Rotary Club Bad Neuenahr präsentierte den berühmten Tierfilmer Andreas Kieling

Von „Ice-Age-Zieseln“und kämpfenden Moschusochsen

Von „Ice-Age-Zieseln“
und kämpfenden Moschusochsen

Die stolze Summe von 12.000 Euro konnte für Trinkwasserprojekte in Afrika generiert werden.

Von „Ice-Age-Zieseln“
und kämpfenden Moschusochsen

700 Besucher sorgten für ein ausverkauftes Haus.

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Zweifellos ist Andreas Kieling einer der renommiertesten und beliebtesten Tierfilmer der Welt. Seine Naturdokumentationen wurden und werden in zahlreichen Ländern gesendet, Kielings Bücher sind allesamt Bestseller. Dabei unterhält Andreas Kieling seine große Fangemeinde nicht nur vor dem heimischen Fernseher. Zusätzlich hat er sich seit einigen Jahren neben der Produktion hochwertiger Filme und Bücher auch auf kultige Live-Präsentationen seines Schaffens spezialisiert. Als Andreas Kieling jetzt zum zweiten Mal in der Kreisstadt auftrat sorgte er im Dorint-Hotel für einen mit 700 Besuchern restlos ausverkauften Saal. Nach der „Premiere“ im Oktober 2016 als Gast des Hospizverein Rhein-Ahr („BLICK aktuell“ berichtete) war es diesmal der Rotary Club Bad Neuenahr, der den passionierten Filmer- und Fotografen für den guten Zweck gewinnen konnte, werden doch die Gesamteinnahmen des Abends ohne Abzüge an von Andreas Kieling ausgewählte Hilfsprojekte im Bereich der Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Afrika gespendet.

„Wälder, Wildnis, wilde Tiere“

„Wälder, Wildnis, wilde Tiere“, lautete der Titel des Benefiz-Vortrages, der das Publikum zwei Stunden lang nicht nur kurzweilig unterhielt, sondern auch jede Menge, teils kurioses Wissen rund um Fauna und Flora zu bieten hatte. Andreas Kieling, der ebenfalls im Kreis Ahrweiler, genauer gesagt im Eifelort Hümmel lebt, begann mit einem kleinen Plädoyer für den Wolf, der früher in der Eifel heimisch war und dorthin offenbar langsam zurückkehrt. Kieling selbst fotografierte vor einiger Zeit gar ein Exemplar im Eifelwald. In der Eifel arbeitete der gebürtige Thüringer auch als Revierförster- und Jäger, bevor er sich ganz dem Tierfilm widmete. „Sie kannten mich noch nicht, aber sie kannten schon meine Eisbären“, so Kieling. Die erste Halbzeit des Benefiz-Abends war der Natur- und Tierwelt Alaskas vorbehalten, in die Kieling erstaunliche Einblicke bot. Kein Wunder, weilt er doch seit mehr als zweieinhalb Jahrzehnten nahezu alljährlich in dieser größten Exklave der Erde. Wer weiß schon, dass in Nordamerika mehr Menschen durch Unfälle mit Elchen verletzt oder sogar getötet werden, als durch Begegnungen mit Bären. Oder das die berühmten Rentiere im Matriarchat leben, also von den weiblichen Tieren angeführt werden und das der so genannte „Ziesel“ dem „Säbelzahneichhörnchen“ aus dem Film „Ice Age“ durchaus nicht unähnlich ist.

„Da kann man schon

mal Rheuma bekommen“

Wer allerdings dachte, dass das Leben eines Tierfilmers von früh bis spät nur Spannung und Action bereithält, den musste Kieling enttäuschen. „Ich schlafe oft wochenlang im Zelt und habe nur das dabei, was ich wirklich benötige. Da kann man schon mal Rheuma bekommen.“ Interessant wurde es auch dann, wenn Kieling im vertrauten Plauderton die Tiere Alaskas mit der hiesigen Tierwelt verglich. So können beispielsweise die in der Ahr lebenden Lachse bis zu fünfmal laichen während ihre Verwandten in Alaska schon nach einem Mal „erledigt“ sind. Wenigstens ernähren sich die jungen Lachse bei der Gelegenheit von ihren verstorbenen Angehörigen. „Sozusagen ein Generationenvertrag“, wie Kieling augenzwinkernd feststellte. Bei den Moschusochsen gibt es auf jeden Fall keinen Generationenvertrag, erst recht nicht, wenn die Männchen aufeinander losgehen und dabei die Kraft eines Mittelklassewagens entwickeln, der mit 50 km/h gegen eine Betonwand rast. Das dazugehörige Geräusch ließ manchen im Publikum erschaudern. Der zweite Durchgang widmete sich dann der Eifel mit vertrauten Tieren wie Feldhasen, Wildschweinen und Rotwild. Apropos Rotwild: Im Kreis Ahrweiler findet sich im Bereich des Kesselinger Tales die Deutschlandweit höchste Population dieser Wildart.

Der Hase galt als

„unkeusches Tier“

Vier Jahre lang arbeitete Andreas Kieling an den Aufnahmen für die BBC-Reihe „Wild Europe“, hielt Frischlings-Geburten, Wildschweinkämpfe und liebestolle Birkhähne mit der Kamera fest. „Liebestoll ist auch der Hase, weshalb er lange in der katholischen Kirche als unkeusches Tier galt“, berichtete Kieling – sehr zur Belustigung des Publikums. Dem nahm Kieling bei der Gelegenheit auch noch gleich die Angst vor Wildschweinen: „Wenn beim Waldspaziergang ein Schwarzkittel schnaufend aus dem Busch kommt – sehen sie es nicht als Angriff, sondern als Warnung. Ziehen sie sich dann einfach ganz langsam zurück und alles ist gut.“