Das Aris-Quartett interpretierte berühmte Streichquartette auf Burg Brohleck

Kammermusik vom Feinsten

Kammermusik vom Feinsten

Das Aris - Quartett gastierte auf Burg Brohleck.FA

Brohl-Lützing. Das Gastspiel der Villa Musica auf Burg Brohleck war ein Fest der gepflegten Kammermusik. Ausführende waren die vier Musiker des „Aris- Quartetts“ (Anna Katharina Wildermuth, 1. Violine; Noémie Zipperling, 2. Violine; Caspar Vinzens, Viola; Lukas Sieber, Violincello), allesamt preisgekrönte Stipendiaten der schon 30 - jährigen Stiftung der „Villa Musica“ auf Schloss Engers. Barbara Harnischfeger vom SWR moderierte das Konzert und stellte die Protagonisten vor, die gerade erst den Wettbewerb von ausgesuchten Kammermusik - Ensembles auf Schloss Engers gewonnen hatten; sie sind auf dem besten Weg, in ihrem musikalischen Genre Karriere zu machen. Für das Programm auf Burg Brohleck hatte sich das „Aris-Quartett“ (einstudiert von Günter Pichler), einige der berühmtesten Streichquartette aus Klassik und Romantik ausgesucht. Die Begegnung mit den Komponisten Joseph Haydn, Ludwig van Beethoven und Felix Mendelssohn-Bartholdy wurden dank der Qualität der Interpreten zu einem grandiosen Erlebnis. Beim Hörgenuss der unterschiedlichen Kompositionen musste dem passionierten Musikfreund bewusst werden: Ein Quartett zu komponieren ist eine unendlich subtile Kunst; sie erfordert

weitaus mehr, als die beliebige Verteilung musikalischer Tonläufe und Akkorde auf vier Interpreten. Schon die Findung der Haupt- und Nebenthemen, deren kontrapunktische Umsetzung je nach Charakteristik und Möglichkeiten der unterschiedlichen Instrumente – eine für den Laien kaum fassbare Aufgabe. Dass dann so großartige Kompositionen herauskommen wie Haydn’s g-Moll-Quartett, op. 74,3, ist ein großes Wunder. Es entstand zwischen den beiden London-Reisen des Komponisten und wurde dem ungarischen Grafen Anton Appónyi gewidmet, einem Förderer des Komponisten. Das in der Grundstimmung ernste Werk, für den allgemein fröhlichen Haydn eher untypisch, hat dennoch lustige Elemente, so zum Beispiel die von der ersten Geige beigesteuerte, über dem harten Rhythmus liegende Melodie. Und was den besonders im Finalsatz zu hörenden Rhythmus angeht: Er

wurde von den Zeitgenossen als „Galopp“ empfunden, was das Werk als „Reiter-Quartett weltberühmt machte. Das Ensemble des Aris-Quartetts setzte nicht nur den Galopp, sondern die ganze Komposition mit Können und Begeisterung um, was einen ersten Beifallssturm beim Publikum erzeugte, das den Saal in der Burg Brohleck bis zum letzten Platz füllte. Es kam zum absoluten Höhepunkt des Konzerts: Zum ersten von Beethovens „Rasumowski“-Quartetten, op. 59/1. Zur Zeit der Entstehung beschimpften überforderte Musiker das Quartett als „Flickwerk eines Wahnsinnigen“; sie fühlten sich davon vielfach abgestoßen. Tatsächlich hatte der Wiener „Titan“ es so mit kompositorischen Ideen gefüllt, die noch nicht den Hör-Gewohnheiten entsprachen. Gezupfte Cello-Saiten als Solo – eine Beleidigung für den Cellisten! Für Beethovens kompositorische Ideen und instrumentale Experimente war die Zeit noch nicht reif! Im Quartett wurden damals den vier Musikern Sätze von einer Länge und Dichte zugemutet, wie sie sonst nur ein Sinfonieorchester bewältigen muss. Und so klingt das Quartett auch: Ein runder, sinfonischer Klang aus vier - fantastisch beherrschten - Streichinstrumenten. Das ist Kammermusik, die zum Erlebnis wird. Reaktion des Publikums: Pure Begeisterung – für das Werk und seine tollen Interpreten. Nach der Pause Hinwendung zu Felix Mendelssohn-Bartholdy. Auch er ein großer Komponist von Kammermusik, doch das

Aris-Quartett hat ein besonders trauriges Werk ausgesucht: Der Komponist musste den unerwarteten Tod seiner geliebten Schwester Fanny verkraften. Er tat das in einem düsteren Streichquartett, das sein eigenes, vier Wochen später bevorstehendes Ableben schon musikalisch voraus zu ahnen scheint. Mendelssohn versuchte, seine Trauer durch helle Gemälde aufzuheitern – doch er komponierte in der „Todes-Tonart f-Moll. Eine zweifellos bemerkenswerte Komposition, schwer aber virtuos, in zerrissenen Synkopen daher kommend, und von den vier Interpreten mit viel Hingabe und Können umgesetzt. Die Zuhörerschaft dankte so intensiv, dass die vier Musiker mit einem Satz aus Franz Schuberts c-Moll-Quartett eine Zugabe draufgaben. Die Musikfreunde haben ein nahezu unvergessliches Konzert der klassischen Kammermusik erlebt. Die gastgebende Stadt Bad Breisig, vertreten durch Gabriele Hermann-Lersch – ergänzte den nicht enden wollenden Beifall durch ein landesübliches Getränk an die Musiker.