Interview mit Andreas Wittpohl zu seinen Plänen zum ICCA
„Neue Identität des Ahrtals bringt Chancen“
Kreis Ahrweiler. Geht es nach Andreas Wittpohl könnte ein ICCA schon 2026 Realität werden. Manche Fragen bleiben offen, zum Beispiel die Finanzierung. Im BLICK aktuell-Interview erläutert Wittpohl die Hintergründe zu seinem Plan.
BLICK aktuell: Wo könnte das ICCA entstehen?
Andreas Wittpohl: „Die Antwort auf die Standortfrage ist natürlich: Im Ahrtal, direkt an und teils über der Ahr, exakt dort, wo die Flutkatastrophe auch in der Zukunft sichtbar und bedrückend spürbar ist. Es sollte nicht tradiert und konservativ gedacht werden. Nötig sind mutige und innovative Lösungen. Das heißt, dass ein ICCA im Überflutungsgebiet, am Ort des Geschehens, gebaut werden müsste, denn vor absehbaren weiteren Hochwassersituationen könnte es geräumt werden, obwohl es keinen Schaden erleiden würde, da es an und über der Ahr „schweben“ würde. Durch die Wahl eines solchen Standortes wird das Krisen-Zentrum auch keinen wertvollen Bauplatz in unserem engen Tal wegnehmen, den wir dringend für Wohn- und Gewerbe-Immobilien benötigen.
Ganz konkret habe ich den Verwaltungsspitzen von Kreis und Kreisstadt mehrere mögliche Standorte genannt, die den oben genannten Kriterien gerecht werden könnten. Standorte, die sich sowohl in der Kreisstadt als auch in der Verbandsgemeinde Altenahr befinden. Standortkriterien sind dabei Umweltbelange, die gute Erreichbarkeit insbesondere über Bahn-Haltepunkte und die Hotel- und Gastronomie-Infrastruktur. Und gerne darf auch über die ein oder andere „heilige Kuh“ nachgedacht werden. Ein ICCA als architektonisches Highlight könnte zum Beispiel auch eine unserer zentralen Parklandschaften bereichern.
BLICK aktuell: Wie könnte der Bau und der Unterhalt eines ICCA finanziert werden?
Wittpohl: Die Milliarden stehen bereit – warum gibt die Bundesregierung sie nicht aus?“ titelt der „Spiegel“ aktuell. Übertragen auf das ICCA im Ahrtal ist es wichtig, zu prüfen, welche Fördermittel auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene möglich sind. Viele der „Förder-Töpfe“ sind aber themenspezifisch gebunden. Dennoch sind hohe Summen für wirklich wichtige Themen vorhanden. Nötige Gelder für die Bewältigung der Auswirkungen der Corona-Pandemie oder des schrecklichen Ukraine-Krieges waren und sind auch da, obwohl es hierfür keine „Töpfe“ gab. Das Krisen-Zentrum ICCA im Ahrtal ist nicht nur für das so stark zerstörte Ahrtal und seine verletzten Menschen existenziell wichtig. Deutschland braucht dieses Zentrum, damit wir als Gesellschaft in Zukunft besser auf Krisen vorbereitet sind. Und da steht der ICCA-Finanzierung ein hoher Nutzen für unsere Generation und insbesondere für die Folgegenerationen gegenüber. Nach der Startfinanzierung zum Bau des Krisen-Zentrums muss sich das ICCA selbst tragen wie ich es in meinem Konzept für die Zukunftskonferenz des Kreises Ahrweiler beschrieben habe.
BLICK aktuell: Welchen Mehrwert könnte ein ICCA für Tourismus und Handel im Ahrkreis generieren?
Wittpohl: Das ICCA wird erst einmal dazu beitragen, die schreckliche Verwundung des Ahrtals zu heilen. Vieles, wofür das Ahrtal in der Vergangenheit stand, ist in der Form nicht mehr da. Unser Tal hat durch die Flutkatastrophe eine neue Identität. Eine neue Identität, die große Chancen in sich birgt. Und mit dem Krisen-Zentrum ICCA einen Image-Schub und eine hohe wirtschaftliche Wertschöpfung bekommt. Das ICCA hat das Potenzial, für eine höchstmögliche Auslastung der Hotellerie und Gastronomie in der Region zu sorgen. Wissenschaftler und Besucher werden ganzjährig und saisonunabhängig hohe Umsätze tätigen. Tagungen und Fachkongresse werden auch in den hiesigen Hotels stattfinden. Die regionalwirtschaftlichen Effekte auch für den Handel und das Handwerk sind enorm. Ich halte mich da gerne an Fakten. Das Klimahaus Bremerhaven hat 140 Arbeitsplätze direkt geschaffen und 447 dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse vor Ort bewirkt. Allein in den ersten fünf Jahren nach der Eröffnung hat das Klimahaus eine kumulierte Wertschöpfung von 44,5 Millionen Euro im Land Bremen durch die Besucherattraktion selbst und durch die Ausgaben, welche die Besucher während ihres Aufenthaltes außerhalb der Ausstellung tätigten, generiert. Das hat das ift Köln in einer Studie bescheinigt. Das ICCA hat noch mehr Wirtschaftskraft, da es mehr Inhalte und Themen behandelt als andere große Ausstellungshäuser.
ROB