Ehrendoktorwürde der Universität Koblenz-Landau an Wissenschaftsjournalisten und Physiker verliehen

Ranga Yogeshwar wurde geehrt

Ranga Yogeshwar wurde geehrt

Die Verleihung von Grad und Würde eines „Doktors ehrenhalber“ an Ranga Yogeshwar erfolgte durch Claudia Quaiser-Pohl (li.) und Nicole Hoffmann. Fotos: BSB

Ranga Yogeshwar wurde geehrt

Aufmerksam verfolgt Ranga Yogeshwar die von Nicole Hoffman vorgetragene Laudatio.

Ranga Yogeshwar wurde geehrt

Zusammen mit etlichen Gästen verfolgten v.li. May-Britt Kallenrode, Claudia Quaiser-Pohl und Ranga Yogeshwar die Vor- und Beiträge im Universitäts-Hörsaal.

Koblenz. Die Ehrendoktorwürde verlieh die Universität Koblenz-Landau seit 2003 erst dreimal, zweimal an Informatiker (Volker Claus, Karl-Heinz Brandenburg) und einmal an einen Bischof (Markus Dröge). Die vierte verlieh der Fachbereich Bildungswissenschaften jetzt auf dem Campus Koblenz an den sechzigjährigen Wissenschaftsjournalisten und Physiker Ranga Yogeshwar. Der Luxemburger leiste einen wichtigen Beitrag, universitäre Forschung alltagsnah zu erklären, heißt es in den Begründungen. Bildung gehe für ihn über die schulische Bildung hinaus. Er stehe ein für ein lebenslanges Lernen und kritisches Denken. In den von ihm geschaffenen und moderierten Fernsehsendungen (wie „Quarks & Co.“, „Wissen vor Acht“ oder „Große Show der Naturwunder“) sowie in seinen Publikationen (aktuelles Buch: „Nächste Ausfahrt Zukunft“) zeigt er, wie man die gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen „mithilfe von Wissenschaft erklären und verstehen kann“. Zudem leiste er als Brückenbauer zwischen unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen einen bedeutenden Beitrag für die Wissenschaft selbst.

Jungen Leuten etwas mit auf den Weg zu geben

In einem der Verleihungszeremonie vorgeschalteten Interview nannte der gebürtige Luxemburger die Ehrendoktorwürde eine „nette Anerkennung seiner Arbeit“. Er habe sie gerne angenommen, zumal die Ehrung den Bereich betreffe, für den er sich bis heute immer eingesetzt habe. Jungen Leuten etwas mit auf den Weg zu geben, treibe ihn an. Darüber hinaus habe er von Anfang an eine gewisse Wahrhaftigkeit hinter dem Angebot der Universität gespürt, die mehr seiner Arbeit als seinem „Promi-Status“ geschuldet sei. Als doctor honoris causa wird er zukünftig zwar keine Seminare an der Universität in Koblenz halten, aber er wird der Stadt und ihrer Bildungseinrichtung weiterhin verbunden sein, so wie die Mosel seine luxemburgische Heimat mit Koblenz verbindet. Heute wohnt der Vater von vier Kindern mit seiner Familie in Hennef, in der Nähe von Köln.

Warum er sich nach dem Abitur dafür entschied, in Luxemburg Physik (Elementarteilchen- und Astrophysik) zu studieren, erklärt er mit einer ihm innewohnenden, geradezu kindlichen Neugierde und einer Lust am Lernen. Physik sei für ihn immer „cool“ gewesen, eine Denkschule. Man lerne, Komplexität zu durchdringen. Sein großes Bedürfnis, Begeisterung für Wissenschaft und Technik zu wecken, überträgt sich auf sein Publikum/seine Leser. Die finden es nämlich „cool“, wie Yogeshwar einen verständlichen Zugang zu den komplexesten Themen schafft. Das gelinge nur, sagt er, indem er sich selber intensiv mit dem Stoff auseinandersetzt. Erst wenn er ihn wirklich verstanden hat, sei die Vereinfachung möglich.

„Tradition“ aus dem Musical Anatevka

Auf dem Weg des unermüdlichen Vermittelns von Wissen, für seine journalistische Arbeit und für sein starkes soziales Engagement durfte er bereits das Bundesverdienstkreuz, den Verdienstorden des Landes NRW und den Ordre de Mérite du Grand-Duché de Luxembourg sowie über 60 Fachpreise und unzählige Auszeichnungen entgegennehmen. Der Auflistung gesellt sich nun noch die Ehrendoktorwürde der Universität Koblenz-Landau hinzu. Die Verleihungszeremonie wurde sinnigerweise eröffnet durch eine vom Chor und Orchester der Universität vorgetragene Darbietung des Liedes „Tradition“ aus dem Musical Anatevka. Im Anschluss ergriff die Dekanin des Fachbereichs Bildungswissenschaften, Prof. Claudia Quaiser-Pohl, das Wort, mit dem sie die Begründung für die Erteilung der Ehrendoktorwürde an Ranga Yogeshwar lieferte. Er wecke die Faszination an Alltagsfragen und -phänomenen und bringe die Menschen zum Staunen. Das sei wichtig in dieser Zeit, in der die Lernenden das Staunen und Fragenstellen in einem von Reiz- und Wissensüberflutung geprägten Schulsystem beinahe verlernt haben. Yogeshwar habe die Wahrnehmung von Wissenschaft in der Öffentlichkeit nachhaltig verstärkt.

Viel lobende Worte für den Wissenschaftler gab es auch von Universitätspräsidentin Prof. Dr. Dr. h.c. May-Britt Kallenrode. Sie schätze seinen hohen Anspruch an Bildung und Weiterbildung, seine Fähigkeit Wissenschaft fassbar zu machen und Menschen für Themen zu begeistern, denen sie sich ansonsten nicht zuwenden würden. Zudem rege er dazu an, Dinge zu hinterfragen und Kritikfähigkeit zu zeigen.

Die Laudatio auf den angehenden Ehrendoktor hielt die Pädagogik-Professorin Nicole Hoffmann. Ihre Rede richtete sie aus an dem Leitgedanken „Omnes omnia omnino“ der Pampaedia (von Johann Amos Comenius entwickelte Lehre zwischen Pädagogik und Politik). Sie übertrug ihn auf Yogeshwars Themenvielfalt, die verschiedensten Weisen, mit denen er als Autor und Moderator Zugang zum Verständnis schafft und die Übertragung des Wissens auf eine breite Masse. Für den sachlich fundierten Wissenschaftsjournalismus, den er in einem gelungenen Balanceakt zwischen Unterhaltung und Seriosität unter Beweis stelle und die zeitgemäße Wissenschaftsvermittlung erfuhr Ranga Yogeshwar, begleitet vom kräftigen Applaus der Gäste, die Verleihung der Ehrendoktorwürde. Mit Mozarts „Exsultate, jubilate“ gab die Sopranistin Kathrin Zukowski, begleitet am Klavier von Christian Jeub (Leiter der Universitätsmusik am Campus Koblenz) der Verleihung den verdienten Glanz.

Lehrreicher Festvortrag

Ranga Yogeshwar bedankte sich für die Ehrung mit einem unterhaltsamen und lehrreichen Festvortrag, in dem er die durch die Entwicklung der „Künstlichen Intelligenz“ („K.I.“) hervorgerufenen Veränderungen thematisierte. Veränderungen, die speziell in Deutschland mit Ängsten behaftet seien. Die Frage um den eigenen Platz in der veränderten Gesellschaft sei einer der Gründe, warum Deutschland in Sachen K.I. stark im Rückstand ist. Und deshalb, so Yogeshwar, werden die Leute, die die Zukunft machen, wahrscheinlich nicht aus Deutschland kommen, sondern aus China und Indien. Aber der Druck zur Veränderung sei da, geboren aus der eigenen Bequemlichkeit. Die Technik bedient ihn und leistet schon jetzt enorm viel. Yogeshwar wäre nicht er, wenn er nicht neben den riesigen Chancen beispielsweise im Bereich der Medizin auch Bedenken äußern würde hinsichtlich der Sinnhaftigkeit von Anwendungen und besonders zu den Gefahren des Missbrauchs, die sich mit dem Abgreifen von Daten und mit den den Maschinen antrainierten Algorithmen ergeben können. Auch müsse man sich in einer von der Technik bestimmten Kultur Fragen stellen zu gesellschaftlichen und ethischen Aspekten. Dennoch fordert er, nicht am Alten kleben zu bleiben, sondern neuen Ideen offen gegenüber zu stehen. Die K.I. biete die große Chance, die Welt besser zu machen.

Seinen Vortrag schloss Ranga Yogeshwar mit einem, ihn schon sein ganzes Leben begleitenden Spruch Pablo Picassos: „Das ist das Wesenhafte des modernen Menschen, der in aller Angst des Loslassens doch die Gnade des Gehaltenseins im Offenwerden neuer Möglichkeiten erfährt.“