Andernacher Oberbürgermeister Achim Hütten ist von den Aussagen überrascht

Neues Frauenhaus soll kommen

Andernach/Mainz. Häusliche Gewalt ist ein Problem in ganz Deutschland. Dabei kommen die betroffenen Frauen aus allen sozialen Schichten. Eine gewalttätige Beziehung zu verlassen, fällt aber vielen Frauen schwer. Frauenhäuser bieten Opfern von häuslicher Gewalt einen Zufluchtsort. Doch die sicheren Plätze sind begrenzt. Ein neues Frauenhaus in Andernach soll Frauen in der Region helfen. Die rheinland-pfälzische Frauenministerin Anne Spiegel (Grüne) sagte, das Land habe mit Andernach erfolgreiche Gespräche geführt.

Derzeit stehen betroffenen Frauen in Rheinland-Pfalz 17 Frauenhäuser zur Verfügung. So werde im Land seit Monaten über ein neues Frauenhaus diskutiert. Jetzt steht fest, dass es nach Andernach kommt. Das hat das zuständige Ministerium bestätigt.

Gerade im Norden des Landes sei von Sozialarbeitern immer wieder auf den Mangel an Plätzen für Frauen mit Gewalterfahrungen hingewiesen worden. Laut Internationaler Istanbuler Konvention ist Rheinland-Pfalz verpflichtet, 407 Plätze für Frauen und ihre Kinder in Not bereitzuhalten. Diese Vorgabe richtet sich nach der Einwohnerzahl im Land. Bislang gibt es in Rheinland-Pfalz 283 Plätze. So fehlen noch 124. Acht neue Plätze sind in Andernach geplant. Wie viele jedoch genau entstehen, konnte das Ministerium noch nicht sagen. „Wir sind mit dem Kreis Mayen-Koblenz und der Stadt Andernach über die Errichtung des 18. Frauenhauses im Gespräch. Es stehen allerdings noch wichtige Gremienentscheidungen aus“, sagt Spiegel.

„Ob ein Frauenhaus in Andernach eingerichtet wird oder nicht, steht nicht fest“, erklärt der Andernacher Oberbürgermeister Achim Hütten. Insofern sei er von anderslautenden Aussagen schon überrascht. „Es ist der Wunsch des zuständigen Frauenministeriums in Mainz, eine solche Einrichtung in Andernach zu realisieren, dem stehen wir offen gegenüber“, so Hütten. Ein erstes Abstimmungs- und Informationsgespräch habe es bereits gegeben. Aber noch seien alle wesentlichen Fragen wie beispielsweise Trägerschaft und Finanzierung nicht geklärt. „Erst wenn diese Fragen beantwortet sind, könnten die zuständigen städtischen Gremien, die hier zu beteiligen sind, über weitere Schritte entscheiden.“

Die frauenpolitische Sprecherin der Grünenfraktion im Landtag, Jutta Blatzheim-Roegler, begrüßte das geplante Frauenhaus in Andernach und nannte die bisherigen Gespräche vielversprechend. Im Doppelhaushalt 2019/2020 des Landes seien für das neue Frauenhaus bereits 100.000 Euro eingestellt worden. „Leider bestätigen die jüngsten Zahlen zu Gewalt an Frauen, dass nach wie vor dringender Bedarf für Angebote wie dieses besteht“, ergänzte Blatzheim-Roegler in einer Pressemitteilung. Mit einem weiteren Frauenhaus im Norden von Rheinland-Pfalz würden die bestehenden Strukturen gestärkt, um einen weiteren Schutzraum für Frauen zu schaffen, die vor Gewalt in ihrem engen sozialen Umfeld fliehen müssen. Betroffene Frauen können dort mit professioneller Hilfe beginnen, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten, Hoffnung schöpfen und erste Schritte in Richtung Normalität wagen. Dass das bestehende Angebot von 17 Frauenhäusern in Rheinland-Pfalz erweitert wird, sei ein wichtiges und positives Signal an die vielen Initiativen und Vereine, die sich für Frauen in Notlagen einsetzen.