Mühlsteinrevier RheinEifelauf dem Weg zum UNESCO-Welterbe

Mühlsteinrevier RheinEifel auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe

Das Mayener Grubenfeld. Fotos: VG Mendig

Mühlsteinrevier RheinEifel auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe

Das Basalt-Brechwerk der Firma Mayko in Mayen.

Mühlsteinrevier RheinEifel auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe

Das „Innenleben“ des Andernacher Krans.

Mühlsteinrevier RheinEifel auf dem Weg zum UNESCO-Welterbe

Die „Alte Lay“ in Ettringen.

Region. Unter dem Titel „Mühlsteinrevier RheinEifel“ bewarb die gleichnamige Arbeitsgemeinschaft sich im Rahmen des Interessenbekundungsverfahrens des Landes Rheinland-Pfalz zur Fortschreibung der deutschen Auswahlliste (Tentativliste) zur Nominierung für die UNESCO-Liste des Kultur- und Naturerbes der Welt.

Im Mühlsteinrevier Rhein-Eifel wurden kontinuierlich 7.000 Jahre lang aus dem lokalen Gestein Basaltlava Mahl- und Mühlsteine für den überregionalen Bedarf gefertigt. Von der Römerzeit bis ins späte 19. Jahrhundert erfolgte eine Massenproduktion für Abnehmer in weit entfernten Gebieten. Als Vertriebsweg diente der Rhein. Die geologische Grundlage der Mühlsteingewinnung bilden Lavafelder.

Der außergewöhnliche universelle Wert begründet sich laut Antrag auf

ein einzigartiges, zumindest jedoch außergewöhnliches Zeugnis einer kulturellen Tradition, bzw. einer bestehenden oder untergegangenen Kultur. Desweiteren ist es ein hervorragendes Beispiel für eine überlieferte menschliche Siedlungsform, der Boden- oder Meeresnutzung, die für bestimmte Kulturen typisch ist, oder der Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt, insbesondere, wenn diese als Folge unaufhaltsamen Wandels vom Untergang bedroht wird.

Das Revier befindet sich im Landkreis Mayen-Koblenz in der Region zwischen Andernach am Rhein und Mayen. Die fünf Bestandteile des seriellen Kulturgutes Mühlsteinrevier RheinEifel sind: Grubenfeld Mayen, Grubenfeld Mendig, Grubenfeld Ettringen, Grubenfeld Kottenheim und der Hafenbezirk Andernach mit zuführenden Wegetrassen.

Im Grubenfeld Mayen werden das namensgebende Grubenfeld, der Flussverlauf der Nette sowie die spätantike Höhenbefestigung auf dem Katzenberg als Nominierungsgebiet ausgewiesen. Insbesondere werden der römische und der frühindustrielle Abbau dokumentiert.

Im Grubenfeld Mendig (Lavakeller) ist vor allem der Abbau des 18. und 19. Jahrhunderts dokumentiert, aber auch die Nachnutzung der zahlreichen Abbaukammern für die unterirdische Bierlagerung, wozu u.a. auch die Brauerei der Herrnhuter Brüdergemeine zählte.

Das Grubenfeld Ettringen (Ettringer Lay) umfasst ein Netz historischer Wegtrassen, Halden (Rötsche), 25 Kräne und Kransockel sowie elf belegte Werkplätze (Traachten) mit Relikten von 14 Betriebsgebäuden wie Steinmetzhütten und Schmieden.

Das Grubenfeld Kottenheim (Winfeld) ist vor allem für seine Denkmäler am Übergang zur Industrialisierung von Bedeutung, in der der Übergang von der Mühlsteinproduktion zur Schotterproduktion einsetzte. Hier ist auch ein Wohngebiet erhalten, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts für Grubenarbeiter errichtet wurde.

Das fünfte Ensemble besteht aus dem Rheinhafen in Andernach. Die Uferzone zeigt den römischen Hafen, die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Verladeeinrichtungen und ein Eisenbahngleis für den Anschluss des Hafens an den Bahnhof Andernach aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Mit dem „Hohl“ ist eine ursprünglich römische Straße einbezogen, ebenso wie die repräsentative Villa des früheren Mendiger Steinbruchbesitzers Franz Xaver Michels.

Die insgesamt drei eingegangenen Anträge zur Fortschreibung der Deutschen Tentativliste wurden durch den Welterbe-Fachbeirat Rheinland-Pfalz 2021 eingehend eruiert und diskutiert. Aufgrund der dargelegten Ausführungen empfahl der Welterbe-Fachbeirat des Landes am 23.10.2021 dem Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz die Nominierung des Mühlsteinreviers Rhein-Eifel für die Fortschreibung der Deutschen Tentativliste.

Mit Schreiben vom 30.10.2021 teilte das Ministerium mit, dass das Mühlsteinrevier RheinEifel als einziger Vorschlag des Landes Rheinland-Pfalz an die Kultusminister Konferenz (KMK) weitergereicht wurde.

Im Jahre 2022 wird der „Bundesfachbeirat“ der KMK das Mühlsteinrevier RheinEifel vor Ort in Augenschein nehmen und eine Bewertung vornehmen. Diese Bewertung gliedert sich im Ergebnis in drei Entscheidungsstufen: 1. Ablehnung, 2. Zulassung der Bewerbung bei der UNESCO oder 3. Spätere Zulassung bei der UNESCO, wenn bestimmte Aufgaben erledigt und Fragen geklärt wurden.

Aus den Bewerbungen wird eine Rangfolge erstellt und diese verfügt über sieben Plätze. Da jeweils nur eine deutsche Bewerbung pro Jahr für Paris zugelassen wird, darf der/die Erstplatzierte sich 2025 bewerben, der/die Zweite 2026, der/die Dritte 2027, usw.

Die dann folgende Bewerbung umfasst einen ca. 1.000 Seiten umfassenden Antrag. Neben einem umfangreichen Maßnahmenkatalog besteht dieser aus einer Präzisierung des Antragsgebietes mittels weiterer Gutachten, Kartografien und Planunterlagen sowie aus einem umfangreichen aktuellen und historischen Bildmaterial. Eine Vielzahl weiterer Forschungsprojekte muss die Antragsunterlagen komplettieren und der zu fertigende Gesamtantrag in zwei weitere Sprachen übersetzt werden. Das bedeutet, dass auf den Arbeitskreis, der sich aus Mitarbeitern der Verwaltungen sowie je einem Mitarbeiter des Geschichts- und Altertumsvereins –GAV- und der VAT des Römisch Germanischen Zentralmuseums Mainz rekrutiert, noch sehr viel Arbeit zukommt. Um dem Ganzen auch eine Organisationsform zu geben, werden zurzeit Gespräche mit der Kommunalberatung RLP darüber geführt, welche Form für den „Betrieb“ des Projekts am sinnvollsten ist.

Um auch die Menschen, die in dem Mühlsteinrevier leben, mit einbeziehen zu können, soll ein „Förderverein“ gegründet werden, der noch zu bestimmende Aufgaben übernehmen soll. Desweiteren ist eine umfangreiche Anzahl von Vortragsveranstaltungen und kulturellen Veranstaltungen geplant, um die emotionale Bindung der Bevölkerung an das Projekt zu fördern. Als dritte Säule in der Organisation ist der Zusammenschluss von Politik, Medien, Wissenschaft, Sport, etc. geplant, um das Projekt entsprechend zu unterstützen.

Da die nunmehr schon seit sechs Jahren bestehenden Gremien „Arbeitskreis“ und „Fachbeirat“ aufgrund ihrer intensiven Arbeit über ein enormes Knowhow verfügen, versteht es sich wohl von selbst, dass sie das Mammut-Projekt „Mühlsteinrevier RheinEifel“ bis zur von allen erhofften Anerkennung als Welterbe vollenden werden.