Gemeinderat Grafschaft erhält die Tradition aufrecht

Maibäume dürfen künftig nur mit klappbaren Metallständern aufgestellt werden

Maibäume dürfen künftig nur mit klappbaren Metallständern aufgestellt werden

Neue Regeln für das Aufstellen der Maibäumen – wie hier in Esch – beschloss der Grafschafter Gemeinderat einstimmig in seiner jüngsten Sitzung. Foto: JOST

Grafschaft. Der tragische Unfalltod eines Nierendorfer Junggesellen beim Aufstellen des Maibaumes vor nicht ganz zwei Jahren hat weitreichende Folgen, zumindest in der Gemeinde Grafschaft. Einstimmig beschloss der Gemeinderat jetzt neue Richtlinien zur Aufstellung der Maibäume, um in Zukunft solche Unglücksfälle zu verhindern. Wobei auch klargemacht wurde, dass es eine 100-prozentige Sicherheit nie geben könne – aber das Menschenmögliche sei nun getan. Auch die Junggesellenvereine, die im vergangenen Jahr noch mit der ersten Version der Richtlinien überhaupt nicht einverstanden waren, begrüßten die Neufassung.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Gemeinderat beschlossen, die vorhandenen Maibaumgruben durch ein Ingenieurbüro prüfen und kontrollieren zu lassen, um festzustellen, ob ein klappbarer Maibaumständer installiert werden könne. Ein Wegrutschen des Maibaumes beim Anheben, was im April 2018 zu dem Unglück in Nierendorf geführt hatte, soll damit ausgeschlossen werden. Doch damals hatten die Junggesellenvereine sich mit dieser Lösung nicht anfreunden können, da es noch zu viele Ungereimtheiten gab. Mittlerweile habe man jedoch eine im wahrsten Sinne des Wortes „tragfähige Lösung“ erarbeitet, freute sich Bürgermeister Achim Juchem (CDU).

Einvernehmen mit den Junggesellenvereinen

Bei einem Treffen der Gemeindeverwaltung mit den Junggesellenvereinen am 22. Januar habe man sich einvernehmlich auf das weitere Vorgehen geeinigt. Demnach soll das Aufstellen der Maibäume künftig in einem Klappständer aus Metall erfolgen – der allerdings in fast allen Maibaumgruben noch eingebaut werden muss. Aufgestellt werden soll der Maibaum, der künftig maximal 15 Meter zuzüglich 2 Meter Spitze lang sein darf, dann jeweils mithilfe eines Krans.

So sollen die vorhandenen Maibaumgruben in Gelsdorf, Holzweiler, Leimersdorf, Oeverich, Ringen und Bölingen möglichst bis April umgerüstet werden, damit schon in diesem Jahr die Neuerungen umgesetzt werden können. Die Gruben in Bengen, Birresdorf, Eckendorf und Niederich werden sich jedoch wohl nicht so schnell umrüsten lassen, hier denkt man über einen Neubau nach. Für Bengen, Gelsdorfer, Karweiler, Nierendorf und Vettelhoven sei darüber hinaus auch ein Standortwechsel denkbar. Dabei rechnet man pro Grube mit Umrüstungskosten von 15.000 Euro, die von der Gemeinde getragen werden sollen. Die Verwaltung wurde ermächtigt, die Vergabe der Bauleistungen für die Nachrüstung von sieben klappbaren Maibaumständern an den wirtschaftlich günstigsten Bieter zu vergeben.

Rundholzstäbe statt Kieferstangen

Das Aufstellen mithilfe eines Kranes soll eigentlich künftig der Standard in der Grafschaft sein. Doch in Bengen, Esch Lantershofen wollen die Junggesellen den Dorfmaibaum weiterhin traditionsgemäß mit Micken aufstellen. Das wollte der Gemeinderat eigentlich im vergangenen Jahr untersagen, doch dagegen sträubten sich die Vereine. Also wurde untersucht, ob es nicht doch möglich ist, den Dorfmaibaum mit Micken sicher aufzustellen. Dazu berechnete das Ingenieurbüro Emons in Ringen, wie die Micken beschaffen sein müssen, damit ein Brechen beim Aufstellen des Baumes ausgeschlossen werden könne.

Ergebnis: Die bisher benutzten Fichtenstangen dürfen nicht mehr verwendet werden, stattdessen müssen geprüfte Rundholzstäbe zum Einsatz kommen, die eine garantierte Stabilität besitzen. Kostenpunkt: 7000 Euro für alle drei Orte zusammen, die von der Gemeinde getragen werden. Die Stäbe sollen dafür, bei sachgerechter Lagerung, viele Jahre eingesetzt werden können, so hofft man. Zudem müssen die Maibäume in den klappbaren Maibaumständer „Hercules“ eingespannt werden, der bereits in Esch verwendet wird. Für den Maibaum wurde ein Stammdurchmesser von 35 Zentimeter und eine Länge einschließlich Spitze von 26 Metern als Maximalwert festgelegt.

Komplettverbot war die Alternative

„Wir alle sind sehr froh, dass eine einvernehmliche Lösung mit den Junggesellenvereinen zusammengefunden wurde“, fasste Udo Klein (SPD) die Stimmung im Gemeinderat zusammen. Denn die einzige Alternative wäre wohl ein komplettes Verbot des Maibaumaufstellens gewesen. Die jetzt gefundene Lösung sei zwar aufwendig, tue der Tradition aber keinen Abbruch. So sah es auch Marcel Werner (CDU): „Mit dieser Entscheidung wird die Tradition und damit ein wichtiger Teil des Dorflebens aufrechterhalten.“