Umweltstaatssekretär Dr. Erwin Manz besichtigte die Lohrsdorfer Ahrauen

Naturschutz, Naherholung und Hochwasservorsorge

Naturschutz, Naherholung und Hochwasservorsorge

Volker Hartmann (Artenschutzreferent SGD Nord, Dritter von rechts) berichtete von den seltenen Tieren und der Natur in den Lohrsdorfer Ahrauen. Fotos: DU

Naturschutz, Naherholung und Hochwasservorsorge

Die Lohrsdorfer Ahrauen bieten vielen Tieren ein natürliches Habitat.

Bad Neuenahr-Ahrweiler/Lohrsdorf/Bad Bodendorf. Die Flutkatastrophe vom Juli 2021 – sie hat in Teilen auch die Landschaft erheblich verändert. So bildeten sich in der Ahraue zwischen Lohrsdorf und Bad Bodendorf natürliche Gewässer- und Auenstrukturen von hohem naturschutzfachlichem Wert. Seltene Tierarten wie der kiesbrütende Flussregenpfeifer, aber auch Libellen, Wildbienen und Amphibien haben sich dort angesiedelt. Auch für den Hochwasserschutz sind solche natürlichen Flussabschnitte als Retentionsraum von großer Bedeutung. Gemeinsam mit Landrätin Cornelia Weigand, Wolfgang Treis (Präsident SGD Nord), Cosima Lindemann (Landesvorsitzende NABU Rheinland-Pfalz), Hans-Jürgen Juchem (Ortsvorsteher Lohrsdorf) sowie Vertretern des Landesbetriebs Mobilität (LBM) besichtigte Umweltstaatssekretär Dr. Erwin Manz kürzlich die neu entstandenen Lebensräume in der Lohrsdorfer Aue. Hier stellte Diplom-Biologe Volker Hartmann, Artenschutzreferent der SGD Nord, an verschiedenen Stellen nicht nur die Nach-Flut Bedingungen in den Ahrauen, sondern auch deren Bewohner vor.

„Das kannte ich so in der Form nur aus dem Voralpenraum“

So bildeten sich vegetationsfreie Kiesbänke und bis zu drei Meter hohe Steilwände, die sich durch natürliche Erosion immer wieder verändern. Es gibt feuchtere und trockenere Bereiche. Es entstanden auf kleinstem Raum eine Vielzahl unterschiedlicher Strukturen. „Das kannte ich so in der Form bislang nur aus dem Voralpenraum, beispielsweise von der Isar“, so Volker Hartmann. Erwähnte Steilwände bieten vielen Tierarten ein Zuhause, unter anderem der deutschlandweit sehr seltenen Uferschwalbe. Auch der Eisvogel ist in den Lohrsdorfer Auen beheimatet – er findet dort gar ein Idealhabitat vor, ebenso der Flussregenpfeifer. Zu den seltenen Kleintieren in der Aue gehört die Gebirgsbachpiratenspinne, die dort mittlerweile ebenfalls wieder anzutreffen ist. Fische und die kürzlich ausgesetzten Lachse („BLICK aktuell“ berichtete) bevölkern den Fluss.

„Wir müssen dem

Fluss mehr Raum geben“

„Naturnahe Flussauen dienen nicht nur dem Hochwasserschutz, indem sie verschiedene Wasserstände ausgleichen können. Sie bieten mit ihren Ufern und Inseln, Wäldern und Wiesen auch artenreiche Lebensräume, die der natürlichen Dynamik dieser Flusslandschaften entsprechen. In natürlichen Auengebieten können Naturschutz, Naherholung und Hochwasservorsorge zusammen gedacht werden. Durch die Flutkatastrophe hat sich das Landschaftsbild verändert. Wir müssen dem Fluss mehr Raum geben. Diesen Prozess gilt es zu gestalten“, erklärte Umweltstaatssekretär Dr. Manz. „Das Hochwasser vom Juli 2021 hat im Bereich der Lohrsdorfer Aue natürliche Gewässer- und Auenstrukturen gebildet. Dieser große und zusammenhängende Flussabschnitt dient dem Wasserrückhalt in der Fläche und ist ein wichtiger Baustein des Hochwasservorsorgekonzeptes der Ahr. Er bietet zudem vielen Tier- und Pflanzenarten eine wertvolle Heimat“, sagte SGD-Nord-Präsident Wolfgang Treis.

„Alle Aspekte

unter einen Hut bringen“

„Der Fluss ist ein wertvolles Ökosystem, dem möchten wir Rechnung tragen. Ebenso der Tatsache, dass er zu viel und zu wenig Wasser bringen kann. Wir möchten Retensionsflächen und Überflutungsräume, aber auch bei Niedrigwasser noch ein intaktes Ökosystem haben. Zudem brauchen wir Erholungsflächen für die Menschen und müssen den Verkehr beachten. All das möchten wir unter einen Hut bringen, wenn es darum geht, die Lohrsdorfer Auen in die Zukunft zu führen“, unterstrich Cornelia Weigand. Nach der Station in Lohrsdorf und Bad Bodendorf stand die gemeinsame Begehung des Naturschutzgebiets Ahrschleife bei Altenahr auf dem Programm.