsten Ausruf weit und breit. Auf ihrer Internetseite klärt die KG auf. Vor 125 Jahren war für die Irlicher der Fischfang, neben dem sonstigen Handel, von großer Bedeutung. Dabei kamen auch langbödige, flache Kähne, „Dreibord“ genannt, zum Einsatz, mit denen man zu den Fanggründen vor der Hammersteiner Insel fuhr. Auf dem Heimweg mussten die Fischer die starke Trift um die Spitzen der in den Rhein hineinragenden „Kribben“ bewältigen. Mit voll beladenen Kähnen kein ganz einfaches Unterfangen, das von den Bootsführern Kraft und Geschicklichkeit verlangte. Das Kommando dabei: „Vür bäi – on hinne avjedaut“, was übersetzt so viel bedeutet wie „vorne bei und hinten weggedrückt“ (damit man mit dem Heck auch ja nicht aneckte). Der Bootsführer eines solchen Fischerkahns wird in den Irlicher Annalen oft als Fährmann bezeichnet. Deshalb wurden in den Anfängen des Irlicher Karnevals die Sitzungen auch von einem Steuermann anstelle eines Sitzungspräsidenten geleitet. In unregelmäßigen Abständen stellt die KG Irlich Prinzenpaare. Im 21. Jahrtausend waren das im Jahr 2001 Prinz Hans Fink und fünf Jahre später, anlässlich des 111-jährigen Bestehens, Prinz Andreas Nebel und Prinzessin Anja Jost. Zwei Jahre später regierten Kinderprinz Jonas (Solbach) und Prinzessin Ann-Kristin. Zum 11x11-jährigen Jubiläum in der Session 2017/18 schlüpften Kinderprinz Benedikt I. von Schall und Ball (von der Lippe) und Prinzessin Louisa I. vom tanzenden Hof (Krechel) ins rot-gelbe Ornat.