Allgemeine Berichte | 31.08.2023

Vorstände der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr fühlen sich beim Wiederaufbau wie Hürdenläufer

Mit Rudolf Stodden geht ein bewährter Lotse von Bord

Abschied: (von links) Dirk Stephan, Rudolf Stodden, Astrid Rickert, Rolf Münster und Mirco Burkardt Foto: privat

Mayschoß. Sie fühlen sich wie Hürdenläufer, die Chefs der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr. Vorstandsvorsitzender Dirk Stephan (33) und Vize Mirco Burkardt (39) berichten bei der Generalversammlung der 1868 gegründeten ältesten Winzergenossenschaft der Welt über die aktuelle Situation des von 487 Mitgliedern getragenen Unternehmens mit 32 festangestellten Mitarbeitern.

Der Wiederaufbau

Größtes Thema ist der Wiederaufbau nach der verheerenden Flut im Juli 2021, die neben dem Hauptsitz Mayschoß auch die Standorte Altenahr und Walporzheim betroffen hat. Allein am Fuß der Saffenburg betragen die Kosten für den bis 2026 avisierten Wiederaufbau nach Schätzungen des Vorstandes rund 19 Millionen Euro. Hinzu kommen 1,5 Millionen Euro für Walporzheim und 1,5 Millionen Euro für Altenahr. Wobei in Altenahr ein komplett neuer Standort aufgebaut wurde: Verkaufsstelle mit Lager und Vinothek befinden sich jetzt in der hochwassersicheren Lage am Roßberg 125, direkt gegenüber dem Aufstieg zum Rotweinwanderweg. Die offizielle Eröffnung fand am ersten Septemberwochenende statt. Was aus dem bisherigen Standort an der Tunnelstraße wird, ist offen. „Da laufen Gespräche mit der Ortsgemeinde, dem Kreis und dem Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR)“, sagt Stephan. Optionen seien dabei unter anderem der Verkauf des Standortes oder ein gemeinsamer Wiederaufbau mit der Ortsgemeinde. „Da ist alles noch ungewiss“, ergänzt Burkardt.

Gewiss ist indes, dass die Mühlen der Bürokratie den Winzern zu schaffen machen. So kam erst Ende August zwei Jahre nach der Antragstellung die Baugenehmigung aus dem Ahrweiler Kreishaus für den Standort Walporzheim. Für die neue Versandhalle in Mayschoß, die bis Februar 2024 fertiggestellt werden soll, wurde der Bauantrag vor einem Jahr eingereicht. Bislang gibt es lediglich eine Teilgenehmigung. Hürden über Hürden, die bei den Verantwortlichen der Genossenschaft deutliche Kritik zeitigen. „Die Politik hat viel versprochen, Hoffnungen geschürt, doch es fehlt an der Umsetzung“, sagen Stephan und Burkardt unisono. Hohe Energiekosten und gestiegene Materialpreise sorgen wie bei allen Wirtschaftsunternehmen nicht gerade für Begeisterungsstürme.

Doch Winzer kennen das Hoffen, das Hoffen auf eine frostfreie Weinblüte, das Hoffen auf einen guten Herbst und so hoffen die Mayschosser auch, dass ihr Zeitplan für den Wiederaufbau bis 2026 aufgeht. Wenn die neue Halle aus Stahlbeton im Frühjahr 2024 steht, soll dort neben dem Versand provisorisch der Weinverkauf eingerichtet werden. Dann soll mit dem Neubau an der Ahrrotweinstraße auf den bisherigen Flächen begonnen werden. Bis dahin findet der Weinverkauf im linken Parterre des Haupthauses statt – ein Provisorium, das aber von Kunden und Gästen gut angenommen wird. Was bestehen bleibt, ist laut Stephan die komplette Produktionsstätte und der historische Fasskeller aus dem Jahr 1891.

Die Bilanz

Gut angenommen werden auch die Veranstaltungsangebote der Genossenschaft, mit denen es laut Stephan gelungen ist, den Weinabsatz wieder auf Vor-Corona-Niveau zu bringen, Als Beispiel nennt der Vorstandsvorsitzende Themen-Weinproben wie „Von der Traube bis ins Glas“, den wiederbelebten tag der offenen Tür, die Jahrespräsentation oder die monatlichen After-Work-Partys auf der Weinterrasse. „Das alles hat dazu beigetragen, unseren Umsatz zu konsolidieren“, so Burkardt. Aktuell liegen in den Kellern der Genossenschaft noch 1,2 Millionen Liter Wein in Flasche und Fass. Wobei im vergangenen Jahr 1,326 Millionen Liter eines „grandiosen Herbstes“ gelesen wurden. Der Verkauf ist folglich gesichert. Und auch Platz für die neue Lese ist da. Fässer und Edelstahltanks haben eine freie Kapazität von zwei Millionen Litern.

Herausforderungen

Wenn auch noch flutbedingt Übernachtungskapazitäten im Ahrtal fehlen, geht es auch der Genossenschaft darum, Menschen ins Tal zu holen und ihnen etwas zu bieten. „Der Tourismus ist ein wichtiger Faktor“, sagt Stephan. Hier müssten Angebote geschaffen werden, damit die Gäste kommen. Dazu gehöre auch die touristische Infrastruktur mit Radwegen, Bahn und passierbare Straßen.

Wie der aktuelle Weinjahrgang wird, da wagen die Genossenschaftler keine Prognose zu Qualität und Quantität. „Es gab zu viel Regen, viele Traubensorten sind von Fäulnis bedroht oder können aufplatzen. Es wird spannend“, so Stephan und Burkardt, die auch schon von der ersten Traubenlese berichten. Ende August seien die ersten Trauben der pilzresistenten Spätburgundersorte Solaris eingebracht worden.

Personalien

Über eine eigene Spätburgunder-Edition freute sich beim Stiftungsfest der langjährige Verkaufsleiter Rudolf Stodden: 240 Liter aus der Lage Walporzheimer Alte Lay, „Edition RS Barrique Fass 21/45“. 46 Jahre stand er im Dienst der Genossenschaft, davon 28 Jahre als Vorstand. Rudolf Mies, bis 2015 Vorsitzender der Genossenschaft, hob in seiner Laudation Meilensteine in Stoddens Wirken hervor. So wirkte der Winzer aus Leidenschaft maßgeblich an den Fusionen mit Altenahr und Walporzheim mit. Ebenfalls beteiligt war er am Aufbau des Weingutes Kloster Marienthal, das in einer Vierer-Kooperation aus der ehemaligen Staatsdomäne entstanden ist. – Wiedergewählt für fünf Jahre wurden der ehrenamtliche Vorstand Florian Mies und Aufsichtsratsmitglied Daniel Görres.

GS

Dirk Stephan (links) und Mirco Burkardt sind die Chefs der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, der ältesten ihrer Art weltweit.  Foto: GS

Dirk Stephan (links) und Mirco Burkardt sind die Chefs der Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, der ältesten ihrer Art weltweit. Foto: GS

Abschied: (von links) Dirk Stephan, Rudolf Stodden, Astrid Rickert, Rolf Münster und Mirco Burkardt Foto: privat

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