Mitgliederversammlung des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.
Nachhaltiges Tourismuskonzept soll den Weg aus der Krise ebnen
Ahrtal. Zahlreiche Betriebe der Hotellerie und Gastronomie, des Einzelhandels und Gewerbes sowie der Weinwirtschaft wurden im vergangenen Juli von der Flutkatastrophe ganz oder teilweise zerstört. Dementsprechend drehte sich die 4. Mitgliederversammlung der Wahlperiode 2018/2021 des Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V. auch hauptsächlich um die Bewältigung dieser bisher nie dagewesenen Krise. Zu Beginn der Versammlung im Kurparkzelt ließ ein kurzer Film die Ereignisse der vergangenen acht Monate Revue passieren. „Vor allen Dingen wollen wir diese Bilder zum Anlass nehmen und den Blick nach vorne richten“, sagte der sichtlich ergriffene Vorstandsvorsitzende Christian Lindner im Anschluss.
Viele wollen weitermachen
In seiner Rede konnte Lindner den Anwesenden mitteilen, dass sich 90 Prozent der befragten Mitgliedbetriebe zum Weitermachen entschieden hätten. „Für uns ist das ein klarer Auftrag, die Entwicklung des Tourismus im Ahrtal nach vorne zu treiben und zu neuer Stärke zu führen“, folgerte Lindner. Um diese „Mammutaufgabe“ überhaupt stemmen zu können, benötigt der Verein dem Vorsitzenden zufolge aber zusätzliche finanzielle Mittel, unter anderem für mehr Personal. Auf der Habenseite verbuchen kann der Ahrtal-Tourismus bereits 260.000 Euro an zusätzlichen Mitteln vom Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler sowie eine Anschubfinanzierung seitens des Landes, die von Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP) kürzlich zugesagt worden war. Die Tür für weitere Unterstützung sah Lindner zudem „weit offen“. Weniger optimistisch gab er sich dagegen in Sachen Wiederaufbau. „Wir müssen erarbeiten, planen und umsetzen, und leider dauert vieles länger, als wir uns das wünschen“, mahnte Lindner die Vereinsmitglieder zur Geduld.
Auch Bürgermeister Guido Orthen hob die Schwierigkeiten hervor, die mit einem aus der Katastrophe lernenden Wiederaufbau einhergehen. „Sobald wir an einer Stelle etwas verändern, stellen sich anschließend zehn Folgefragen, die mitgedacht werden müssen“, erläuterte Orthen, der darüber hinaus bekräftigte, „dass wir in diesem Tal, in den vielen Branchen aufeinander angewiesen sind und vielleicht in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren ein Stück weit miteinander barmherzig sein müssen.“ Den „Machern im Ahrtal“ drückte der Bürgermeister seinen Dank aus. „Sie selbst sind die Mutmacher“, sagte er in Richtung der Vereinsmitglieder. Jeder wiedereröffnende Betrieb, jede wiedereröffnende Einrichtung sei für den Tourismus, aber auch für die Menschen im Ahrtal ein Lichtblick, so der Bürgermeister.
Konzeptionierung einer Tourismusstrategie 2025
Anschließend ging Geschäftsführer Christian Senk genauer auf die geplante Erarbeitung einer „Tourismusstrategie 2025“ ein. Dieser Vorgang stellt ein Novum dar, da es bislang überhaupt kein Gesamtkonzept für das Ahrtal gibt. „Wann, wenn nicht jetzt, wollen wir das tun?“, fragte Senk in die Runde der Mitglieder. Die Notwendigkeit dieses Schrittes begründete er vor allem mit der Finanzierung zukünftiger Projekte: „Ohne Plan keine Fördermittel.“ Denn auf den Wiederaufbaufonds allein möchte der Ahrtal-Tourismus sich nicht verlassen. Wiederaufbau, betonte Senk, sei nur der Aufbau dessen, was war. „Wenn wir mehr wollen als das, was war, müssen wir auch mehr Budget einwerben.“ Ein weiteres Hauptaugenmerk liegt derzeit noch auf der Schaffung einer Marketingkommunikation, die „den Betrieben, die bereits wieder am Markt sind, die Möglichkeit gibt, kurzfristig das an den Gast zu bringen, was schon wieder geht“, wie Christian Senk berichtete.
Unterstützung
Zur Unterstützung bei der Erarbeitung eines Tourismuskonzeptes hat sich der Ahrtal-Tourismus die ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH aus Köln mit ins Boot geholt. Deren Geschäftsführer Jan-F. Kobernuß skizzierte den bevorstehenden Konzeptionierungsprozess, der bis Februar 2023 abgeschlossen werden soll: Zunächst wird mithilfe von Befragungen der Betriebe, Kommunen und der einheimischen Bevölkerung, aber auch potenzieller Touristen wie etwa der freiwilligen Helfer eine Analyse der Ausgangslage vorgenommen. Danach sollen die genauen Ziele, Werte und die Kernbotschaften des Ahrtal-Tourismus entwickelt werden. Am Ende steht dann ein Konzept mit Empfehlungen für konkrete Handlungsfelder wie die Infrastruktur, aber auch für „Querschnittshemen“ wie Nachhaltigkeit oder Digitalisierung; hierzu soll es auch Schwerpunkt-Werkstätten im gesamten Ahrtal sowie ein „Forum Zukunft“ für die jungen Bewohner des Tals geben. Das Ziel ist laut Kobernuß klar gesteckt: „In zwei, drei Jahren wollen wir im Ahrtal wieder mehr als die 140 Mio. Euro touristische Wertschöpfung aus dem Jahr 2019 haben.“
Neue Vorstandsmitglieder und Rechnungsprüfer
Zum Ende der Mitgliederversammlung hin standen noch die Wahlen für die Wahlperiode 2022/2025 an. An die Stelle der bisherigen Rechnungsprüfer Udo Loerakker und Tanja Lingen treten fortan Frank Mies und Anja Heuser. Nicht für eine Wiederwahl in den Vorstand zur Verfügung standen Dr. Michael Berbig, Henrik Geschier, Dr. Gerhard Kreuter sowie Maternus Fiedler. Sie werden ersetzt durch Sebastian Kniel und Andreas Carnott als Vertreter der Hotellerie, Gastronomie und Ferienwohnungen, Dr. Ulrich Bauer als Vertreter der Kliniken und Sanatorien sowie der Ärzteschaft und Patrick Küpper als Vertreter des Einzelhandels und Gewerbes. Neben den vier neuen Mitgliedern in den Vorstand wiedergewählt wurden: Christian Lindner (Vorsitzender), Ute Körtgen und Denis Hüttig (Vertreter der Hotellerie, Gastronomie und Ferienwohnungen) sowie Peter Kriechel (Vertreter der Weinwirtschaft). Im Vorstand verbleiben als geborene Mitglieder zudem Sandra Berns als Vertreterin der Spielbank Bad Neuenahr und Bürgermeister Guido Orthen als gesetzlicher Vertreter der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.