- Anzeige -Ackerbautagung im Waldhotel Rheinbach

Landwirtschaft soll Kommunikation ineigener Sache selbst in die Hand nehmen

Landwirtschaft soll Kommunikation in
eigener Sache selbst in die Hand nehmen

Bei der Ackerbautagung im Waldhotel Rheinbach informierten (von links) Dr. Alois Splonskowski, Bernhard Osterburg, Georg Freiherr von Loë, Franz-Josef Schockemöhle, Kurt Gentges, Stefan Gockel-Böhner und Dietrich Holler die Landwirte über die neuesten Entwicklungen im Agrarbereich.Foto: JOST

Rheinbach. „Die Landwirtschaft hatte zu lange keine Hoheit über ihre eigenen Themen“, kritisierte Agrarjournalist Dietrich die Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaft bei der „Ackerbautagung“ im Rheinbacher Waldhotel. Mehr als 100 Landwirte aus der Region waren der Einladung der Raiffeisen Rhein-Ahr-Eifel Handelsgesellschaft mbH (RRAE) gefolgt und ließen sich unter der Überschrift „Agrarwende, Energiewende, Klimaschutz – wie stark muss sich ein erfolgreicher Ackerbaubetrieb verändert?“ über die neuesten politischen und gesellschaftlichen Entwicklung informieren.

Finanzstarke Nicht-Regierungsorganisationen bestimmten das aus Hollers Sicht oftmals verzerrte Image der Landwirtschaft in den Medien und hätten dabei einen erheblichen politischen Einfluss. Der Agrarjournalist vom Berliner Redaktionsbüro vox viridis („Grüne Stimme“) nannte die jüngsten Bauerproteste „einen guten Anfang, mit dem die Landwirtschaft ihre Kommunikation in eigener Sache selbst in die Hand nimmt“. Zudem brächten Organisationen wie „Land schafft Verbindung“ (LSV) frischen Wind in die Kommunikation der Branche. LSV hatte die Bauernproteste der vergangenen Monate auf die Beine gestellt.

Doch Holler forderte noch mehr: Landwirte müssten die Öffentlichkeitsarbeit als unternehmerische Aufgabe betrachten, und das beginne bereits mit Kleinigkeiten. Jeder Handwerker trage seinen Unternehmensschriftzug auf den Betriebsfahrzeugen. Landwirte seien dagegen meist anonym unterwegs und nutzen weder Traktoren noch ihre anderen Fahrzeuge für solche Botschaften.

Seriöse und solide

Geschäftspolitik

Nach der Begrüßung durch den Fachratsvorsitzende Georg Freiherr von Loë zog RRAE-

Geschäftsführer Dr. Alois Splonskowski eine positive Bilanz für das Geschäftsjahr 2019. „Handelskonflikte, Strukturveränderungen und eine durch Unsicherheit geprägte flaue Agrarkonjunktur auf der einen Seite, das anhaltend hohe Niveau des privaten Konsums auf der anderen Seite, prägten den Geschäftsverlauf.“ Trotz der besonderen und schwierigen Marktverhältnisse, insbesondere im Geschäftsbereich Agrarprodukte, und einer erfreulichen Stabilität in den Diversifikationssparten, habe die RRAE mit einer seriösen und soliden Geschäftspolitik eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung verwirklicht. lm Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich demnach der Umsatz einschließlich der Tochterunternehmen um 10 Prozent auf 106,3 Millionen Euro. Die Absatzmengen im Agrar- und Energjegeschäft erreichten mit 195.400 Tonnen sogar ein Plus von 12,8 Prozent.

Hauptumsatzträger war der Geschäftsbereich Energie, der knapp 40 Prozent zum Umsatz beitrug, ergänzte Geschäftsführer Kurt Gentges. „Nachhol- und Vorzieheffekte der Verbraucher beim Heizölkauf mit deutlichen Absatzsteigerungen und die Eröffnung der mittlerweile achten Raiffeisen-Tankstelle waren maßgebliche Umsatztreiber.“ Erfreuliche Steigerungen zeigte auch der Verkauf nachwachsender Energieträger wie Holzpellets, Holzbriketts und Scheitholz sowie im Vertrieb von Gas und Strom. Wertmäßig stieg der Umsatz des Geschäftsbereiches Energie um 8 Millionen Euro auf 41,6 Millionen Euro.

Steigender Absatz

von Dünger und Futtermitteln

lm Agrargeschäft seien die Umsätze dank steigender Absatzmengen von Dünger und Futtermitteln gestiegen. Erfolgreich war auch die systemische Beratung zur Düngung und Fütterung mit einem erweiterten Dienstleistungsangebot durch den unternehmenseigenen Laborservice. Das Gesamtprobenaufkommen erhöhte sich um rund 8,8 Prozent auf fast 30.000 Proben. Alle landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Produzentengruppen, aber auch Hobbyfarmer und Kleingärtner profitieren von dem Laborservice, der eine werthaltige und praxisorientierte Steuerung des Betriebsmitteleinsatzes ermögliche.

Der Agrarumsatz erreichte insgesamt 36,7 Millionen Euro, mithin ein Zuwachs um 5,8 Prozent. Die vermarktete Getreide- und Ölsaatenmengen stiegen auf fast 75.000 Tonnen. lm Reifenhandel litt der Umsatz unter dem fehlenden Winterreifenabsatz und der Einführung von EU-Schutzzöllen gegen chinesische Hersteller und sank demgemäß um 9 Prozent auf 11,2 Millionen Euro. Der Baustofffachhandel wies nach den vergangenen Jahren mit starkem Umsatzanstieg einen Rückgang um 2,8 Prozent auf 9,5 Millionen Euro auf. „Wir verzichteten bewusst auf risikobehaftete Großaufträge, konnten aber durch unsere Kompetenz bei der energetischen Gebäudesanierung und beim Bautenschutz im Wohnungsaltbestand Marktanteile gewinnen“, freute sich Gentges. Auch mit dem serviceorientierten Angebot für kleine Abnahmemengen durch eine Betontankstelle sei man sehr erfolgreich gewesen.

Qualifizierte und motivierte

Mitarbeiter als Erfolgsfaktoren

Die Umsatzentwicklung des Einzelhandels in den Raiffeisen-Märkten stand ebenfalls auf Wachstum. In den Fachmärkten für Garten, Tier und Freizeit sei es gelungen, durch Spezialisierung und Optimierung erfolgreich Themenfelder wie Hobby Farming, Reitsport und Urban Gardening zu besetzen, was zu einem Umsatzanstieg auf 5,9 Millionen Euro führte.

Um auf Zukunft und Dauer die „grüne Genossenschaft“ erfolgreich weiterzuentwickeln, seien qualifizierte und motivierte Mitarbeiter ebenso ausschlaggebende Faktoren wie Innovationen, regionale Verbundenheit und Leistungsfähigkeit. Mit zehn Auszubildenden, Trainees sowie Werksstudenten mit dualem Studium setze die RRAE-Gruppe nachhaltig auf Nachwuchsentwicklung und Qualifikation, betonte Splonskowski. Um die Beratung und Betreuung der Kunden kümmerten sich einschließlich der Tochterunternehmen 142 Mitarbeiter in 15 Geschäftsstellen.

Anschließend berichtete Franz-Josef Schockemöhle, Leiter des Geschäftsbereichs Land und Gartenbau sowie der Stabsstelle Kontrolle Düngeverordnung bei der Landwirtschaftskammer NRW, über die Auswirkungen des Agrarpaketes für die pflanzliche Produktion. Bernhard Osterburg, Leiter der Stabsstellen Klima und Boden am Bundesforschungsinstitut Thünen (Braunschweig) setzte sich mit den ökonomischen Auswirkungen des Agrarpaketes für die aktiven wirtschaftlichen Betriebe auseinander.