10. Internationaler Glaskunstpreis Rheinbach

Nachwuchskünstler aussechs Ländern präsentierten sich

Von Von unserem Mitarbeiter Volker Jost

Nachwuchskünstler aus
sechs Ländern präsentierten sich

Sie standen im Mittelpunkt bei der Verleihung des zehnten weiterer Glaskunstpreises (von links): Museumsleiterin Dr. Ruth Fabritius, Bürgermeister Stefan Raetz, Preis-Stifter Helga Feuser-Strasdas und Joachim Strasdas, Preisträgerin Pia-Christina Hoff, Sieger Mehdi Ali Mohamady, Sponsorin Margret Faßbender, Dmitriy Tsybenko, Schirmherr Dr. Norbert Röttgen und Preisstifter Bernhard Schmitz.Fotos: JOST

Nachwuchskünstler aus
sechs Ländern präsentierten sich

Schirmherr Dr. Norbert Röttgen (links) lobte die hohe Qualität der Arbeiten, die für den zehnten Rheinbacher Glaskunstpreis eingereicht worden waren.

Rheinbach. „Weißt du, dass ich ohne dich unruhig bin“ - diesen poetischen Namen trägt das gläserne Kunstwerk, mit dem Mehdi Ali Mohamady den zehnten internationalen Glaskunstpreis der Stadt Rheinbach gewann. Der Schüler der Staatlichen Glasfachschule Rheinbach nahm den Preis aus den Händen von Schirmherr Dr. Norbert Röttgen im Rheinbacher Glaspavillon „Hans-Schmitz-Haus“ entgegen. Der Titel des Werkes entstammt einem Gedicht des bedeutenden persischen Dichters Hafis aus dem 14. Jahrhundert nach Christus, das Zitat wurde hier in islamischer Tradition kalligrafisch visualisiert. „Die Entwicklung des konkreten Ornaments ist eine hervorragende grafische Arbeit“, urteilte die Jury. Umgesetzt wurde sie mithilfe einer computergesteuerten Wasserstrahl-Anlage zum Schneiden des Glases. Mit der traditionellen Technik des Anritzens und Brechens wären die filigranen Elemente des Ornaments nämlich kaum umzusetzen gewesen. „Wir können alle gespannt sein, was diese im Glas noch relativ neu eingesetzte Technik in Zukunft alles ermöglichen wird und wie Künstler sie nutzen werden.“

„Selbstbewusst und meinungsstark präsentieren sich die Nachwuchskünstler aus sechs Ländern“, so Dr. Ruth Fabritius, die Leiterin des Glasmuseums. Sie scheuten sich nicht, die ganz großen Themen der Menschheit anzugehen: der Blick ins All, die Auseinandersetzung mit kosmochronischen Mythen und Dichtungen sowie mit Poesie und Märchen. Aber auch die Fragilität der gefährdeten Natur beschäftige in Zeiten der „Fridays-for-future“-Bewegung die jungen Menschen. Die figürliche Darstellung einschließlich des weiblichen Aktes sei Beleg für den zunehmenden Stellenwert skulpturaler Ansätze. „Diese sind in abstrakten Arbeiten, die die Schönheit des Werkstoffes Glas gekonnt in Szene setzen, ebenfalls ausgeprägt.“

Auch das Absurde und

Verspielte hat seinen Platz

Schließlich behaupte auch das Absurde und Verspielte seinen Platz, so Fabritius weiter. Die Gefährdung der Natur durch den Menschen, die Sorge um die Folgen des Klimawandels und um den Fortbestand der Artenvielfalt auf unserer Erde, deutliche Kritik an rücksichtslosen Gewinnstreben zulasten natürlicher Ressourcen, die Herausforderung durch Globalisierung und Digitalisierung – diese Themenkomplexe von höchster Aktualität und Dringlichkeit hätten eine signifikante Rolle beim diesjährigen Wettbewerb gespielt. Das beweise die Ernsthaftigkeit, mit der sich die junge Generation den Zukunftsfragen unseres Planeten stelle.

Den zweiten Platz und darüber hinaus auch noch den Publikumspreis holte sich Pia-Christina Hoff von der Glasfachschule Zwiesel mit ihrem Werk „Eva“. Es handelt sich um eine schlichte Vase in Graal-Technik. Der abgekühlte Rohling erhielt durch eine Gravurtechnik eine grafische Gestaltung mit zwei weiblichen Aktdarstellungen.

Den zweiten Jury-Preis erhielt sie aus den Händen von Stifterin Margret Fassbender, den Publikumspreis überreichen Helga Feuser-Strasdas und Joachim Strasdas, die die Auszeichnung in Memoriam Franz-Josef Heuser gestiftet hatten. Beim Publikumspreis war die Wahlbeteiligung so hoch wie nie, denn mehr als 1225 Personen wählten aus den 38 ausgestellten Arbeiten ihren Favoriten. Das Ergebnis fiel äußerst knapp aus, denn mit 174 Stimmen hatte die Siegerin nur sieben Stimmen Vorsprung auf die zweitplatzierte Arbeit, die dafür den ersten Jury-Preis gewonnen hatte.

Jury ließ sich von der

künstlerischen Qualität leiten

Die Jury hatte sich zu Beginn ihrer Arbeit darüber verständigt, dass sie sich bei ihren Entscheidungen von der künstlerischen Qualität leiten lasse, in Zusammenhang mit einer stimmigen technischen Umsetzung. Sie bescheinigte den eingereichten Wettbewerbsarbeiten ein durchgehend hohes Niveau, was auch der Gewinner des dritten Preises bestätigte. Dmitriy Tsybenko von der Glaskunstfachschule Steinschönau in Tschechien gewann diesen mit seinem dreiteiligen Werk „Drachenhaut“. Er ordnete die Gestalt des Drachen abstrakten Glasobjekten in dunkelgrüner Farbe zu. Die Oberfläche durchziehen facettierte Bänder, die die Schuppen der Drachenhaut darstellen sollen. Diese Facetten können ganz unterschiedlich beschaffen sein und repräsentieren sämtliche Schliffarten, angefangen bei einfachem Rauschliff und immer feiner werdend bis hin zu polierten Oberflächen. Letztere ermöglichen den Blick ins Innere des Glaskörpers und stehen für den sanften Drachen, der berechenbar ist und nichts zu verbergen hat. Der Rauschliff hingegen verschließt den Körper und macht die Oberfläche gefährlich wirkend. Diese Partien symbolisieren die unberechenbare Abwehr- und Angriffsbereitschaft des bedrohlichen Ungeheuers.

Schließlich gab es auch noch drei Belobigungen von der Jury für besonders gelungene Werke. Eine ging an Wiktoria Budniak vom Kunstgymnasium im polnischen Dabrowa Gornica für ihr Werk „Apnoe“ (Atemunterbrechung), in dem weich geschwungene und gebeulte Formen einen Körper bilden, der abrupt in einer scharfen Kante abbricht. Eine weitere Belobigung erhielt Karin Wright von der Glasfachschule Zwiesel mit ihrem Werk „Träumen“. Ein menschlicher Körper unbestimmten Geschlechts mit großem Kopf und kleinen Füßen liegt in embryonaler Stellung in Seitenlage auf einer leicht gewellten Fläche. Die dritte Belobigung ging an Kamila Styra, ebenfalls aus dem Kunstgymnasium Dabrowa Gornica, für ihr Werk „Heimr/Ygdrassil“, das den germanischen Weltenbaum symbolisiert. Darin sind neun geschliffene Glaskugeln unterschiedlicher Größe lose zusammengelegt, ihr Inneres ist in der Struktur und Farbigkeit höchst unterschiedlich. Es geht um die kleinen Heimatwelten, den in einer großen Welt vereint sind.