Selters. Ökumene kann sehr gut funktionieren, das beweisen immer wieder die evangelische und katholische Kirche in Selters. Auch in diesem Jahr wurden gemeinsame Aktionen in Angriff genommen. Da bot es sich an, zwei berühmte Westerwälder in den Fokus zu stellen, die sich beide weit über die Grenzen des Westerwaldes hinaus durch ihr großes soziales Engagement einen Namen gemacht haben: Die Ordensschwester Katharina Kasper vom Ordern der Armen Dienstmägde Jesu Christi in Dernbach und Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Beide Wohltäter werden in diesem Jahr aus gegebenen Anlass würdig gefeiert: Katharina Kasper erfährt 2018 die Heiligsprechung durch Papst Franziskus, Friedrich Wilhelm Raiffeisen ist vor 200 Jahren geboren worden.

Es kommt einer kleinen Sensation gleich, dass es der evangelischen Kirchengemeinde gelang, die begehrte Wanderausstellung zum Schaffen und Wirken von Raiffeisen durch die Raiffeisengesellschaft nach Selters auszuleihen. Im Rahmen eines Gottesdienstes wurde die Ausstellung in der evangelischen Kirche feierlich eröffnet und war für eine Woche für jedermann zugänglich.

Den Höhepunkt der Feierlichkeiten sollten der ökumenische Gottesdienst und das anschließende Sommerfest beider Konfessionen im alten Steinbruch von Selters darstellen.

Der alte Steinbruch neben der katholischen Kirche ist aus seinem Dornröschenschlaf erweckt worden. Die idyllische Lage ist nach Jahren der Verwilderung wieder hergestellt, weil einige Selterser Bürger, angeführt von Franz Bowe, in mühevoller Kleinarbeit Unkraut und Wildwuchs beseitigt haben. So konnte vor dem Sommerfest der Kirchen einen Tag zuvor dort ein sagenhaftes Konzert von Marcel Adam in einem fantastischen Ambiente stattfinden.

In der gut besuchten evangelischen Kirche in Selters begleiteten, passend zur Ökumene, die beiden Singgruppen „Crescendo“ und „Singkreis“ den Gottesdienst. Pfarrer Christian Elias und Diakon Dieter Wittemann führten den Gottesdienst an. Pfarrer Elias würdigte in seiner Ansprache das Leben, Wirken und Schaffen von Raiffeisen. Durch die Gründung von Genossenschaften, an denen sich jeder beteiligen konnte, sollte den Menschen, vor allen im ländlichen Raum, ein etwas besseres Leben ermöglicht werden. Schwester Clarentia vom Orden der Armen Dienstmägde in Dernbach fand die richtigen Worte zu der Ordensbegründerin Katharina Kasper. Sie hätte sich zunächst der Versorgung und Pflege von Alten und Kranken sowie der Kinderbetreuung angenommen. Ihr Einsatz und Engagement wurde in die ganze Welt hinausgetragen, heute befinden sich auf allen fünf Erdteilen Missionen der Armen Dienstmägde Jesu Christi.

Der Höhepunkt der Würdigung von Katharina Kasper erfolgt am 14. Oktober, wenn auf dem Petersplatz in Rom ihre

Heiligsprechung durch Papst Franziskus vorgenommen wird.

Nach dem ökumenischen Gottesdienst zogen beide Kirchengemeinden in einer Prozession von der Kirche aus zum Festplatz am alten Steinbruch, begleitet vom Musikverein Weidenhahn. Dort angekommen wurde mit viel Gesang eine kleine Messe zelebriert. Ein interessanter Dialog zwischen Katharina Kasper und Raiffeisen, vorgetragen vom Schwester Theresia und Theo Scheugenpflug, beleuchtete ihre Sicht der Dinge vor etwa 200 Jahren. Schwester Theresia und Theo Scheugenpflug faszinierten die Zuhörer und bekamen verdienten Beifall für ihre Darstellung der beiden Menschenfreunde.

Nach dem gemeinsamen Segen fanden sich noch viele Gläubige ein, um den schönen Tag stilvoll ausklingen zu lassen. Mit dem gemeinsamen Sommerfest wurden die Feierlichkeiten zum Angedenken an Katharina Kasper und Friedrich Wilhelm Raiffeisen beendet.