Mahnende Karikaturenausstellung im Andernacher Stadtmuseum

Mit dem Schalk im Nacken aufdie Probleme in der Welt hingewiesen

Mit dem Schalk im Nacken auf
die Probleme in der Welt hingewiesen

Fachkompetente Informationen zu beispielhaften Herausforderungen der heutigen Zeit erhielten die Gäste von Florian Meisser (Misereor). Christoph Bals (German Watch) und Prof. Dr. Martin Pudlik (TH Bingen) berichteten ebenfalls aus ihren Aufgabenbereichen. MKA

Mit dem Schalk im Nacken auf
die Probleme in der Welt hingewiesen

Die Musiker der Band „WE ARE ROME“ demonstrierten eindrucksvoll ihre Partnerschaft mit der Sonne: Solarstrom speiste ihr Equipment.

Mit dem Schalk im Nacken auf
die Probleme in der Welt hingewiesen

Die 99 Zeichnungen von 40 Karikaturistinnen und Karikaturisten weisen auf Entwicklungen hin, die aus dem Ruder laufen.

Andernach. Auf den ersten Blick sind es „nur“ Bilderwitze, die derzeit im Obergeschoss des Andernacher Stadtmuseums zu sehen sind, doch bei intensiverer Betrachtung der etwa 100 Cartoons von 40 Karikaturistinnen und Karikaturisten öffnet sich auf zugleich ironisch-witzige und aufrüttelnde Weise die Sicht auf Herausforderungen der heutigen Zeit. Alles andere als glänzende Aussichten gewähren die Exponate – sie wollen mahnen: Denken die Menschen hinsichtlich ihres Lebensstils und Konsums nicht um, wird die Umwelt, das Klima und die allgemeine Lebenssituation der Menschen auf dem Planeten weiter Schaden nehmen. „Glänzende Aussichten“ lautet das provokative Motto der Ausstellung, die Oberbürgermeister Achim Hütten, Bürgermeister Claus Peitz und Museumsleiterin Dr. Ricarda Giljohann im sonnengefluteten Museumshof vor zahlreichen Gästen eröffneten. Die Wanderausstellung, die vom Erzbistum Bamberg und Misereor entwickelt wurde und die zum Nachdenken über die Abgründe des persönlichen Verhaltens, aber auch die weltpolitischen Zusammenhänge anregen soll, kann noch bis zum 13. Juni 2018 besucht werden.

Kleine gemeinsame Schritte können die Welt verändern

Oberbürgermeister Achim Hütten zeigte sich erfreut über den guten Besuch zur Ausstellungseröffnung und stellte in seinen einleitenden Worten fest, dass er mit Blick auf die immer größer werdenden Tragödien der Welt, wie z.B. den Hunger und die Armut in Afrika, mit einer Revolution rechne, die eher international als national geprägt sei. Er begrüße es, dass die Ausstellung anhand von Beispielen und gewürzt mit Humor, versuche, Menschen auf die Probleme in der Welt aufmerksam zu machen. Florian Meisser (Misereor) schilderte seine Erfahrungen während einer Projektreise nach Brasilien, einem Land in dem eine kriminell agierende Agrarindustrie, geduldet von der Regierung, von der Landwirtschaft lebende Menschen rücksichtslos an den Rand drängt und gewinnorientiert die Natur zerstört. Misereor verstehe sich auch hier als Lobby-Organisation für diese Menschen, die keine Stimme haben. Meisser warb für kleine, gemeinsame Schritte, damit es in der Summe zu Veränderungen kommt. „Gott sei Dank gibt es auch Hoffnungszeichen!“, merkte der Klimaschutzexperte Christoph Bals (Germanwatch) an, nachdem er zuvor die extrem schnelle Schmelze des Arktis-Eises und deren Folgen beleuchtete. Einem Peruaner in den Anden sei es gelungen, eine weltweite juristische Debatte auszulösen. Dieser erreichte es, dass die RWE, als großer Treibhausgas-Emittent, zur Finanzierung von Schutzmaßnahmen herangezogen wird. Das Versicherungsunternehmen Allianz habe sich zudem gerade entschieden, künftig keine Kohlekraftwerke und Minen mehr zu versichern. Auch in Andernach sieht Christoph Bals im ausbaufähigen Konzept „Essbare Stadt“ und dem Einstieg der Stadtwerke in das Thema „E-Mobilität“ europäische Hoffnungszeichen, die in stimmigen Konzepten weiter ausgebaut werden müssten.

Auch ein Dank an die

Sonne für die gute Musik

Der Professor für Regenerative Energiewirtschaft, Dr. Martin Pudlik (TH Bingen) gab Informationen zu einem „publikumswirksamen“ Projekt, das die Technische Hochschule zusammen mit einem Unternehmen und einer Musikgruppe umgesetzt hat. Bei dem anschließenden Konzert im Museumshof demonstrierte dann der Ideengeber des Projekts, die Hunsrücker Indie-Pop und New Wave Band „WE ARE ROME“, dass man auch im musiktechnischen Bereich den eigenen CO2-Fußabdruck reduzieren kann. Deren komplette Technik wird nämlich durch ein System von Solarpanels und Speicherbatterien mit Solarstrom gespeist - an dem ausgesprochen sonnigen Spätnachmittag ein leichtes Unterfangen. Mit der elektrischen Power erneuerbarer Energie breiteten die Musiker zur Freude ihrer Zuhörerinnen und Zuhörer im Museumshof ihren Klangteppich melancholischer Melodien aus. Musikkollegen der Art-Pop Band „Frogcodile“ aus Wuppertal begeisterten mit einer musikalischen Bandbreite, die sich mit melancholisch-hypnotisch bis freudig-ekstatisch umschreiben lässt.

Die Ausstellung „Glänzende Aussichten“ ist noch bis zum 13. Juni im Andernacher Stadtmuseum zu sehen. Öffnungszeiten: Di - Fr: 10 Uhr - 16 Uhr Sa, So, feiertags: 14 Uhr - 17 Uhr.