Erster Polizeihauptkommissar Wilfried Manheller wurde verabschiedet

Nach 41 Jahre auf der Jagd nach Ganoven hängt er den Colt an den Nagel

Nicht nur als stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Neuenahr-Ahrweiler hatte er jede Menge Kriminalfälle zu lösen

07.11.2017 - 09:33

Kreis Ahrweiler. 41 Jahre lang hat Wilfried Manheller kleine und große Ganoven gejagt sowie leichte, manchmal auch schwere Straftaten aufgeklärt. Doch jetzt ist Schluss. Ende Januar 2018 geht der 61-jährige Erste Kriminalhauptkommissar in den wohlverdienten Ruhestand. Schon jetzt aber wurde er von seinen Kollegen der Polizeiinspektion Bad Neuenahr-Ahrweiler, deren stellvertretender Leiter er elf Jahre lang war, verabschiedet.

Dienststellenleiter Gerd Engel freute sich, dass zahlreiche Kollegen der Einladung gefolgt waren. Denn das zeige, dass Manheller in seinen vier Jahrzehnten Polizeidienst vieles richtig gemacht habe, nachdem er am 1. Februar 1977 bei der Bereitschaftspolizei angefangen hatte. Überall habe er seine Fach- und Führungskompetenz unter Beweis gestellt, in den vergangenen elf Jahren seit 2006 als stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Bad Neuenahr-Ahrweiler und zugleich als Leiter der dortigen Kriminalinspektion. „Viele Kollegen haben von deiner langjährigen Kripo-Erfahrung profitiert“, wusste Engel und bedankte sich seinerseits für die Loyalität seines Stellvertreters. Manheller habe es jeden Tag aufs Neue geschafft, die Kollegen für die übergeordneten Ziele zu begeistern – und ihnen im Zweifelsfall auch einmal gezeigt, „wo der Hase langläuft“. Denn nächtliche Observationen, das Beschäftigen mit „Schrottlern“ und die Arbeit in Tagesdienstgruppen seien nun mal nicht die allerbeliebtesten Tätigkeiten.


Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn


Eine seiner wichtigsten Fähigkeiten sei es aber, sein Gegenüber in seiner Persönlichkeit anzunehmen. Wilfried Manheller könne man sich anvertrauen, zumal er einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn besitze, so Engel. Sein Durchsetzungsvermögen sei ebenfalls erstaunlich, hier kämen – je nach Situationen – eine enorme Kreativität, eine durchdachte Argumentationskette oder auch mal ein wohlgesetztes Eskalationsszenario zum Zuge. Doch letztlich sei es ihm immer um die Menschen gegangen, für die er verantwortlich war. Mit den Worten: „Wilfried Manheller ist und bleibt eine Institution“, schloss Engel seine Laudatio unter dem Beifall der Gäste. Schwere Kapitalverbrechen waren zwar eher die Ausnahme bei den Fällen, die es zu lösen galt, doch einige davon erregten dann doch eine bundesweite Aufmerksamkeit. Traurige Berühmtheit erlangte beispielsweise der Serienmörder Dieter Zurwehme, der 1999 vier Menschen in Remagen ermordete. Den Tatort entdeckte damals Manheller eher per Zufall, denn eigentlich war er auf der Suche nach einem der Opfer, das als vermisst gemeldet worden war. In einem Zeitungsinterview gab er zu, dabei eine große Portion Glück gehabt zu haben, denn er war ohne Dienstwaffe und ohne Taschenlampe in das Haus eingedrungen, aus dem der Mehrfachmörder gottlob bereits geflohen war. „Wäre der noch am Tatort gewesen, hätte das böse enden können“, so Manheller.


Doppelmörder und Feuerteufel festgenommen


Auch ein Doppelmord in Burgbrohl, die Festnahme des „Feuerteufels von der Grafschaft“, der 1988 als aktiver Feuerwehrmann neun Brände gelegt hatte, oder der Autoschieber mit 100 Fahrzeugen und einer Motorraddiebesbande mit 90 Maschinen zählten zu den Fällen, an deren Aufklärung er maßgeblich mitwirkte. Doch das Hauptaugenmerk lag fast immer bei den kleineren Delikten wie Einbrüchen und Diebstählen, denn die Region werde dank der Nähe zur Autobahn A 61 gerne von „auswärtigen“ Tätern aufgesucht. So stand er auch mit Rat und Tat der Bürgerinitiative zur Seite, die in seinem Heimatort Holzweiler auf Initiative von Elke Wolber seit einiger Zeit das Geschehen im Dorf genauer beobachtet. Die Zusammenarbeit mit Schulen lag ihm ebenso am Herzen, vor allem bei Themen wie Drogen und Mobbing war Präventionsarbeit angesagt. In den über vier Jahrzehnten bei der Polizei habe er viele Facetten der Kriminalität kennengelernt, so Manheller, aber auch jede Menge nette Menschen. Die Beschäftigung mit dem Bösen gebe eine klare Sicht auf die Welt, doch vieles habe sich zum Besseren gewendet – wenn auch noch nicht alle Baustellen erledigt seien. Er habe sich stets bemüht, ein Klima in der Dienststelle zu schaffen, das trage – auch durch schwere Zeiten. Dabei war er überzeugt: „Die Arbeit der Polizeiinspektion Bad Neuenahr-Ahrweiler muss keinen Vergleich scheuen; was wir leisten, ist beispielhaft.“

Allerdings sei die Arbeit völlig anders, als sie in den zahlreichen Fernsehserien und Kinofilmen dargestellt werde. Die allerwenigsten Fälle ließen sich in 90 Minuten durch vorschriftswidrige Alleingänge lösen. Vielmehr sei ein langer Atem und der Blick fürs Detail entscheidend, denn in vielen Fällen ergebe sich erst nach Monaten und manchmal auch nur dank „Kommissar Zufall“ der entscheidende Hinweis. „Doch jetzt lege ich das Schulterhalfter ab und hänge den Colt an den Haken“, schmunzelte er, „denn es gibt ein Leben nach dem Dienst.“ JOST

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