Jörg Schmitt-Kilian stellte seinen neuen Kriminalroman in der Hospitalkapelle St. Jakobus in Lahnstein vor

„Verschwunden – Letzte Spur Lahnstein“

„Verschwunden – Letzte Spur Lahnstein“

Im Publikum Fans und Freunde, ehemalige Polizei-Kollegen sowie Vertreter undRepräsentanten der Stadt Lahnstein. Rhein-Lahn-Nixe Maren I war in Begleitung vonGünter Groß (2. v. re.), dem Vorsitzenden des Kur- und Verkehrsvereins Lahnsteingekommen und OB Peter Labonte und Ehefrau Erika(li.). Fotos: - BSB-

„Verschwunden – Letzte Spur Lahnstein“

Ein starkes Team: Sabiene Jahn und Jörg Schmitt-Kilian

„Verschwunden – Letzte Spur Lahnstein“

Oberbürgermeister Peter Labonte fügte dem„Gute Nacht, Lahnstein“ eine selbst getextete Verszeile hinzu.

Lahnstein. In diesem Jahr feiert die vor 50 Jahren aus der Vereinigung von Niederlahnstein und Oberlahnstein hervorgegangene Stadt Lahnstein ihren Geburtstag mit einem bunten Strauß von mehr als 230 Veranstaltungen. Zu einer der ersten gehörte die Premierenlesung des Ende 2018 erschienenen Kriminalromans „Verschwunden – Letzte Spur Lahnstein“ von Jörg Schmitt-Kilian. Der Kriminalhauptkommissar a.D. hat mittlerweile mehr als dreißig Publikationen mit einer Gesamtauflage von über 500.000 Exemplaren veröffentlicht.

„Verschwunden“ ist als Fortsetzung der beiden Vorgänger-Romane „Spurenleger“ und „Leichenspuren“ angelegt, aber dennoch eine in sich geschlossene Geschichte voller Spannung, gewürzt mit viel Lokalkolorit und humorvollen Prisen.

Die Idee, die Premierenlesung in die Hospitalkapelle St. Jakobus nach Lahnstein zu holen, brachte Oberbürgermeister Peter Labonte ein, der der Veranstaltung in Begleitung seiner Ehefrau Erika beiwohnte.

Maßgeblich zum Gelingen des von Musik umrahmten Programms trug bei Walter Nouvortne mit seinem Team der „Lahnsteiner Musikszene“. Autor und Musiker Schmitt-Kilian, oft im Einsatz als Gitarrist der Krimi-Autorenband „Streng Geheim“, ließ seine Gitarre zu Wort kommen. An seiner Seite stand einmal wieder die Koblenzerin Sabiene Jahn, gut bekannt als Sängerin der Band „Nobel Quartett“. Mit Charme, Humor und einer attraktiven warmen Stimme übernahm sie darüber hinaus die Moderation der „mörderischen“ Veranstaltung. Im Werbeblock für die Stadt Lahnstein, die sich für sie „so aufmerksam anfühlt“, beschrieb sie ihre Bewohner als scheinbar mehr entschleunigt als in den großen Städten nebenan. Sie gratulierte Lahnstein zu den Menschen, die die Stadt in fünfzig Jahren zu der machten, die sie heute ist. An erster Stelle war da der Oberbürgermeister zu nennen, der seit 1998 dieses Amt „immer nah bei den Menschen“ ausübt. Im Interview mit Sabiene Jahn erklärte er, dass er die im 14. Jahrhundert errichtete Hospitalkapelle als guten Ort für eine Krimilesung ansehe. Schließlich fand man hier ein mittelalterliches Grab eines Pilgers. Sicherlich kam der nicht so gewaltsam zu Tode, wie die drei aus Lahnstein stammenden Menschen in Schmitt-Kilians Roman.

Ein Krimi

mit regionalen Bezug

Labonte schätzt den Krimi besonders wegen der vielen regionalen Bezüge. Sogar er selbst kommt darin vor. Und Orte, die in Lahnstein jeder kennt. Der alte Bergmannsfriedhof zum Beispiel, wo der Autor ihn einen Toten finden lässt. Lahnstein mit „Haweköppsche“, dem italienischen Restaurant „Rheinkrone“ oder dem bei Joggern beliebten Parkplatz Spießborn sei sozusagen im Krimi verschwunden. Doch die Fiktion und Realität vermischende Handlung geht weit über Lahnstein hinaus, nimmt ihren Anfang gar im fernen Kanada, wo Schmitt-Kilians Idee für den Krimi an einem Rastplatz in einem Nationalpark geboren wurde. Geburtshelfer des Romans war ein Vermissten-Plakat einer jungen Frau an diesem Ort, der ihn wegen der beiden zusammenfließenden Bergbäche sofort an das „Deutsche Eck“ in Koblenz erinnerte. Und auch in Lahnstein fließen bekanntlich zwei Flüsse zusammen. Die meisten Figuren, erklärte Schmitt-Kilian, habe er auf der Basis von wahren Gegebenheiten entwickelt, ihnen aber einen eigenen Charakter gegeben. Stark polarisiert habe das Coverbild des Buches, das einen auf einen Stock gespießten, verschmutzten Puppenkopf zeigt.

Damit sei er das Risiko eingegangen, dass der Roman auf den ersten Blick im Bereich „Kindesmissbrauch“ angesiedelt werden könnte.

Tatsächlich spielen Kinder aber keine Rolle in dem Krimi. Die Erklärung für den Puppenkopf ist simpel, jedoch mysteriös. Bei seinen Recherchen für das Buch hatte Schmitt-Kilian einen solchen Kopf tatsächlich auf dem Bergmannsfriedhof gesehen. Bei einem zweiten Besuch war der dann verschwunden - „wie auch viele meiner Romanfiguren“.

Sabiene Jahn und Jörg

Schmitt-Kilian lasen gemeinsam aus dem Krimi vor

Am Abend der Premierenlesung gab es dann doch einen Bezug zu Kindern, als nämlich Sabiene Jahn gemeinsam mit Schmitt-Kilian das berührende Lied „Kinder“ von Bettina Wegner vortrug. Bei einem Gläschen Wein lasen die beiden hernach mit verteilten Rollen Kostproben des Krimis, der vor allem bei Leichenfunden keine zartbesaiteten Gemüter zulässt. Mit „geilen Geschichten“ rund um die Entstehung des Buches und Abschweifungen zu allerlei unterhaltsamen, kriminellen Vorkommnissen garnierte der Autor die Lesung. In der spaßig geratenen Szene mit einem englischsprachigen Dialog blitzte Jahns komödiantisches Talent durch. Der heiterste Moment ergab sich allerdings eher ungewollt. Da machte sie aus dem „ED“ in ihrem Text kurzerhand einen Erkundungs- statt eines Erkennungsdienstes. Schmitt-Kilian tadelte, und das Publikum amüsierte sich köstlich. Dafür stellten die ständigen Szenenwechsel kurz vor der vermeintlichen Auflösung eines Rätsels den detektivischen Spürsinn der Zuhörer immer wieder auf eine harte Probe.

Derartige Rätsel, Geheimnisse, falsche Fährten und total verrückte Wendungen sind taktisches Werkzeug des Autors. Denn die Neugierde des Lesers soll auf hohem Niveau gehalten werden. Wer das Buch nicht zu Ende liest, wird daher kaum erfahren, ob Maddy nun von einem Grizzlybären oder einem Menschen ums Leben gebracht wurde oder ob sie sich einfach in die Einsamkeit der kanadischen Wälder zurückzog.

Wer ist der Unbekannte?

So endete auch das genussvolle Lesemenü mit einer unbeantworteten Frage: „Wer ist diese Unbekannte?“ Der Abend in der Kapelle endete jedoch erst nach dem Vortrag zweier weiterer Lieder. Der „Lahnsteiner Albtraum“ war als Kriminalgeschichte getextet. Und „gute Nacht, Freunde“, ohne das Schmitt-Kilian selten von der Bühne geht, erfuhr als „gute Nacht, Lahnstein“ mit einer eigens vom Oberbürgermeister gedichteten Textzeile eine Neuauflage.

Eine weitere Lesung zu dem Krimi „Verschwunden“ präsentiert Jörg Schmitt-Kilian am 31. Januar im Sporkenburger Hof (städtische Bühne Lahnstein).