Bei Rigolen kann das Wasser langsam durchsickern. Der Weg bleibt auch dann noch befahrbar, wenn das Wetter dauerhaft nass ist. Über den Grobschotter kommt noch eine Feinschicht. Foto: Landesforsten.RLP.de/Martin Gallus

Am 07.09.2021

Allgemeine Berichte

Koblenzer Forstleute sorgen für mehr Hochwasserschutz

Waldbau schützt vor Überschwemmungen

Koblenz. Die heimischen Bäume leiden noch immer unter der Trockenheit. Forstamtsleiterin Carmen Barth und Bodenkundeprofessor Gebhard Schüler erklären, was die Forstleute tun, damit der Wald mehr Wasser speichert.

Jeder Tropfen Wasser, der im Wald ankommt, ist gut für den Wald – und für uns Menschen. Denn der Wald schützt uns vor Hochwasser und reinigt unser Trinkwasser. Damit das auch so bleibt, setzen sich die Forstleute dafür ein, dass der Wald mehr Wasser speichert. Wie das vor Ort am Forstamt Koblenz aussieht, erklärt Carmen Barth: „Wir leiten Oberflächenwasser möglichst schnell von den Wegen in die Waldflächen ab, wo es langsam versickern kann.“

Wenn Regenwasser den Hang hinabfließt, entstehen Rinnen im Waldboden. Da es immer mehr Starkregenereignisse gibt, vertiefen sich diese und führen enorme Mengen Wasser. Dazu kommt: Das Wasser wird immer schneller. Indem wir es mit Totholz brechen und für einen strukturreichen Besuchs sorgen, verlangsamen wir es und das Wasser kann besser in den Boden versickern. Das Wasser bleibt also eher im Wald. Dort können es die Bäume gut gebrauchen. Sie leiden noch immer unter den vergangenen drei Dürresommern. Durch das Wasser im Boden füllen sich außerdem die Grundwasserspeicher. Es kommt nicht von ungefähr, dass laut Bundeslandwirtschaftsministerium rund 40 Prozent der Wasserschutzgebiete Deutschlands im Wald liegen.“

Die beste Maßnahme sei ein strukturreicher Mischwald. Dieser helfe sowohl gegen Überschwemmungen als auch gegen Dürre, da er mehr Wasser als ein einschichtiger Wald, der aus einer Baumart besteht, aufnehmen kann, so Barth. In diesen läuft das Wasser oberflächig ab. Denn es gibt hier weniger Pflanzenbewuchs. Die Wurzeln aber leiten das Wasser in den Boden. „Wir reichern unsere Wälder mit tiefwurzelnden Baumarten, etwa Weißtannen, Sommerlinden, Ahorn und Eichen an. Tiefe Wurzeln kommen besser an tiefere Schichten im Grundwasser und durchlockern den Boden in tieferen Schichten – so kann er mehr Wasser aufnehmen. Durch die zig Poren und Kanäle im Boden wird das Wasser zudem gereinigt.“, so die Försterin.

Für Carmen Barth und ihr Team sei es das Wichtigste, den Wald zu erhalten. Ein Hektar Wald kann rund eine Million Liter Wasser speichern. „Das heißt auch, dass wir Kahlflächen vermeiden müssen. Wegen der Noternte der vom Borkenkäfer befallenen Fichten, entstanden diese leider in den letzten drei Jahren häufiger.

Doch im Bereich des Forstamtes hatte man noch Glück, die Schadflächen sind relativ klein, da Koblenz ein „Laubholzforstamt“ ist, das schon immer einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Laubbäumen hatte.

An heißen Tagen kann man sogar fühlen, dass der Wald ein guter Wasserspeicher ist. Hier ist es um einige Grad kühler als in einer Siedlung. „Die Bäume verdunsten das Wasser und kühlen so die Umgebung. Dadurch, dass es kühler ist, wird weniger Wasser verdunstet als etwa auf Asphalt. Auch das bedeutet: Es kommt mehr Wasser im Boden an. – Und das steht wiederum uns Menschen als sauberes Trinkwasser zur Verfügung“, sagt Carmen Barth.

Fünf Fragen an Bodenkunde-Professor Dr. Gebhard Schüler

Prof. Dr. Gebhard Schüler arbeitet an der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) Rheinland-Pfalz und unterrichtet an der Universität Trier am Lehrstuhl für Bodenkunde. Er erklärt, warum der Wald für den Schutz des Wassers und für den Schutz vor Wasser wichtig ist.

1. Was können Forstleute

tun, damit der Wald mehr

Wasser speichert?

Die Forstwirtschaft kann in puncto Hochwasserschutz vieles tun, aber nicht alles verhindern. Der Walderhalt und strukturreiche Mischwälder sind die wichtigste Aufgabe der Forstleute. Sie können aber auch einiges tun, um das Wasser im Wald zu lenken. So darf es im Wald keinen linienhaften Abfluss geben. Denn das bedeutet, dass das Wasser richtig Fahrt aufnehmen kann. Es muss immer von Wegen und Rückegassen flächig in den Wald zurückgeleitet werden. Das macht man zum Beispiel mit Rigolen und mit Mulden. So eine Mulde kann man mit einem einfachen Wegebaugerät, einem Grader, machen. Das verursacht kaum Mehrkosten bei der Waldwegepflege. Je nach Beschaffenheit vor Ort, macht man am Wegesrand alle paar Meter eine Mulde, in der sich das Wasser sammeln kann. Oder man leitet das Wasser mit Rigolen vom Weg ab zurück in den Wald. Bei Rigolen wird diagonal zur Wegelängsachse Grobschlag, also so etwas wie sehr grober Schotter, in den Weg eingebaut. So kann das bergseitige Wasser langsam durchsickern. Selbst bei dauerhaft schlechtem Wetter bleibt der Weg befahrbar. Insgesamt gibt es da viele Möglichkeiten.

Beim Punkt Wasser müssen aber alle an einem Strang ziehen: Forst-, Land- und Siedlungswirtschaft. So ist es fragwürdig, wenn Auwälder, die ganz natürlich der Überflutung und dem Wasserrückhalt dienen, einem Baugebiet weichen müssen.

2. Hat die Waldbewirtschaftung auch Einfluss auf

das Grundwasser?

In einem gesunden Waldboden findet mehr Grundwasserneubildung statt. Der Schlüssel ist auch hier wieder ein naturnaher Mischwald. Hier ist das Waldinnenklima feuchter und kühler. Je weniger Wasser oberflächig abfließt, desto mehr Wasser kann in den Boden gelangen.

Durch die Verringerung des Oberflächenabflusses schützt man auch andere Gewässer vor Eutrophierung – denn es werden weniger Nährstoffe ausgespült. Und das wiederum bedeutet einen geringeren finanziellen Aufwand für die Aufbereitung von Trinkwasser – das Wasser muss weniger aufbereitet werden.

3. Warum sind

naturnahe Mischwälder für

den Wasserhaushalt besser?

Ein strukturreicher Mischwald besteht aus verschiedenen Arten und mehreren Schichten, also Bäumen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Höhe. Ein Regentropfen tropft auf die verschiedenen Stufen der Stockwerke, ehe er am Boden ankommt und wird so mit seiner Wucht gebremst. Es kommt also nicht alles Wasser auf einmal und zudem mit weniger Energie am Waldboden an. Deshalb ist Wald gerade an Bergen und Hängen wichtig für den Hochwasser- und Erosionsschutz. Naturnah bedeutet auch, dass man den Waldboden schützen muss. Ein kaputter Waldboden kann kein Wasser speichern.

4. Warum ist der Boden

an manchen Stellen

im Wald zerstört?

Auf Wegen und Rückegassen ist der Boden verdichtet. Von diesen muss man das Wasser in den Wald zurückleiten. Die Fahrwege wirken wie eine wasserundurchlässige Teerschicht. Zudem findet darunter keine Grundwasserneubildung statt. Landesforsten RLP hat eine Vorschrift, dass nur 13,5 Prozent des Waldbodens befahren werden dürfen, wenn der Wald zur Holzernte dient und die Hangneigung nicht mehr als 50 Prozent beträgt. Zum Glück hat man aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. Flächen im Wald werden bei Landesforsten seit Jahren nicht mehr großflächig geräumt, um hier neue Bäume anzupflanzen.

Die Forstleute tun auch einiges, um den Humusaufbau im Wald zu fördern. Es gibt eine Nährstoffrichtlinie, dass Teile des Baumes bei der Holzernte im Wald bleiben müssen, damit sie sich hier zersetzen und so den Boden mit Nährstoffen versorgen. Totes Holz wirkt, genau wie lebendes, wie ein Schwamm und kann viel Wasser aufnehmen – und so das Waldinnenklima kühlen.

5. Kann man die

Schäden wieder gut machen?

Leider regenerieren sich diese Böden extrem langsam. In Versuchen haben wir festgestellt, dass selbst nach rund 30 Jahren kaum eine Veränderung stattfindet, da es hier im Wald kaum strukturschaffende Bodenlebewesen gibt, die es schaffen, den Boden zu durchlockern. Auch Pflanzen schaffen das kaum. Nur wenigen, wie den Binsen, gelingt es mit ihren Wurzeln in verdichtete Bodenbereiche einzuwachsen und diese wieder zu lockern. Natürlich brauchen wir Holz als klimafreundlichen Rohstoff und deswegen auch Rückegassen und Maschinenwege. Man kann aber überlegen, ob die Holzenrte an der ein oder anderen Stelle mit anderen Techniken nicht besser wäre. Etwa, wenn man die Bäume dort mit der Motorsäge erntet und mittels eines Seilkrans aus dem Bestand holt, statt einen schweren Harvester einzusetzen. Das ist aber nicht immer möglich und muss bei jedem Eingriff individuell abgewogen und entschieden werden.

Auch das kann die Forstwirtschaft tun: Einem versauerten Boden kann man mittels einer Bodenschutzkalkung helfen. Die Kalkung fördert Bodenlebewesen sowie die Bildung von Feinwurzeln. Beides führt zu mehr Bodenporen, die Wasser aufnehmen. Und dann sind wir natürlich alle gefordert, dass wir weniger Schadstoffe in die Luft einbringen, etwa durch Industrie- und Verkehrsabgase.

Gut zu wissen: Bäume trinken den Menschen kein Wasser weg

Obwohl Bäume an warmen Tagen mehrere hundert Liter Wasser pro Woche brauchen, trinken sie uns Menschen das Wasser nicht weg. Das liegt daran, dass die Grundwasserneubildung hauptsächlich im Herbst und Winter stattfindet. Also genau zu der Zeit, in der Bäume kaum Wasser brauchen und nicht wachsen. Die Wasseraufnahme von Bäumen, genau wie von anderen Pflanzen nutzt den Menschen. Denn so wird die Temperatur an heißen Sommertagen gekühlt. Nicht zuletzt liefern uns die Bäume mittels der Fotosynthese den umweltfreundlichen Rohstoff Holz.

Pressemitteilung

Forstamt Koblenz

Bei Rigolen kann das Wasser langsam durchsickern. Der Weg bleibt auch dann noch befahrbar, wenn das Wetter dauerhaft nass ist. Über den Grobschotter kommt noch eine Feinschicht. Foto: Landesforsten.RLP.de/Martin Gallus

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