Galeristin Rosemarie Bassi bereichert seit 40 Jahren die Kunstszene

Regional und international unterwegs

Regional und international unterwegs

Rosemarie Bassi und Ehemann Ferruccio Bassi (Mitte) in der Villa Rolandseckmit Janosch Vollrath und Susanne Lucie Schneider (Oktober 2010). Fotos: HG

Regional und international unterwegs

Zur Eröffnung der Ausstellung „Zart und Zackig“ 2016, Ilse Wegmann (v. l.), Martine Metzing-Peyre, Tina Wedel, Rosemarie Bassi, Marianne Pitzen, Ise Schwarz.

Remagen. Schon zum silbernen Galeriejubiläum stand fest: Sie ist eine Unentwegte in Sachen Kunst. Umso mehr gilt das nach 40 Jahren Galerientätigkeit. Rosemarie Bassi füllt sie mit stets wachem Interesse an neuen Projekten aus, basierend auf Kenntnis, einem reichen Schatz an Erfahrungen und ungezählten Kontakten. Mit ihrer aktuellen Ausstellung „Mi ritorni in mente“ blickt sie zurück auf viele Künstler, die sie gezeigt hat, längst nicht alle, dafür reicht selbst der Platz in ihrer großen Galerie in der Marktstraße 119 nicht.

Bereits 1979 hatte sie ihre erste Galerie im Rolandshof in Rolandseck. Im selben Jahr stellte sie die Fluxuskünstlerin Mary Bauermeister dort aus. Sie organisierte Schauen mit großen Namen der Wiener Schule des Phantastischen Realismus wie Ernst Fuchs und Arik Brauer. Mit Fuchs gab es in der Saison 1983/84 eine Präsentation im gesamten Haus der Alten Oper Frankfurt. 1985 brachte Bassi auch die ungarische Avantgarde nach Deutschland und führte in Italien, Assisi, die Wiener Schule-Künstler Fuchs, Brauer, Hausner, Hutter, Lehmden zu einer Riesenpräsentation in der Basilika di San Francesco zusammen. Es schlossen sich Ausstellungen etwa mit Arik Brauer, Bele Bachem und Miguel Fabruccini in Hamburg, Heilbronn und weiteren deutschen Städten an. 1990/91 erwarb die Energiegeladene einen Steinwurf vom Rolandshof entfernt die repräsentative Villa Rolandseck, wo sie erneut eine Galerie einrichtete, nun explizit unter dem Label „Europäisches Kulturzentrum“ und verbunden mit Skulpturenpark, Rahmen- und Grafikatelier sowie Malschule. Seither entfaltete sich ein höchst spannendes Ausstellungsgeschehen um die Werke nationaler und internationaler Künstler. Weitere Galerieorte plus Impulse für die Kunst sollten folgen.

Doch woher kam das starke Interesse an der Kunst, der Wunsch, sich damit zu umgeben und Kunst einer kulturafinen Klientel zu vermitteln? Um dem näherzukommen, heißt es, weiter zurückzugehen, sich von der Galeristin erzählen lassen und in ein farbiges Leben eintauchen. Im niederösterreichischen Persenbeug an der Donau kam Rosemarie Hamon 1941 zur Welt als Tochter eines Apothekerin und eines Arztes. Sie wurde in eine traditionsreiche, gut situierte Familie hineingeboren. Ihr Urgroßvater Dr. Ernst Ludwig war Rektor an der Wiener Universität, ihr Onkel Domherr und Ihr Großvater einer der letzten Tierarzte des Kaisers. Als Kind spielte sie in Schloss Persenbeug oft mit Freundin Valerie Isabella Habsburg-Lothringen (nach der Heirat Markgräfin von Baden).

Angewandte und freie Kunst

Die aufgeweckte Rosemarie besuchte zunächst einige Monate die Bundesanstalt für höhere Frauenberufe in Wien, bevor sich für sie, erst 14-jährig, ein Traum erfüllte: das Studium an der Wiener Akademie der Bildenden Kunst am Schillerplatz in Wien. Bei Professor Robin Christian Andersen, dessen Vater schon von Bassis Urgroßvater mütterlicherseits, einem Großgrund- Glashüttenbesitzer, gefördert wurde, begann ein intensives Studium der Zeichnung und Malerei. Da der geschätzte Professor indes „sehr bestimmend“ war, so Bassi, wechselte sie für vier Semester an die Akademie für Angewandte Kunst zu Professor Carl Unger. „In einem fast schulhaften Unterricht vermittelte er alle Techniken und Basiskenntnisse.“ Jeden Vormittag ging es ans Aktzeichnen, nachmittags standen Fresko, Mosaik, Techniken der Grafik, Zeichnung und Malerei auf seinem Lehrprogramm. Danach studierte sie wieder an der Akademie der Bildenden Kunst. Auf der bei Kunst-Studenten so begehrten Meisterschule für Malerei von Professor Albert Paris Gütersloh fand Studentin Rosemarie als Einzige ohne Prüfung Aufnahme. Bei Oscar Kokoschka in Salzburg lernte sie die Technik der Aquarellmalerei.

Mannequin und Malerin

Doch neben dem ernsten Studium sorgte die Kunstinteressierte für Kontraste. Mit ihrer Schwester besuchte sie eine Mannequinschule. Zudem machte sie Werbung für SW-Möbel. Im Film „die Halbzarte“ mit Romy Schneider und Carlos Thompson in den Hauptrollen sowie Magda Schneider, Josef Meinrad und Helmut Lohner in den Nebenrollen und trat sie mit Studenten-Freunden in kollektiven Tanzszenen auf. Dabei lernte die Studentin 1958 in den Filmstudios am Wiener Rosenhügel auch Künstlerin Bele Bachem kennen, die für den Film die Szenenbilder gestaltete.

Nach dem Abschluss Magister Artium/Akademischer Maler schloss sich an der Akademie in Perugia, Italien, 1963 die nächste künstlerische Etappe an. 21-jährig trat die junge Österreicherin zugleich als freie Malerin auf und zeigte mit Linda Grabner vermittels des Österreichischen Kulturinstituts/Rom ihre Arbeiten in der renommierten Galerie St. Luca in der via dell Babuino in Rom. Ausstellungen in Perugia, Terni, Spoleto, Pescara, Gubbio und Teilnahme am Festival dei Due Mondi, Spoleto folgten.

Perlen und Familie

Die Geburt ihres Sohnes in Rom und der siebenjährige Aufenthalt in Hongkong erlaubten es Rosemarie Bassi schließlich nicht mehr, sich ausschließlich mit der Malerei und der Kunst zu befassen. Ehemann Ferrucci Bassi arbeitete als Kriegsberichterstatter für das italienische Fernsehen RAI vorrangig in Vietnam, aber auch in Kambodscha und in fast allen anderen Länder Asiens, besonders in China, das sich mitten in der Kulturrevolution befand. Dies bewog die Bassis, zusammen mit dem deutschen ARD-Korrespondenten für Asien Günter Müggenburg und dessen Frau Erika sich in Hongkong eine große Dschunke zu kaufen. Man hatte viele bekannte Persönlichkeiten zu Gast. Doch begann Rosemarie Bassi in der Zeit auch für einen deutschen Perlenhändler, der in Japan lebte, einen Perlengroßhandel in Hongkong aufzubauen. Laut eigener Auskunft war sie eine der erfolgreichsten Händlerinnen in Hongkong, als ihr Mann nach Italien versetzt wurde. Zurück in Rom stand die Erziehung der Kinder aus seiner ersten Ehe Giorgio, Luca, Gianni, Vanda und des gemeinsamen Sohnes Peter im Vordergrund. Auch in Bonn, wohin Ferruccio Bassi 1994 ans deutsche Büro der RAI versetzt wurde, kümmerte sich Rosemarie Bassi vollauf um die Kinder.

Kunstlandeplatz Remagen

Erst als Sohn Peter 13 Jahre alt war, wandte sie sich wieder intensiv der Kunst zu, allerdings nicht mehr als Malerin, sondern als vielfältig aktive Galeristin. Große Kunstereignisse schob sie an. So schlug 1996 in ihrer Galerie Villa Rolandseck die dreitägige „Geburtsstunde“ eines „Zentrums für Phantastische Künste“, bei dem Rosemarie Bassi sich mit Roman Hocke den Vorsitz teilte.

2007 verlegte sie ihr Europäisches Kunstzentrum von Rolandseck nach Remagen Zentrum in die Bachstraße. Mit Werken der österreichischen Künstlerin Eva Wagne eröffnete sie 2010 ihre neuen großzügig bemessenen Räumlichkeiten gegenüber dem Rathaus in der Marktstraße 109. Aktuell gehören zum Künstlerspektrum unter anderem Bele Bachem, Mary Bauermeister, Arik Brauer, Corinna Brüggentisch, Claudio Carli, Charlotte Esch, Patrick Feldmann, Ernst Fuchs, Ferruccio Gard, Hubertus Giebe, Hendrina Krawinkel, Johann Lengauer, Edda Mally, Istvan Nadler, Marianne Pitzen und Ilse Wegmann.

Für ihr Engagement im Bereich Kunst und Kultur erhielt Rosemarie Bassi das Silberne Ehrenzeichen der Republik Österreich und wurde für ihren langjährigen Einsatz, ihre über kommerzielles Streben hinausgehende Aktivitäten und die Förderung junger Künstler mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Darüber hinaus war sie jahrelang Sprecherin der Bonner Galerienvereinigung und zwei Jahre lang Sprecherin der Interessensgemeinschaft Rheinland-Pfälzischer Galerien. Ihre nächste Ausstellung eröffnet sie mit Werken von Hubertus Giebe zum Remagener Kunstsalon am 20. Oktober 2019.