Burschenverein Niederbieber 1864 feierte traditionelle Kirmes

Nahtlos ans Brauchtum angeknüpft

Nahtlos ans Brauchtum angeknüpft

Die Niederbieberer Burschen und Maimädchen gestalteten vier Tage lang die traditionelle Kirmes. Fotos: FF

Nahtlos ans Brauchtum angeknüpft

Nahtlos ans Brauchtum angeknüpft

Hand auf die Brust und Hand in Hand wurde von den Burschen und den Maimädchen die „Burschenherrlichkeit“ besungen.

Neuwied-Niederbieber. Nach zwei Jahren Coronapause knüpfte der Burschenverein Niederbieber 1864 nahtlos an die Tradition an. Zu den Höhepunkten zählte der Festumzug am Sonntagnachmittag. Zahlreiche Interessierte hatten sich in die Melsbacher Straße aufgemacht, um der Abholung von Maikönigin Sophie Theißen beizuwohnen. Ein Zeichen für den hohen Stellenwert, den das Brauchtum genießt. Nach Verpflegung der Maimädchen und Burschen, dem Walzer des Maikönigspaares und dem Singen der

„Burschenherrlichkeit“ ging es von hier aus los zum Kirmesumzug. Auf bunt geschmückten Fahrrädern führten die Biewerer Kinder den Tross an. Zufrieden kommentierte Philipp Engel das Schauspiel: „Nach der Corona Auszeit ist das Interesse an der Kirmes riesig“. Der Mann mit dem roten Zylinder, als Zeichen des Schultheiß und damit Verantwortlichen für die Kirmes, hatte schon an den Tagen zuvor auf dem Platz mehr Kirmesbesucher als üblich ausgemacht. Auch im Burschenverein läuft es rund. Stolz berichtete Philipp Engel von sieben Jungburschen, die in der Mainacht aufgenommen wurden. Einer von ihnen ist der 16-jährige Max, dem die Ehre zuteilwurde, die historische Fahne beim Umzug tragen zu dürfen. „Ich bin in Niederbieber aufgewachsen, fühle mich hier wohl und möchte bei den Burschen Teil der Gemeinschaft sein“, so der Jungbursche. Neben der Aufnahme der Jungburschen wurde im Laufe der Mainacht die Maikönigin ersteigert. Hier legte Sebastian Engel für seine Sophie das höchste Gebot auf den Tisch. Im Gegensatz zum Aufnahmeritual der Jungburschen, zu dem sich Philipp Engel schmunzelnd bedeckt hält, gibt sich der Scholdes diesbezüglich auskunftsfreudiger. „Natürlich geht es bei der Versteigerung um Euros für die Vereinskasse, aber in vernünftigem Rahmen, also zweistellig“. Zwar hatte das Kirmesgeschehen bereits am Freitagabend mit Live-Musik der Party Factory im Festzelt begonnen. Der echte „Anpfiff“ fand aber erst tags darauf statt. Den halben Samstag hatten die Burschen im Wald verbracht, um am frühen Abend mit dem Kirmesbaum, einer stattlichen Buche und unter musikalischer Begleitung der Wülfersberg Kapelle, ins Dorf zurückzukehren. Unter dem Beifall zahlreicher Biewerer wurde der Kirmesbaum auf dem Platz aufgestellt. Natürlich nicht ohne die Kirmeskrone, die von den Maimädchen hergerichtet wurde. Selbstverständlich durfte das Wahrzeichen darin, der Affe, nicht fehlen. Als Affen werden die Niederbieberer von den Nachbarn geneckt, weil man in früheren Zeiten das Zirkusgeschehen ohne Eintrittspreis von den Bäumen aus beobachtete. Mit dem Walzer des Maikönigspaares, unter dem Kirmesbaum, war das Protokoll des Tages abgeschlossen. Im Anschluss feierte man die nach Corona wiedergewonnene Freiheit mit Live-Musik. Aber anders als zuletzt fand alles in Regie des Burschenvereins statt. Bewusst verzichtete der Verein auf die Bespielung und den Ausschank durch einen externen Unternehmer.

Frühschoppen am Sonntag

Der Sonntag stand nach dem musikalischen Frühschoppen ganz im Zeichen der Familie. Der Autoscooter war beliebt wie eh und je und mit Begeisterung bestiegen die Kleinsten die Karussells und drehten ihre Runden an den Buden. „Hier gefällts mir, hoffentlich ist nächstes Jahr wieder Kirmes“, meinte der sechsjährige Leon. Für ihn war es die erste erlebte Kirmes im Ort. In Anbetracht der fast 160-jährigen Geschichte des Burschenvereins braucht er sich über den Fortbestand der Kirmes keine Gedanken zu machen. Zumal sich die Burschen kürzlich mit einer Satzungsänderung zukunftssicher gemacht haben. „Fördernde Mitglieder“ also nicht mehr nur junge, unverheiratete Männer, sondern auch die Ehemaligen, können in der Vorstandsarbeit mitmachen. Das bedeutet mehr Power und Erfahrung für den Vorstand und für die Jungburschen gleichzeitig mehr Zeit, um in die Aufgaben hineinzuwachsen. Vielleicht wird Leon in Zukunft dazu gehören. Am Sonntag genossen er und alle anderen Kinder den Rummel, die Zaubershow von „Tim Salabim“ und das Feuerwehrauto. Der örtliche Löschzug war vor Ort und begeisterte mit Technik und Wasserwand. Am Montag verabschiedete sich die Kirmes bis zum nächsten Jahr. Bevor das viertägige Geschehen mit Party Musik aus den 1980er bis 2000er Jahren seinen Ausklang fand, hatten die Burschen zum traditionellen Speck & Eier Essen eingeladen. Wie üblich hatte sich die Bevölkerung beim Sammeln spendabel gezeigt. Unter dem Motto „Biewer kommt zusammen“ hatten die Maimädchen bei Kaffee und Kuchen den Nachmittag gestaltet.