Viel hat sich seit der Flut nicht getan, sagen die „Freunde des Thermalfreibades Sinzig-Bad Bodendorf“
Thermalbad darf nicht vergessen werden
Sinzig. Es war eine Zeitungsannonce mit Blickfang-Garantie: Auf Seite 2 der vorvorherigen Ausgabe von BLICK aktuell zeigte eine Anzeige zwei Kinder beim Badespaß. Bei dem Motiv handelt es sich um ein Gemälde von Sybille Ender. Darunter steht ein Schriftzug mitsamt eines kecken Satzes: „Hallo Stadt Sinzig, wann können wir wieder schwimmen?“ Diese Frage stellt der Verein „Freunde des Thermalfreibades Sinzig-Bad Bodendorf“ mitsamt seines Vorsitzenden Hans Diedenhofen. Dass die Frage gar nicht so fordernd gemeint war, wie sie vielleicht klingen mag, stellte Hans Diedenhofen im Gespräch mit BLICK aktuell klar. „Unsere Anzeige dient als Hinweis, dass es das Bad Bodendorfer Thermalfreibad neben den vielen anderen Themen in Sinzig auch noch gibt“, sagt er. Tatsächlich ist es um das Bad im Osten von Bad Bodendorf ruhig geworden. Dies sei aber verständlich, findet Hans Diedenhofen. „Straßen, Brücken, Schulen - dies sind alles Wiederaufbauprojekte die schlicht vorgehen müssen“, sagt er. Es werde gar nicht verlangt, dass die Sanierung des Schwimmbades vor solchen wichtigen Maßnahmen vorgezogen werde. Druck auf die Stadt wolle man auf keinen Fall ausüben, versichert Diedenhofen. „Die Anzeige sollte ausdrücken: Wir sind auch noch da und möchten nicht, dass wir in der Öffentlichkeit nicht vergessen werden“, so der Vereinsvorsitzende. Fakt sei, dass mit einem geschlossenen Thermalfreibad in Bad Bodendorf etwas fehle. Aber ebenso müsse jeder „unruhige Badegast nun die Wartezeit aushalten“, wie Diedenhofen sagt.
Bad hat viele Fans
Das Bad mit seinem nostalgischen Schick und Flair begeisterte schon immer viele Besucherinnen und Besucher von nah und fern. Auch etwa ein Drittel der „Freunde des Thermalfreibades“ stammt nicht aus dem AW-Kreis.
Seit der Flut hat sich aber in Richtung Wiederaufbau - oder gar einer Wiedereröffnung - nicht viel getan. Dies sei schade, meint Hans Diedenhofen, auch in dem Kontext, dass die Region bei Schwimmbädern nicht mehr allzu gut dastehe. Durch die Flut sind in Bad Neuenahr die Ahrtherme zerstört worden und das TWIN musste sowieso abgerissen werden. In Bad Breisig ist die Römer-Therme wegen Umbaumaßnahmen geschlossen und das beliebte Frei- und Freizeitbad in Remagen kann an zwei Tagen in der Woche nicht öffnen, weil es schlicht an Personal fehlt. Somit sollte eine zügige Wiedereröffnung auch im Sinne der Stadt Sinzig sein, denn man hätte praktisch ein Alleinstellungsmerkmal in der Region.
Auch auf einen anderen wichtigen Faktor weist Diedenhofen hin. „Es ist wichtig, dass Kinder schwimmen lernen können“, sagt er. Auch zu diesem Zweck fehlen Schwimmbecken im Kreis.
Eines hat die kleine Kampagne bereits gebracht: Stadtratsmitglieder wurde man hellhörig und auch die Thermalbad-Anzeige wurde bei der letzten Sitzung erwähnt. Immerhin, denn ansonsten gibt es zum beliebten Bad nicht viel Neues zu berichten. Diedenhofen hat aber einen Vorschlag zur Verbesserung der akuten Situation: „Vielleicht könnten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bauhofs im Bad ein wenig für Ordnung sorgen.“ Denn im Thermalbad sähe es immer noch so aus, wie es die Helferinnen und Helfer nach der Flutkatastrophe verlassen haben. ROB
Wie passend, der nostalgische Charme des Bad Bodendorfer Thermalfreibads wird zugunsten glanzloserer Dinge wie Straßen und Schulen geopfert. Ja, lasst uns Kinder daran erinnern, dass das Schwimmen in einem Kunstwerk zweitrangig ist, und vermittelt ihnen lieber den öden Pragmatismus des Alltags. Der Schmerz des Verlustes ist immer noch da, und die Leere des verschlossenen Bads ist ein trauriger Anblick. Diedenhofen und sein Verein mögen sich nachsichtig zeigen, aber ich frage: Wann wird die Kultur als ein notwendiger Bestandteil des Lebens wahrgenommen, anstatt als ein Luxus, den man sich nach der Wiederherstellung der Infrastruktur leistet? Es ist wichtig, dass unsere Kinder schwimmen lernen, aber es ist genauso wichtig, dass sie die Bedeutung der Schönheit und Freude in ihrem Leben begreifen. Das Bad ist mehr als nur ein Ort zum Schwimmen, es ist ein symbolischer Raum für Glück und Freude.