Helmut Kuhl – Sieger vieler Rennen und Ring-Instrukteur

Schnell, fachlich kompetentund ein guter Kumpel

Schnell, fachlich kompetent
und ein guter Kumpel

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und ein guter Kumpel

Fotos: privat

Schnell, fachlich kompetent
und ein guter Kumpel

Bellingen/Region. Wenn man sich mit Helmut Kuhn unterhält, dann werden Namen berühmter Rennfahrer, die am Nürburgring Geschichte geschrieben haben und älteren Nürburgringfans sicher noch in Erinnerung sind, genannt: Klaus Ludwig, Strietzel Stuck, Hans Heyer, Rolf Stommelen oder auch Hannelore Werner. Er holte den jungen Klaus Ludwig als Co-Pilot in sein Team, Strietzel Stuck durfte mit ihm als 16-jähriger über den Ring fahren und für Rolf Stommelen baute er im Team Eifelland den vom Edeldesigner Luigi Colani konzipierten futuristischen Eifelland Formel 1-Rennwagen. Sein Name auf der Ehrentafel am Fahrerlager wurde auf Veranlassung von Dr. Walter Kafitz, dem früheren Geschäftsführer der Nürburgring GmbH, nach einer Meinungsverschiedenheit mit diesem wieder entfernt. Die Rede ist von Helmut Kuhl aus dem Eifeldorf Bellingen, südlich vom Ring

Ein Leben für den Motorsport

Helmut Kuhl ist heute 76 und wohnt in der Nähe vom Nürburgring in Bellingen. In seiner aktiven Zeit von 1965 bis 1985 war er sauschnell mit Tourenwagen auf dem Ring, aber auch auf anderen Rennstrecken unterwegs. Ich bekomme bei einem Gespräch mit Helmut Kuhl von dessen Lebensgefährtin Lydia Mertes eine Liste überreicht, wo fast ausschließlich erste Plätze verzeichnet sind. Er fuhr ein 96- Stunden-Rennen mit Klaus Ludwig, der damals am Anfang seiner Karriere war, und siegte mit Hans Heyer (der Mann mit dem Tiroler Hut) beim Großen Preis der Tourenwagen 1972. Die erfolgreiche Rennfahrerkarriere endete abrupt nach einem Unfall im Straßenverkehr 1977, es war ein Frontalzusammenstoß. Helmut Kuhl brauchte eine lange Zeit, teilweise im Rollstuhl, um zum normalen Leben zurückzukommen. Er fuhr zwar noch bis 1984 weiter Rennen , aber nicht mehr mit den Erfolgen wie bis zu seinem Unfall. Noch heute leidet der 76-Jährige an den Spätfolgen.

Von Martini bis Brabham

Bei Willi Martini, der eine Werkstatt mit Abschleppunternehmen für Rennfahrzeuge im Bereich der alten Sporttribüne am Nürburgring betrieb, arbeitete Helmut Kuhl als Kfz-Meister, denn auch als erfolgreicher Rennfahrer konnte man in den 70er Jahren noch nicht von der Rennerei leben. Bei Willi Martini, der immer klamm bei Kasse war, so Helmut Kuhl, wurden verunglückte Autos vom Ring abgeschleppt, Autos getunt und Eigenbau-Rennfahrzeuge konzipiert und fertiggestellt. Bei Willi Martini baute Helmut Kuhl einen Königswellen-Motor für einen Formel-Rennwagen. Jack Brabham aus Australien baute seinen eigenen Formel 1-Rennwagen in einer englischen Garage und Helmut Kuhl war auch dabei. Immerhin wurde Brabham drei Mal Weltmeister und das 1966 sogar auf einer selbstgebauten Eigenkonstruktion. Helmut Kuhl arbeitete im Brabham Team von 1969 bis 1971, bevor Jack Brabham seinen Rennstall an den späteren Formel 1-Macher Bernie Ecclestone verkaufte. Mit Ecclestone verstand Helmut Kuhl sich in technischen Fragen nicht so gut, er verließ das Team. Aber er war an Erfahrungen reicher und besserte in England sein Fachenglisch auf.

Ja, und dann gab es den wunderschönen Eifelland Formel 1-Rennwagen von Luigi Colani, der eine neue futuristische Rennwagenära einleiteten sollte.

Eifelland Formel 1 – ein Flop

Caravan-Fabrikant und Motorsport-Mäzen Günther Hennerici (Mayen) erfüllte sich mit einem eigenen Rennstall einen Traum. Unter seinem Firmennamen „Eifelland Wohnwagenbau“ rannten und siegten zunächst Formel 3-Rennwagen. Über die Formel 2 fand der Teamchef sogar den Weg in die Formel 1. Der eigenwillige „Eifelland 01“ feierte 1972 mit dem Kölner Rolf Stommelen beim Großen Preis von Südafrika WM-Premiere. Aber Fehleinschätzung, Misserfolg und schließlich auch Geldmangel ließen das Projekt scheitern. Das bedeutete auch das Ende aller Eifelland-Aktivitäten im Motorsport.

Helmut Kuhl war an der Entwicklung beteiligt, schließlich fuhr er mit dem einarmigen Zwillingsbruder von Günther Heinz erfolgreich Rennen (Kuhl: Wir haben 1972 alle Rennen auf der Nordschleife gewonnen), ebenso mit der dritten Frau von Günther Hennerici – das war die berühmte Hannelore Werner (Boos) – wurde er sogar Zweiter beim 24-Stunden-Rennen.

Der Eifelland o1 wurde auf der Grundlage eines March 721 Formel 1-Rennwagens gebaut und mit einer futuristischen Verkleidung des Edeldesigners Luigi Colani versehen. Doch Überhitzung und aerodynamische Probleme führten zum Misserfolg, die besten Platzierungen waren zwei zehnte Plätze.

Instrukteur im

Fahrsicherheitszentrum

Als erfolgreicher Rennfahrer mit vielen Siegen, einem zweiten Platz beim bekannten 24-Stunden-Rennen war Helmut Kuhl gefragt, seine Kenntnisse in Sachen Renntechnik an Nachwuchsrennfahrer weiterzugeben, und so war er Instrukteur bei vielen Fahrerlehrgängen. Pro Tag gab es zwischen 250 und 280 DM, davon konnte man gut leben. Doch dann kam der damals neue Nürburgring-Geschäftsführer Dr. Walter Kafitz und versuchte das Salaire zu drücken. Es kam zu einem Prozess, den Kuhl gewann – aber in Ungnade von Kafitz fiel. Kafitz „rächte“ sich und ließ das „Helmut Kuhl“ von der Ehrentafel entfernen. So erinnert sich heute kaum noch jemand an den einst erfolgreichen Rennfahrer.

Bekannt und beliebt

Ich frage Hans-Joachim Retterath (Retti), Inhaber der Kulttankstelle „Döttinger Höhe“, nach Helmut Kuhl. „Ja, den kenne ich. Der hat doch beim Martini gearbeitet und nur er konnte meinen BMW 2002 ti mit Alpina-Teilen einstellen. Ja, fahren konnte der superschnell. Es ging aber auch schon mal ein Auto zu Bruch, auch schon mal ein Kundenwagen“, so der Nürburgring-Kenner mit dem Kurznamen „Retti“.

Auch Marianne Genn, Chefsekretärin vieler Nürburgringbosse, erinnert sich spontan an Helmut Kuhl: „Der hat bei Willi Martini gearbeitet und ist auch Rennen gefahren.“

Wie ich mit Hans-Joachim (Strietzel) Stuck über Helmut Kuhl spreche, erinnert sich dieser sofort: „Bei einem Fahrerlehrgang mit meinem Vater (Bergkönig Hans Stuck) durfte ich mit Helmut Kuhl ein paar Runden über die Nordschleife fahren. Ich war da wohl 16“.

Wie ich H. J. Stuck auf die Entfernung des Namenschildes auf der Ehrentafel anspreche, bekomme ich spontan die Antwort, dass er sich für die Wiedereinsetzung bei der Nürburgring GmbH einsetzen würde.

Die Liste der Menschen, die Helmut Kuhl aus früheren Zeiten kennen und ihn in guter Erinnerung haben, könnte man weiter fortsetzen: Er war schnell, fachlich kompetent und ein guter Kumpel.

Resüme

Ruhm vergeht manchmal schnell. Einst auf dem Nürburgring und anderen Rennstrecken bekannt, ist der Name Helmut Kuhl nur noch wenigen in Erinnerung. Helmut Kuhl kann damit leben. Aber, dass sein Name auf der Erinnerungstafel entfernt wurde, dass schmerzt ihn sehr und er hofft, dass die Nürburgring GmbH seinen Namen wieder anbringt. Platz ist dafür vorhanden!

Klaus Ridder