Andernachs beliebter Schwimmmeister steht kurz vor dem Ruhestand

Niemals geht man so ganz-auch nicht vom Beckenrand

Niemals geht man so ganz-
auch nicht vom Beckenrand

So kennt man ihn: Ludwig Wiemer, die Augen aufs Wasser gerichtet. Foto: privat

Niemals geht man so ganz-
auch nicht vom Beckenrand

Kleidungswechsel: Nach der sonnigen Saison muss „Ons Schwemmbad“ nun wieder winterfest gemacht werden. Foto: MKA

Niemals geht man so ganz-
auch nicht vom Beckenrand

Stammgäste von „Ons Schwemmbad“ hinterlassen „Luddi“ an seinem letzten Saisontag ihr „Dankeschön“.Foto: privat

Niemals geht man so ganz-
auch nicht vom Beckenrand

Am Anfang seines Wunschberufs: Der junge Schwimmmeister-Auszubildende. Foto: privat

Andernach. Wer kennt ihn nicht: Den sonnengebräunten und gut aufgelegten „Annenacher Jung“, der immer dann, wenn die meisten ihren Sommerurlaub antraten, seine Hochsaison hatte. Der seine Adleraugen richtete auf Generationen von schwimmenden und planschenden Freundinnen und Freunden des kühlen Nasses. Der für manchen Badegast die Aura eines wohlwollenden Freiluft-Herbergsvaters verbreitete. „Luddi“, oder wie er auch genannt wird, „Planschi“, heißt eigentlich Ludwig Wiemer und ist (noch) der Schwimmmeister des Andernacher Freibads „Ons Schwemmbad“. Noch, denn seine letzte Saison liegt seit einigen Wochen hinter ihm. Ludwig Wiemer geht im kommenden April in den Ruhestand.

Luddi hat sein

Herz im Freibad verloren

Anzutreffen war der Schwimmmeister Wiemer in orangefarbener Arbeitsjacke. Für ihn und sein Team stehen nämlich nach der Saison, die im Regelfall von Mai bis September geht, und in der für das Schwimmbad-Team eine Urlaubssperre gilt, einige Abschlussarbeiten an. Da wird beispielsweise die Technik außer Betrieb genommen, steht die Leerung aller Wasserleitungen an und die Reinigung der Edelstahlbecken, Hecken werden geschnitten und das Gelände aufgeräumt. Danach kann das Team dann die aufgelaufenen Urlaubstage und Überstundenzeiten in Anspruch nehmen. Die Vorarbeiten zur neuen Saison beginnen dann wieder Anfang März.

Ludwig Wiemer wurde 1956 in Andernach geboren. Bereits mit zwei Jahren suchte er mit seinen Eltern das Freibad auf und lernte dort bei ihnen das Schwimmen. So begann eine große Liebe zu dieser Freizeitstätte, eine Liebe, aus der sich sein späterer Berufswunsch entwickelte. Auf der großen Liegewiese sammelte er als Kind die Abfälle ein, erarbeitete sich damit so manche Freikarte. Später durfte er sogar nach Badeschluss das Kinderbecken reinigen. Er lachte: „Das war mein Aufstieg und so entstand der Wunsch, Schwimmmeister zu werden. Ich glaube, es war schon mit 14.“ Da man früher im Vorfeld noch einen anderen Beruf erlernen musste, begann „Luddi“ eine Lehre als Schlosser. „Als sich die Bestimmungen dann änderten, brach ich die Schlosserlehre ab und startete am 1. Januar 1974 mit meiner Ausbildung beim damaligen Schwimmmeister Richard Leuer. Die Lehre schloss ich dann 1976 als Schwimmmeistergehilfe ab- heute nennt man es „Fachangestellter für Bäderbetriebe“.“ Die vor-beruflichen Illusionen wurden für den heutigen Schwimmmeister zur Realität: „Das war für mich schon eine Berufung. Von Anfang an war es mein Job.“ Heute trägt Wiemer mit seinem Team Verantwortung für die Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit im Bad, die täglich mehrmalige Überwachung der Wasserqualität, die Wartung der Wasseraufbereitungsanlagen, die Steuerung der Betriebsabläufe, die Ausbildung und Prüfung von Schwimmern sowie die Reinigung der Anlagen.

Ein Ansprechpartner

für Jung und Alt

Bei der Arbeit habe sich für ihn in seinem Berufsleben nicht viel verändert. „Man hat aber durch die zur Verfügung stehende Technik heute einige Erleichterungen“, sagte er. Auch der Umgang mit den Badegästen sei nicht schwieriger geworden. „In meinen 46 Berufsjahren gab es da keine Probleme.“ Es komme aber sicher auch viel darauf an, wie man, sprichwörtlich gesagt, in den Wald hineinruft. Ein Schwimmmeister sollte offen sein und versuchen, jeweils die angemessene Tonart und einen Mittelweg zwischen laissez-faire und autoritär zu finden, aber auch kommunikativ sein. Manches Kind habe sich in all den Jahren bei ihm ausgesprochen, weil es zu Hause kaum Gehör fand. „Die saßen bei mir auf der Bank und wälzten ihre Probleme“, erinnerte er sich. Auch viele ältere Leute hätten gerne das regelmäßige Gespräch mit ihm gesucht. Und dann gab es natürlich die Rettungsfälle. Um die 50 Personen konnte der Schwimmmeister vor dem Ertrinken bewahren. Niemals musste der Notarzt kommen. „Mit den Jahren bekommst du einen Blick dafür. Wenn ich am Beckenrad mit jemand gesprochen habe, waren meine Augen im Weitwinkel immer aufs Wasser gerichtet.“

Das neue „Ons Schwemmbad“

hat er noch mitgenommen

Zur Entwicklung der Besucherzahlen erklärte Ludwig Wiemer: „Das Freizeitverhalten hat sich geändert. Früher hieß es: Schule aus– ab ins Schwimmbad. Heute sind drei Wölkchen schon ein Grund, zu Hause zu bleiben. Herrscht aber ein Super-Wetter, dann haben wir richtig Betrieb.“ Obwohl das frisch sanierte „Ons Schwemmbad“ seine Tore erst am 1. Juni öffnete und aus technischen Gründen 15 Schließtage in dessen Kalender stehen, fanden sich dort bis Mitte September 31.301 Badegäste ein. „Seit der Sanierung des Freibads sieht man auch immer wieder neue Gesichter. Wir hatten in diesem Jahr ein Pärchen aus Bonn, das uns an jedem Wochenende besuchte, nur wegen des neuen Planschbeckens.

Es kamen auch Gäste aus Koblenz, Neuwied, Mülheim-Kärlich.“, berichtete er stolz. „Ist ja auch ein schönes Bad“, schwärmte er und sagte dankbar: „Schön, dass ich das noch erleben durfte.“ Es wäre damit auch ein Zeichen gesetzt, dass es mit dem Bad weitergehe. „Ich gehe mit einem lachenden und weinenden Auge. Der Umgang mit den Menschen wird mir fehlen.“, gestand er. Allen Badegästen, seinen Mitarbeitern und Kollegen sprach „Luddi“ zum Ende des Gesprächs für das schöne Miteinander seine Anerkennung aus und wünschte ihnen für die Zukunft alles Gute. Im Ruhestand wird es ihm wohl mit seiner Familie und seinen Hobbys, wie Karneval und Radfahren, nicht langweilig. Selbstverständlich bleibt er auch „säinem Schwemmbad“ verbunden. Eine Dauerfreikarte zum Abschied bräuchte er nicht:„Ich kenne hier jedes Loch im Zaun“, verrät er spitzbübisch.