Hochwasserkatastrophe an der Ahr

Sinzig mit blauem Auge davongekommen

Sinzig mit blauem Auge davongekommen

Ein Blick von der Sinziger Ahrbrücke: Wassermassen so weit das Auge reicht. BL

Sinzig mit blauem Auge davongekommen

Teilweise musste sogar die Sankt Nepomuk-Brücke in Bad Bodendorf gesperrt werden.

Sinzig mit blauem Auge davongekommen

Land unter hieß es auf dem Bad Bodendorfer Sportplatz.

Sinzig mit blauem Auge davongekommen

In der Josef-Hardt-Alle drückten die Wassermassen aus dem Kanal.

Sinzig. Die Ahr bewies nun, warum sie ihren Beinamen „Wildes Töchterlein von Vater Rhein“ zu Recht trägt.

Nach Starkregenfällen im Bereich Altenahr und Kreuzberg stieg der sonst so beschaulich plätschernde Fluss in seinem gesamten Verlauf auf Rekordpegelstände. Vor allen Dingen an der Oberahr und im Bereich Altenahr und in den Weinorten gab es schwere, teilweise katastrophale Sachschäden.

Um es vorweg zu sagen: Sinzig kam mit einem blauen Auge davon.

Zwar hieß es überall „Oberkante Unterlippe“ aber es entstanden keine großen Sachschäden und Menschen kamen ebenfalls nicht zu Schaden. Trotzdem hielt das Ahrhochwasser die engagierten Helfer von Feuerwehr und THW rund um die Uhr in Atem.

Das Ahrhochwasser bot eine gewisse schauerliche Ästhetik und lockte viele Neugierige an. Die kamen sich allerdings mit den Hilfskräften nicht ins Gehege.

Stadtwehrleiter Andreas Braun bescheinigte seinen Jungs einen tollen Einsatz, meinte aber auch gegenüber Blick aktuell: „Meine Leute sind platt“. Denn die Sinziger waren in diesen Tagen nicht nur in Sinzig beschäftigt, sondern fuhren vor allen Dingen am Samstag im Umfeld der Unwetterkatastrophe auf der Grafschaft zahlreiche weitere Einsätze.

Doch zur Chronologie der Ereignisse. Nicht die Ahr holte die Wehrleute in der Nacht auf den Donnerstag aus dem Bett. Nein, in der unteren Eulengasse besuchte der Harbach die dortigen Anlieger. Ab 4 Uhr war die Sinziger Wehr dort dem Einsatz. Dann kam die Ahr mit Gewalt aus ihrem Bett. Von nun an hieß es Keller auspumpen, Sandsäcke füllen und ausfahren und Radwege und Straßen sperren.

Vor allen Dingen in Bad Bodendorf hatten die Einsatzkräfte aber minutiöse Vorarbeit geleistet. René Schmitt und seine Leute hatten alle Anlieger rechtzeitig vorgewarnt. Dies galt auch für die Wohnmobilisten auf den beiden Stellplätzen in Bad Bodendorf. Die Stellplätze waren am Donnerstagnachmittag ja auch beide überflutet.

Seltenheit in Bad Bodendorf

Und in Bad Bodendorf gab es etwas, was ganz selten vorkommt. Die St. Nepomuk-Brücke, die einzige Verbindung zwischen dem Ort und dem Kurgebiet, musste gesperrt werden. Die Ahr hatte links und rechts rund 20 Meter breite und rund 50 Zentimeter tiefe Nebenarme gebildet. Bei zurückgehendem Hochwasser konnte die Brücke am Donnerstagabend aber bereits wieder freigegeben werden.

Ansonsten schaute die Ahr in Bad Bodendorf aber überall vorbei. Der Sportplatz wurde teilweise überflutet und auch das neue Rasenspielfeld stand durch aufsteigendes Grundwasser komplett unter Wasser. Auch bei den Tennisplätzen schaute die Ahr mal soeben gerade vorbei. Der Begriff blaues Auge trifft am ehesten noch auf den Schwanenteich zu. Denn das gesamte Areal stand rund einen halben Meter unter Wasser.

Den Helferinnen gelang es, noch die Tiere in Sicherheit zu bringen. So fanden die Ponys eine neue Unterkunft im Ortskern und die Ziegen retteten sich auf die mitten im Gelände gelegene Warft, die von den Helfern am Schwanenteich nur „Arche Noah“ genannt wird. Dennoch legte das Hochwasser einige Zäune flach und beschädigte andere. Doch an der Infrastruktur der Gebäude und Ställe entstand kein größerer Sachschaden und auch fast alle Tiere überlebten das Hochwasser unbeschadet. Beim Schwanenteich wird in den kommenden Tagen akribisch Bilanz gezogen, welche Schäden denn nun wirklich entstanden sind.

Eines brachte das Hochwasser aber auch hervor, eine sehr große Hilfsbereitschaft. So standen am Schwanenteich am Freitag nach dem Hochwasser 30 freiwillige Helfer parat.

Eine Beobachtung, die auch Stadtwehrleiter Andreas Braun gemacht hat und diese sehr hoch einschätzte. „Beim Sandsack füllen in der Schmickler Kiesgrube kamen einige Bürger vorbei und halfen mit", berichtete Andreas Braun. Auch in den anderen Einsatzorten wurden die Feuerwehrleute immer wieder gefragt, wie geholfen und was getan werden könne. In Sinzig und Bad Bodendorf gibt es dabei ganz markante Punkte, bei denen beim Ahrhochwasser immer wieder Keller geflutet werden.

Dies sind einige Häuser im Bereich der Sinziger Hohenstaufenstraße und auch im Goldguldenweg aber vor allen Dingen in der Josef-Hardt-Allee laufen die Keller gerne voll.

Fast ebenso schnell wie sie aus ihrem Bett gekommen war, ging die Ahr auch wieder zurück. Die Feuerwehr und die Stadt Sinzig machen darauf aufmerksam, dass die Radwege entlang der Ahr und des Rheins immer noch gesperrt sind.

„Da sind viele Bäume massiv unterspült worden und längst nicht standsicher, das muss zuerst alles geprüft werden“, gab Andreas Braun eine Warnung an die Radler heraus und bat auch um Verständnis. Vor allen Dingen im Bereich Bad Bodendorf stürzten viele Bäume auf den Radweg.

Weiter im Dauereinsatz

Für die Feuerwehrleute war mit dem Rückgang des Ahrhochwassers aber ihr Dauereinsatz längst noch nicht erledigt. Während sie am Freitag mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren, kam es am Samstag mit dem Unwetter auf der Grafschaft noch einmal knüppeldick. Die Löhndorfer rückten aus um die Autobahn A 61, die ja ebenfalls überflutet wurde, abzusperren. Andere Einheiten waren bei einem Gebäudebrand in Bad Breisig und den Hochwasserschäden im Remagener Bereich von Unkelbach und Oedingen beschäftigt. „Das hat alles top geklappt, aber wir sind jetzt vollkommen ausgelaugt“, stellte Andreas Braun noch einmal fest, wie stark und intensiv die Rettungskräfte der Wehr und des THW gefordert waren.

„Die Ahr hätte wirklich nicht sehr viel weiter steigen dürfen, sonst hätten wir im gesamten Stadtgebiet erhebliche Probleme bekommen“, betonte Andreas Braun aber auch noch einmal die Tatsache, dass es beim Rekordhochwasser im Juni 2016 an vielen Stellen extrem knapp zuging.

Denn ganz wichtig, auch die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes im Grünen Weg musste ja gegen die Wassermassen der Ahr effizient geschützt werden. Ein Volllaufen der Anlage hätte sonst massive Folgen für das halbe Kreisgebiet mit sich gebracht.

Das Rekordhochwasser der Ahr zeigte sich als gewaltiges Naturphänomen, hinterließ in Sinzig aber keine größeren Schäden.