BUND Kreisgruppe Rhein-Sieg

Wachtberger Landwirtespüren den Klimawandel

Wachtberger Landwirte
spüren den Klimawandel

Martin Hagemann und Sebastian Luhmer, Bio-Landwirte aus Niederbachem, erläutern Interessierten den „Klimawandel vor Ort“. Foto: privat

Niederbachem. „Früher musste die Feldarbeit bis Allerheiligen beendet sein. Danach war mit Frosteinbrüchen und Schneefall zu rechnen,“ so Landwirt Martin Hagemann, der auf rund 2 Hektar bei Wachtberg-Niederbachem Möhren, Mangold, Lauch und - je nach Saison - viele andere Gemüsearten anbaut.

Gemeinsam mit Sebastian Luhmer, Mutterkuh- und Legehennenhalter auf dem Niederbachemer Familienbetrieb, informierten die beiden Landwirte kürzlich 15 interessierte Bürger, die der Einladung der BUND Kreisgruppe Rhein-Sieg zur Veranstaltung „Klimawandel vor Ort“ gefolgt waren. Beim Gang entlang der nach Bioland-Richtlinien bewirtschafteten Acker- und Grünflächen wurde klar: Ja, der Klimawandel wirkt sich auch hier vor Ort auf die Arbeit der Landwirte aus - kältebedingte Vegetationsruhe ist längst nicht mehr die Regel.

Anhaltend milde Winter begünstigen Unkräuter und Schädlinge. Sie können sich dadurch ganzjährig vermehren und werden nicht mehr durch Frostperioden „ausgebremst“. Ein Problem für die Biolandwirte, die nicht durch Pestizid-Einsatz gegenhalten dürfen (und wollen).

Klimawandel heißt: Es wird langfristig wärmer und trockener. Warum nicht einfach auf hitzeerprobte, mediterrane Gemüsesorten umstellen? Wie wäre es mit Freilandpaprika?

So einfach ist es nicht, erfuhren die Teilnehmer, denn der Klimawandel zeigt sich laut Hagemann: „Zwar steigen über die Jahre die Temperaturen, im Durchschnitt nehmen die Niederschläge ab. Mit Kälte- und Nässeinbrüchen ist jedoch immer zu rechnen. Empfindliche Kulturen, wie eben Paprika, werden dann vernichtet. Daher bleibt der Gemüseanbauer lieber bei Bewährtem - noch...“

Er versucht, durch Sortenvielfalt und die Verwendung lagerfähiger Gemüsearten (Möhren), Ausfälle durch Wetterkapriolen zu kompensieren. Die beiden Landwirte sind froh, Wasser aus einer hofeigenen Quelle beziehen zu können. Ohne Bewässerung wäre es in den Dürrejahren 2018/19/20 nicht gegangen. „Aktuell muss bereits im extrem trockenen März Wasser zugeführt werden“, sagt Hagemann mit Hinweis auf Schläuche zur Tropfenbewässerung im Pflücksalat. Öffentliches Wasser wäre viel zu teuer. Glücklicherweise konnte der abgesunkene Quellpegel sich im letzten, niederschlagsreicheren Jahr regenerieren, berichten sie.

Für Viehhalter Luhmer ist es neu, künftig Grünfutterreserven für sein Vieh vorhalten zu müssen: Während der Dürrejahre war der Aufwuchs auf seinen Weideflächen so gering, dass Futterknappheit für seine über 100 Glan-Rinder drohte. Das soll nicht wieder passieren.

Der Klimawandel fordert beiden Landwirten mehr Flexibilität und Anpassungsvermögen ab. Alte Wetterregeln gelten nicht mehr, ihre Planungen müssen sich den neuen Bedingungen anpassen.

Weitere Folgen des „Klimawandels vor Ort“ im ausführlichen Bericht zur Veranstaltung auf der Homepage des BUND Rhein-Sieg: https://www.bund-rsk.de/

Pressemitteilung BUND

Kreisgruppe Rhein-Sieg