Mendig und die Region nehmen Abschied

Stephan Augst ist tot

Stephan Augst ist tot

Seit 2009 lebte Stephan Augst im Obermendiger Sonnenhang. Obwohl offiziell im Ruhestand, blieb der Priester vielfältig aktiv und übernahm beispielsweise die Vertretung verhinderter Kollegen. Foto: Sonja Freer

Mendig. Stephan Augst, Priester und Pfarrer a.D. ist tot. Der bei jung und alt gleichermaßen beliebte Geistliche starb am vergangenen Samstag im Alter von 75 Jahren.

Der in Ettringen geborene Priester zog 1950 nach Obermendig in das Elternhaus seines Vaters in der Neustraße. Seine Ausbildung zum Schmied, die er 1958 begonnen hatte, brach er zwei Jahre später ab, weil er damals schon den Wunsch verspürte, Priester zu werden. Da er dafür jedoch das Abitur benötigte, bereitete er sich zunächst im Internat Lantershofen vier Jahre darauf vor und bestand nach weiteren drei Jahren 1967 sein Abitur am Gymnasium in Ahrweiler. Aufgrund seiner schulischen Ausbildung wurde ihm der Gesellenbrief zum Schmied anerkannt, sodass er während seines Studiums in Trier in den Semesterferien bei der Krufter Firma Meurin in der Schlosserei arbeiten und sein Taschengeld ein wenig aufbessern konnte.

Bevor Stephan Augst am 16. Juni 1974 im Dom zu Trier durch Bischof Dr. Bernhard Stein zum Priester geweiht wurde, ging er für ein Jahr als Diakon nach Niederfischbach. Nach seiner Priesterweihe war der nimmermüde Geistliche zweieinhalb Jahre lang  als Kaplan in Koblenz-Neuendorf und -Wallersheim im Einsatz. Danach wirkte er zweieinhalb Jahre lang als Vikar in Neustadt an der Wied und war gleichzeitig Jugendpfarrer im Dekanat Waldbreitbach. 1979 wurde Stephan Augst Pfarrer in Brohl-Lützing und gleichzeitig Pfarrverwalter in Gönnersdorf und Waldorf. 1988 ging er dann nach Neuwied-Irlich und Feldkirchen und war 16 Jahre lang Dechant im Dekanat Neuwied.

Während dieser Zeit wurde er jedoch sehr krank. Nachdem die Ärzte bei ihm Magenkrebs diagnostiziert hatten, unterzog er sich im Februar 1998 einer Operation. Als er im Anschluss an eine Reha bereits nach wenigen Wochen wieder im Einsatz war, nannten die Gläubigen seiner Gemeinde ihn fassungslos „Das Wunder vom Rhein“. Die Freude über seine Genesung währte jedoch nicht lange, denn im Juni 1998 wurde Augst mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert. Obwohl ihm die behandelnden Ärzte dringend empfahlen kürzerzutreten, war er vier  Wochen später  schon wieder in seinen Neuwieder Pfarreien Irlich und Feldkirchen aktiv.

2009 ging Augst in den wohlverdienten Ruhestand und bezog sein neues Heim im Obermendiger Sonnenhang. Es dauerte jedoch keine vier Wochen und schon war er getreu seinem Grundsatz „Pfarrer ist man zeitlich begrenzt – Priester ist man jedoch bis zum letzten Atemzug“ wieder aktiv. So hat er seitdem in 110 verschiedenen Kirchen und Kapellen mit den Gläubigen Gottesdienste gefeiert und in 15 nicht sakralen Räumlichkeiten, wie zum Beispiel in einer großen Scheune auf dem Schnürenhof in Monreal, auf Burg Pyrmont oder in den Mendiger Basaltlavakellern Eucharistiefeiern zelebriert. Hinzu kommen Trauungen, Gold- und diamantene Hochzeiten,  Werktagsgottesdienste und  Beerdigungen.  Für zahlreiche Pfarreien war der „Unruhezustand“ von Stephan Augst ein wahrer Segen. Wenn die Pfarrsekretärinnen ihn am Montagmorgen anriefen und ihn baten, einen erkrankten oder zeitlich „restlos ausgebuchten“ Geistlichen zu vertreten, fanden sie bei dem hilfsbereiten Priester immer Verständnis und – wenn es zeitlich irgend möglich war – auch Hilfe.

Vor wenigen Wochen lag Augst noch wegen einer Blutvergiftung im Krankenhaus, erholte sich jedoch wieder so gut, dass er zur großen Freude seiner Obermendiger Freunde, die nicht nur seinen Mutterwitz zu schätzen wussten, wieder mit ihnen anstoßen konnte. „Stephan hinterlässt insbesondere bei den Obermendiger Vereinen eine riesige Lücke, da er sich über alle Maßen hinaus mit Herzblut für jeden Verein, insbesondere die Kirmesgesellschaft Obermendig e.V. engagierte“, so Dirk Mohr, der sich zum Freundeskreis von Pastor Stephan Augst zählen durfte.

Sonja Freer