Kinder und Jugendliche sind zentrales Thema bei Deutschem Suchtkongress

Online-Sucht: Wenn Facebook, Instagram und Co. krank machen

Online-Sucht: Wenn Facebook, Instagram und Co. krank machen

Foto: Symbolbild/Pixabay

Hamburg. Internetbezogene Störungen wie die exzessive Nutzung von Computerspielen, sozialen Netzwerken und des Internets sind bei jungen Menschen in Deutschland auf dem Vormarsch. Etwa jeder zwölfte (8,4 Prozent) Junge oder junge männliche Erwachsene zwischen 12 und 25 Jahren ist süchtig nach Computerspielen. Rund 100.000 ( 2,6 Prozent ) der 12- bis 17-Jährigen in Deutschland gelten als abhängig von Social Media. Betroffene Personen können die Kontrolle über die Nutzung verlieren sowie Hobbys und soziale Kontakte vernachlässigen . Gleichzeitig besitzen die Betroffenen ein höheres Risiko , an Depressionen zu erkranken. Möglichkeiten der Prävention und Therapie diskutieren die circa 600 Teilnehmer des Deutschen Suchtkongresses in Hamburg.

Immer mehr Kinder und Jugendliche sind internetsüchtig

„Mit dem vermehrten Konsum von Internet, Social Media und Computerspielen steigt auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Abhängigkeiten „, erklärt Professor Rainer Thomasius, Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Präsident des Deutschen Suchtkongresses. „Wir haben in Deutschland eine erstklassige therapeutische Versorgung bei Erwachsenen. Bei jungen Menschen fehlen ambulante Therapieangebote und stationäre Therapieplätze. Diese benötigen wir dringend für internetbezogene Störungen, aber genauso für Abhängigkeiten von Alkohol und harten Drogen „, sagt Thomasius. In Deutschland stehen nur etwa 200 Plätze für die stationäre kinder- und jugendpsychiatrische sowie psychotherapeutische Suchtbehandlung zur Verfügung.

Schärfere Regeln für PC-Spiele gefordert

Thomasius setzt beim Internet sowie bei Online- und Offline-Games auf mehr Prävention und schärfere gesetzliche Regeln. „Vor allem Eltern und Schulen sind gefordert, die Medienkompetenz rechtzeitig zu fördern und Heranwachsende auf Risiken hinzuweisen. Wir brauchen aber zusätzlich schärfere Altersfreigaben bei Computer spielen.“ Thomasius fordert, die Freigabe von Spielen ab 0 Jahren abzuschaffen. Auch sollten Computerspiele mit Suchtpotenzial nicht bei Kindern und Jugendlichen beworben werden.

5,8 Prozent aller 12- bis 17-Jährigen betroffen

Die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kam bereits 2015 zu dem Ergebnis, dass bei etwa 5,8 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen von einer Computerspiel- oder Internetabhängigkeit auszugehen sei. Weibliche Jugendliche zwischen 12 bis 17 Jahren seien davon stärker betroffen als männliche und die Gruppe der 18- bis 25-Jährigen, so die Studie. „Mädchen neigen eher dazu, exzessiv Social Media zu nutzen. Bei Computerspielen sehen wir eindeutig, dass Jungen gefährdeter sind“, sagt Thomasius. Untersuchungen zeigen, dass Arbeitslosigkeit und Migrationshintergrund Risikofaktoren für internetbezogene Störungen sind. Personen mit geringerem Einkommen oder niedrigerem Bildungsniveau sowie Alleinlebende weisen ebenfalls ein erhöhtes Risiko auf.

Mehr als 2,5 Stunden täglich in sozialen Medien unterwegs

Die im Auftrag der DAK durchgeführte Forsa-Umfrage „WhatsApp, Instagram und Co. – so süchtig macht Social Media“ kam 2018 zu dem Ergebnis, dass 85 Prozent der 12- bis 17-Jährigen jeden Tag soziale Netzwerke wie WhatsApp, Instagram und Snapchat nutzen – im Durchschnitt 166 Minuten pro Tag. 226 Minuten verbringt diese Altersgruppe mit Online- und Offline-Computerspielen.

Quelle: Deutscher Suchtkongress