Jehovas Zeugen in Bonn-Bad Godesberg/Wachtberg

Stolpersteine erinnernan verfolgte Zeugen Jehovas

Stolpersteine erinnern
an verfolgte Zeugen Jehovas

Verlegung der Stolpersteine durch den Künstler.Fotos: JZ

Stolpersteine erinnern
an verfolgte Zeugen Jehovas

Stolperstein für Robert Arthur Winkler.

Stolpersteine erinnern
an verfolgte Zeugen Jehovas

Stolperstein für Alfred Herber.

Stolpersteine erinnern
an verfolgte Zeugen Jehovas

Robert Arthur Winkler.

Wachtberg. Wie bringt ein junger Mann von nur 23 Jahren den Mut auf, mit Arbeitskollegen über seinen Glauben an Gott zu sprechen - wissend, dass er dafür von der Gestapo verhaftet und in ein KZ eingesperrt werden könnte? Alfred Herber, ein Zeuge Jehovas aus Bonn hatte diesen Mut. Von einem „Sondergericht“ in Köln wurde er deshalb für unzurechnungsfähig erklärt und in die Bonner Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt eingewiesen, die damals aktiv am Euthanasie-Programm der NS-Regierung mitwirkte. Zwar wurde er durch den Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte am 8. März 1945 befreit, doch keine drei Jahre später starb der 28-jährige an den Folgen der unmenschlichen Behandlung. Seit letzter Woche erinnert ein Stolperstein vor seinem Elternhaus in der Hunsrückstraße 2 an den mutigen jungen Mann.

Die Gemeinde der Zeugen Jehovas in Wachtberg und Bad Godesberg war reichlich vertreten, als der Künstler Gunter Demnig Stolpersteine in Bonn verlegte, darunter die ersten beiden Steine für Jehovas Zeugen in der Stadt. Seit 1992 hat der Künstler die kleinen quadratischen Messingplatten mit den Daten von Opfern des NS-Regimes bereits in 24 Ländern verlegt. In Bonn würdigte Hartwig Werner, der die Geschichte von Jehovas Zeugen in der Region erforscht hat, die Opfer in einer kurzen Ansprache. Ein weiterer Stein wurde in der Endenicher Straße 58 verlegt. Er erinnert an Robert Arthur Winkler, den 1898 geborenen Leiter der Gemeinde von Jehovas Zeugen in Bonn, aus der schließlich auch die Gemeinde in Wachtberg und Bad Godesberg entstanden ist. Hitler hatte sich vorgenommen, Jehovas Zeugen auszurotten. Bereits zwei Jahre nach der Machtergreifung Hitlers wurde Winkler daher verhaftet und von der Gestapo ins KZ Esterwegen im Emsland gebracht. Weitere Stationen seiner Haft waren Rheinbach und Siegburg. Nach seiner Haftentlassung gelang ihm die Flucht in die Niederlande. Mutig organisierte er von dort die Tätigkeit von Jehovas Zeugen in ganz Deutschland. Er sorgte dafür, dass Berichte und Lagepläne über die Existenz von Konzentrationslagern in die Schweiz gebracht wurden. Von dort aus machten Jehovas Zeugen dies in ihren Schriften weltweit bekannt. Nachdem die Niederlande 1940 von deutschen Truppen besetzt wurde, begann die Gestapo Jagd auf Winkler zu machen und konnte ihn schließlich am 21. Oktober 1941 erneut verhaften. Weil er sich weigerte, die Namen anderer Zeugen Jehovas zu verraten, wurde er wiederholt schwer misshandelt. Über das niederländische KZ Vught und das Kölner Zuchthaus brachte ihn die Gestapo in das KZ Sachsenhausen. Als die alliierten Streitkräfte näher kamen, beschloss die SS, das KZ zu räumen. Damit begann der als „Todesmarsch“ bekannt gewordene 200 km lange Weg in Richtung Ostsee. Er forderte Tausende von Todesopfern. Arthur Winkler war durch die Misshandlungen gelähmt. Daher besorgten seine Glaubensbrüder einen Handkarren, auf dem sie ihn und andere geschwächte Häftlinge abwechselnd zogen. Das rettete ihnen das Leben. Alle 230 Zeugen Jehovas überlebten den „Todesmarsch“. Die Gemeinde in Wachtberg und Bad Godesberg denkt noch gern an diesen mutigen und hilfsbereiten Mann und freut sich, dass nun auch an ihn durch einen Stolperstein erinnert wird.

Pressemitteilung

Jehovas Zeugen in Bonn-Bad Godesberg/Wachtberg