Auf dem 43. Deichstadtfest war für jeden etwas dabei
Neuwieder feierten vier Tage lang ausgelassen mit ihren Gästen
Neuwied. Vier Tage lang feierten die Neuwieder mit ihren Gästen das 43. Deichstadtfest. Musik, Gesang, Unterhaltung und Geselligkeit prägten von Freitag bis Sonntag das Bild der Neuwieder Innenstadt. Anlass des größten Stadtfestes war die Einweihung des neuen Luisenplatzes 1979. Eine komplette Erneuerung später, eine weitere Umgestaltung steht Anfang 2025 an, hat sich eines in allen Jahren nicht verändert: nämlich der identitätsstiftende Charakter, der den Bewohnern aller Stadtteile das „Wir Neuwieder“ Gefühl vermittelt.
Die Internationalität unterstreicht stets die Beteiligung der Freundeskreise. Im Europadorf lud der Deutsch-Englische Freundeskreis Neuwied-Bromley zu einem Glas Wein ein und beim Türkisch-Deutschen Freundeskreis gab es Mokka, Tee und Gebäck. Das Europadorf, in dem es mit kleiner Bühne beschaulich zuging, war gleichzeitig Schauplatz zweier ganz außergewöhnlicher Ereignissen.
Zum Frühschoppen am Sonntagmorgen begrüßte Fredi Winter die Besucher zur Hutparade. Das zweideutige Motto „Gut behütet“ erklärte der Moderator mit der Gründung der Stadtgeschichte, in der Menschen aller Konfessionen und jedweder Herkunft sich sicher und beschützt fühlen konnten. Zu dem Traditionsevents kam in den letzten Jahren der Speakers Corner hinzu. Wie im Londoner Hyde Park, so konnte auch in Neuwied jeder mal öffentlich kundtun, was er schon immer mal loswerden wollte. Das Europadorf war zugleich an allen Tagen Treff der Einheimischen. Die Gastronomie hatten die Karnevalisten einiger der dem Festausschuss der Stadt Neuwied angeschlossenen Vereine übernommen. Hier kannte jeder jeden. Für einen großen Teil der Besucher blieb das Europadorf mit BluesAffair, Five-n-Dime, der Steve-Taylor Blues Band und Clearwater’s Grand Ole Music dagegen nur eine Randnotiz.
Abrocken und ordentlich was auf die Ohren
Wer richtig abrocken wollte und ordentlich was auf die Ohren brauchte, dem standen jede Menge Acts in den großen Arenen zur Auswahl. Am Freitag war das beispielsweise Proof, die die Bühne eins mit Songs von Metallica, Iron Maiden, Rammstein und Volbeat zum Beben brachten. Die Stimmung erreichte ihren Höhepunkt, als sich der Bassist unters Volk mischte und die begeisterten Fans die Luftgitarre schwangen. Von den Punk-Rock Freunden riesig gefeiert wurden Alex im Westerland. Die Band begeisterte mit einem „Best off“ der Toten Hosen und den Ärzten aus Zeiten, in denen die Bands Kultstatuts erreichten. Hard-Rock, Metal hier, Punk-Rock dort und anderenorts gab es noch ganz andere Töne.
Genau dies ist es, was die Menschen am Deichstadtfest lieben. Es standen nämlich noch jede Menge musikalische Zeitreisen auf dem Programm. Die der Wild Bobbin’ Baboons wollte keiner verpassen und entsprechend dicht gedrängt ging es am Freitagabend vor der Bühne zu. Das Repertoire an Songs aus den Goldenen Fünfzigern machte nicht nur älteren Semestern Freude. Stattdessen bewegten sich hier alle Generationen gemeinsam im 4/4-Takt mit Backbeat und Boogie-Woogie-Bassline.
Zeitgleich ein ganz anderes Bild vor Bühne vier. Bei einem Glas Wein genossen viele den Auftritt von Pine Barone. Mit italienischer Leidenschaft, Temperament und viel Gefühl verzauberten die beiden mit einer musikalischen Reise. Bei so manchen kam dabei Fernweh auf oder die Lust auf einen Urlaub in Italien. Insgesamt 25 Bands deckten über vier Tage wirklich jedes musikalische Genre ab. Die BAP Tribute Band MAM weckte Erinnerungen an die Kölsch-Rocker um Wolfgang Niedecken aus den 90er Jahren. Ähnlich wie die Peter Maffay Show-Band, mit der es natürlich über die sieben Brücken ging. Ebenfalls gute Unterhaltung und eine tolle Show rissen Wolle Pur ab. Hits von Wolfgang Petry und Pur, dazu schrille Outfits und witzige Einlagen sorgten für Wogen der Begeisterung.
Sonntagvormittag dominierte der Nachwuchs
Samstag und Sonntag wurden nicht nur die Bühnen bespielt. Ein buntes Rahmenprogramm war an die Familien adressiert. Den Sonntagvormittag dominierte der Nachwuchs. Ein Riesenpublikum lockte die Tanzschule Impuls vor die Bühne zwei mit Hip-Hop und Street Dance. Aber auch die anderen Tanzschulen und Tanzsportvereine präsentierten ihre unterschiedlichen Formationen. Viele Vereine, darunter der Judoclub mit einer beeindruckenden Vorführung, nutzten die Bühnen, um sich vorzustellen.
Walking-Acts gehören seit jeher zum Charakter des Deichstadtfest. Der witzige blaue TV-Schlumpf Clumsy stellte sich bereitwillig zum Erinnerungsfoto und beim Kinderkonzert von Fug und Janina durften alle mitmachen. Zum beliebten Anlaufpunkt und einen Riesenspaß für Klein und Groß wurde die Dartscheibe der besonderen Art. Nicht der Pfeil, sondern der Fußball musste treffsicher in der Mitte der Scheibe platziert werden. Mit etwas Glück konnte ein EM-Trikot gewonnen werden. Einen kulturellen Beitrag aus der Partnerstadt Bromley lieferte die Ravensbourne Morris Men Band. Mit Stöcken und weißen Tüchern stellten die Musiker den englischen Volkstanz vor.
Mit dem ÖPVN in Neuwied ist das so eine Sache. Schön, dass das Stadtmarketing zum Deichstadtfest einen Shuttle-Service an den Abenden in die Stadtteile arrangiert hatte.
FF