Holger Queck und das mitsingende Publikumverabschiedeten die beliebte Reihe „Kultur im Gewölbe“

„Schade, dass es zu Ende geht“

„Schade, dass es zu Ende geht“

Mit und ohne Hut: alles gut bei Holger Queck.HG

„Schade, dass es zu Ende geht“

Anerkennung: Monika Recker-Johnson begrüßt Eberhard Müller.

Sinzig. Oft und gern gesehen ist Holger Queck im Zehnthofgewölbe aufgetreten. Nun tat er’s noch einmal, verbunden mit der Einladung „Sing mit! Swinging Santa“. „Wir machen einen ganz sanften Einstieg mit einer Brahms-Sonate in F-Dur, und dann singe ich ihnen einen“, kündigte er an, ging zum Tastenspiel über und brachte mit „It’s Beginning to Look Like Christmas“ schon etwas Swing in die alten Mauern.

Dem Publikum reichte es zur Einstimmung, um singend Rudolph, das rotnasige Rentier, „White Christmas“ und „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ willkommen zu heißen. Zuvor hatte Sänger und Pianist Queck mit aufgesetztem Zylinder ermuntert, sich zu melden, sollte es Probleme geben. Probleme? Holprigkeiten, verspätete Einsätze oder Auslassungen ganzer Zeilen, nun ja, solche Freiheiten und Unvollkommenheiten nahmen sich die fröhlichen Mitsänger ungeniert heraus. Aber Probleme? Woher denn.

Vielmehr intonierte der frisch geborene, von Textblättern ablesende Chor mit Elan „Hört der Engel helle Lieder“ und kostete das „Glo-o-o-o-ria im Kehrreim aus. Höhere Anforderungen stellte „Baby, It’s Cold Outside“ mit verteilten Rollen für Männer und Frauen. Als Queck anmerkte, „die Männer sind in Klammern“, was eine Anwesende amüsierte, wurde sie von ihrer Sitznachbarin belehrt: „Das sagt er, weil wir in der Überzahl sind.“ Dessen ungeachtet blieben kaum Lücken zum Schwatzen, was allerseits begrüßt wurde, wollten sich doch alle ganz dem Sog des Konzert-Formates hingeben. Folgeimpulse waren dafür etwa die fidelen Klassiker „Jingle Bells“ oder „Santa Claus Is Comin‘ to Town“. Enthusiastisch ließen die Gewölbesänger „In der Weihnachtsbäckerei“ ertönen, Zuckowskis lustiges Lied zum Fest.

Überhaupt ging es heiter zu. Queck garnierte einen Song, indem er den Refrain pfiff. Auch baute er durch Improvisier-Passagen Zeit für akustische Ausflüge ein. Einmal griff er zum Kazoo, richtig, jenes Instrument, das jeder spielen kann, dem ein Mund gewachsen ist. „Böhmische Nervensäge“ hatte es der Pianist des fantastischen Trios Trojka genannt, das vor Wochenfrist auftrat. Als locker moderierender Moderator ließ Queck die Hobbysänger vor der Pause wissen: „Ich bin hoch zufrieden.“ Er enthielt ihnen auch einen Ratschlag für Badezimmerträllerer nicht vor: „Wenn sie den Zettel unter die Dusche mitnehmen wollen, müssen sie ihn vorher laminieren.“

Viele weitere Weihnachtslieder wurden noch angestimmt, aber nicht nur. Soul erklang mit dem durch zahlreiche Coverversionen zum Evergreen gewordenen Titel „Sunny“, Pop mit dem ebenfalls bekannten „Last Christmas“. Kölsche Tön waren durch „Drink doch eine met“ und „Leev Marie“ zu hören. Mit Verve warf sich die Kurzzeit-Chorgemeinschaft auf Abbas „Thank You for the Music“. Es war der Moment, in dem alle die Stimme erhoben, um ihren Dank an Monika Recker-Johnson und ihren Hauptunterstützer, Ehemann Ian Johnson, auszudrücken. Das leise Wiegenlied „Guten Abend, gute Nacht“ war zum Ausklang gedacht. Doch die Gewölbebesucher ließen sich nicht bremsen, forderten Zugabe um Zugabe, so dass Queck willig mit „Que Sera Sera“ fortfuhr, „I Will Survive“, „Little Drummer Boy“, einer Arie aus Carmen und einem weiteren Lied.

Nach brandendem Applaus sagte Monika Recker-Johnson: „Schade, dass es zu Ende geht, es war eine tolle Zeit.“ Fast sieben Jahre hat sie ein musikintensives Kulturkaleidoskop auf die Gewölbe-Bühne gebracht, das sie als solche erst wachgeküsst hat. Klassik, Folk, Blues, Polka, Rock oder Klezmer, Lieder und Geschichten, Magie der Kultur vieler Sparten hatte Platz im Gewölbe, zeigte sich fern schillernder Namen in bemerkenswerter Qualität. Nach diesem letzten beglückenden Musikerlebnis dankte die ambitionierte Kulturförderin den Wegbegleitern, besonders Eberhard Müller und ihrem Mann Ian Johnson, die sie nacheinander nach vorn bat. Dem Publikum versicherte sie: „Ich bleibe Sinzig erhalten, als Künstlerin, Cellistin und Lehrerin. Und das Gewölbe bleibt da. Vielleicht kommt einer, der ebenfalls der Kultur Raum gibt.“ Sie betonte zugleich: „Kultur braucht Förderung.“ Und sie vermittelte ihre Hoffnung: „Der Geist vom Gewölbe kann weiterleben.“