Gedenkstunde am Synagogenplatz

Stadt Meckenheim gedenktder Progromnacht

Stadt Meckenheim gedenkt
der Progromnacht

„Sie waren Nachbarn, Freunde, Vereinsmitglieder und Ratsherren“, erinnerte Heidemarie Wiens in ihrer Ansprache zur Gedenkfeier an die damals etwa 150 Betroffenen.CEW

Meckenheim. Für die Diskriminierung jüdischer Mitbürger hatte die rassenorientierte Politik Zug um Zug gesorgt, nachdem sie erst wenige Jahre zuvor an die Macht gekommen war. Im November 1938 schlug die unterschwellige Gewalt gegen eine ganze Bevölkerungsgruppe in ungesühnte Taten um. Geschäfte und Häuser wurden geplündert, Menschen verletzt, verschleppt, getötet, ohne dass sich die Justiz darum kümmerte. All das deshalb, weil sie nach der Definition der Machthaber Juden waren.

„Sie waren Nachbarn, Freunde, Vereinsmitglieder und Ratsherren“, erinnerte Heidemarie Wiens in ihrer Ansprache zur Gedenkfeier an die damals etwa 150 Betroffenen. In dieser Nacht wurden sie zum Opfer entfesselter Gewalt, auch ihr Gotteshaus wurde zerstört. Die stellvertretende Bürgermeisterin zitierte das Erstaunen einer Jüdin, der vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten nicht bewusst gewesen war, dass sie vielleicht nicht als Deutsche anerkannt sein könnte. Ihrem Empfinden nach war sie deutsche Jüdin, was nun jedoch regimegesteuert nicht mehr möglich war. Während ein Teil der Menschen emigrierte, versuchte ein anderer Teil, unter den schwierigen Umständen in ihrer oft seit Generationen bewohnten Heimat weiterzuleben.

Doch man schränkte ihr Leben Schritt für Schritt weiter ein. Berufsverbote, nächtliche Ausgangsverbote, Schulverbot für die Kinder, Verbot der Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen, Aufenthaltsverbote an öffentlichen Plätzen. Am Bespiel des Pferdehändlers Arensberg mit seiner vierköpfigen Familie verdeutlichten die Redner des Abends, wie es den Menschen erging. Nach dem Berufsverbot musste der Händler seine Familie mit anderen Tätigkeiten ernähren. Bald durfte das jüngere Kind die Schule nicht mehr besuchen. Wenn man seinen Arbeitsweg während der Ausgangssperre zurücklegen musste, brauchte man eine besondere Genehmigung. 1941 erhielten die Arensbergs die Anweisung, ihr Haus innerhalb von 10 Tagen zu verlassen. Anschließend wurde es von den Machthabern vermietet, ohne dass die Besitzer dafür ein Entgelt bekamen.

1942 erhielten die Arensbergs den Befehl, sich in der Sammelstelle Bonn-Endenich einzufinden. Man ließ die Menschen in dem Glauben, sie würden für die Dauer des Krieges umgesiedelt. Tatsächlich deportierte man die Familie mit vielen anderen Menschen gemeinsam über Köln nach Minsk in ein Lager, in dem seinerzeit die sogenannten Gaswagen im Einsatz waren. Von der Familie Arensberg kehrte niemand zurück. Stolpersteine vor ihrem Haus in der Neustraße 20 erinnern an sie und ihr Schicksal.