Auch im Supermarkt von Jörg Schäfer in Bad Neuenahr sorgte die Flut für Zerstörung: „Kein Grund zum Aufgeben.“ sagt er

Lebensmittelhandel in Bad Neuenahr:Aufräumen, Aufbauen, Aufmachen

Lebensmittelhandel in Bad Neuenahr:
Aufräumen, Aufbauen, Aufmachen

Jörg Schäfer am Eingang seines Marktes. Die Öffnungszeiten stimmen wieder – das ist vor allem den tatkräftigen Einsatz vieler Helfer zu verdanken. Foto: ROB

Bad Neuenahr. Für Jörg Schäfer fing das Hochwasser am Abend des 14. Juli an. Der Geschäftsführer des Rewe-Marktes in Bad Neuenahr wohnt in Mayen und auch dort brachte der Starkregen Chaos mit sich. Schon am frühen Abend blieb er in der Nähe der Eifelstadt mit seinem Auto im Morast hängen und wartete auf die Feuerwehr aus Ettringen, die sein Fahrzeug per Seilwinde aus Dreck zog. „Das war schon ziemlich anstrengend,“ blickt er zurück. „Doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich ja gar nicht, was da noch wirklich auf uns zukommt.“ Und eigentlich hatte Schäfer auch für die Nacht einen vollen Terminkalender. Er hatten gerade Wildfleisch zwecks Verarbeitung zu einem Metzger in Bad Neuenahr gebracht und wollte zum Markt. Doch die Polizei stoppte Schäfer in Lohrsdorf, alles sei schon überflutet, hieß es von den Beamten. Das war gegen 3.30 Uhr. Doch was wirklich los war, erkannte Schäfer erst am frühen Morgen. „Als ich am Markt ankam, lief das Wasser schon aus den Türen“, so der Einzelhändler. „Es war einfach unvorstellbar.“ Auch drei Monate nach dem Schreck fehlen ihm die Worte. Die Zerstörung war tatsächlich kaum begreifbar, denn der Markt liegt in der Rathausstraße und somit vergleichsweise weit von der Ahr entfernt. Dennoch: Für einen massiven Schaden sorgte das Wasser auch trotz der räumlichen Distanz und auch, wenn der Pegelstand nicht die Ein-Meter-Marke knackte. Aber nach der Flut weiß jeder im Ahrtal: Ist das Wasser einmal drin, muss alles andere raus. Da reichen auch wenige Dezimeter Wasser.

Hilfe und Selbsthilfe

Direkt seit der „Stunde Null“ wurde bei Jörg Schäfer geräumt. Alle haltbaren und dicht verpackten Lebensmittel, die noch verwendbar waren, wurden zunächst in die zweite Rewe-Filiale Schäfers in Ringen gebracht. Darunter auch Ware aus dem Versorgungslager am Nürburgring. Und dann wurde angepackt. Das Team bewies dabei einen enormen Zusammenhalt. „Alle Mitarbeiter packten mit an,“ sagt Schäfer stolz. Und dieser Einsatz war nicht nur hilfreich, sondern effektiv. Schon am Wochenende nach der Flut sah der Markt wieder relativ ansehnlich aus. Eine riesengroße Unterstützung waren die freiwilligen Helfer, die irgendwo aus Deutschland anreisten, um anzupacken. Auch die Bundeswehr half nach Leibeskräften. „Wir sind diesen Menschen unendlich dankbar,“ so der Einzelhändler. Und schließlich engagierte Schäfer eine Putzfirma, die dem Restschlamm den Kampf ansagte. Dann folgten die Bauphase, der Boden musste raus und alles getrocknet wurde. Ein übliches Bild im Ahrtal.

Aber bereits zu diesem Punkt halfen Schäfer und sein Team auch anderen. Auf dem Parkplatz des Bad Neuenahrer Supermarktes stellten die Mitglieder des Junggesellenvereins aus Ringern ein Zelt zur Verfügung. Dort konnten sich die flutbetroffenen Kurstädter mit notwendigen Dingen wie Hygieneartikeln eindecken. Auch andere Lebensmittel aus dem Sortiment, die leichter verderblich waren, wurden an die Menschen vor Ort verteilt. Denn auch Kollegen aus der Rewe-Gruppe brachten Spenden in jeglicher Form mit und belieferten das Haribo-Spendenlager in Gelsdorf.

Ein Stück Normalität

Diese Zeiten sind jetzt vorbei – zum Glück. Heute sitzt Jörg Schäfer in seinem Büro im 1. Stock. Es ist zwar etwas frisch dort, denn der Herbst ist da und die Gasversorgung steht noch nicht. Aber im Erdgeschoss des Marktes läuft das Geschäft wieder. Und das ist die Hauptsache. Schließlich erfüllt der Markt eine Aufgabe, um die Nahversorgung der Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen. Und die freuen sich, dass das alteingesessene Geschäft wieder geöffnet hat – und das schon seit September. Jörg Schäfer war damit seiner Zeit voraus. Denn eigentlich war angedacht erst wieder im Oktober oder November die Pforten zu öffnen. Zwar ist das Sortiment ein wenig eingeschränkter als sonst, aber dennoch überwiegt die Freude, endlich wieder loszulegen. Und das gilt für Mitarbeiter, Kunden und natürlich Jörg Schäfer selbst. Denn ein geöffneter Supermarkt ist auch ein Stück Normalität. Und die wird in Bad Neuenahr schmerzlich vermisst.