Roman „Echo der Kirschblüten“ von Marcus S. Theis entführt in das Land der aufgehenden Sonne

Was ist der Sinn unseres Daseins?

Was ist der Sinn unseres Daseins?

Nachwuchsautor Marcus Theis aus Saffig präsentiert seinen zweiten Roman „Echo der Kirschblüten“.Foto: UBU

Saffig. Was macht eigentlich einen Menschen aus und was ist der Sinn unseres Daseins? Fragen, die die meisten von uns irgendwann einmal umtreiben. So auch den Nachwuchsautor Marcus S. Theis aus Saffig. Um eine Antwort zu finden, schickt der 24-jährige Schriftsteller nicht nur seine Romanhelden auf Reisen. Auch er selbst hat in seinem jungen Leben schon viele Länder der Erde bereist. Vor allem Neuseeland, Nordkorea und Japan waren dabei die Stationen, die sein schriftstellerisches Schaffen wesentlich beeinflusst haben. Diese Länder, allen voran die Menschen, die dort leben, haben ihn so beeindruckt, dass er ihre Biografien als Grundlage für die „Helden“ in seinen Romanen verarbeitet hat. Mit „Echo der Kirschblüten“ hat er nun seinen zweiten Roman veröffentlicht.

In seinem neuen Werk erkennt der 19-jährige Amanaki aus Tahiti, dass ihm Wesentliches im Leben

fehlt – etwas, das er in seinem wohlbehüteten Zuhause nicht finden wird. So sticht er heimlich mit dem Boot seines Vaters in See, um jene Leere zu füllen, die ihn so plagt. Bald lernt er Ruby in Neuseeland kennen, die nach einer schwerwiegenden Diagnose den Sinn ihres Lebens aus den Augen verloren hat. Durch seine besondere Art zeigt Amanaki ihr und den Menschen, denen sie begegnen, worauf es letztlich ankommt, ohne sich dessen selbst sicher zu sein. Gemeinsam reisen sie zur Kirschblüte nach Japan (Rubys Traumziel), wo sie immer wieder mit Situationen konfrontiert werden, an denen sie manchmal verzweifeln und gleichzeitig auch wachsen. Trotz allem vergisst Amanaki dabei seine eigene Lebenssuche nicht: die Suche nach dem schönen Leben, voller Fehler und Zweifel, Trauer und Wut, wo doch am Ende alles Sinn ergibt. „Meine Bücher basieren immer auf Erfahrungen, die ich auf meinen Reisen gemacht habe“, betont Theis. Inspiriert von wahren Begebenheiten, lässt er stets Fakten in seine fiktiven Geschichten einfließen, die er auf seinen langen Backpacking- und Couchsurfing-Reisen abseits der touristischen Pfade selbst erlebt und erfahren hat.

Sein Autorendebüt feierte er 2015 mit seinem Roman „Schatten ohne Licht“, in dem er das Leben zweier Geschwister im diktatorischen Nordkorea beleuchtete – und ihren von Hoffnung und Leid geprägten Versuch, eine bisher unbekannte Welt voller Freiheit zu finden. „Mir ist es sehr wichtig, dass meine Romane die Leser auch emotional erreichen“, betont der gebürtige Koblenzer. Die Geschichten sollen sowohl unterhalten als auch zum Nachdenken anregen. Mit seinem Debütroman „Schatten ohne Licht“ scheint ihm das gelungen zu sein. Rund 1500 Exemplare habe er verkauft. „Für einen Debüt-Roman ist es gut gelaufen“, freut sich Theis, der neben seinen Reisen und dem Schreiben noch Politik und Sozialwissenschaften an der Uni in Bonn studiert.

Während er in seinem Erstlingswerk die politische Situation der

Menschen in Süd- und Nordkorea in den Vordergrund stellt, hat sein neuestes Buch wieder Hintergründe, aber keinen politischen Unterbau. In „Echo der Kirschblüten“ geht es um die Suche nach dem Sinn des Lebens. Wieder ist der Roman auf seinen eigenen Reiseerfahrungen aufgebaut. „Auf meiner Reise nach Neuseeland habe ich einen jungen Mann kennengelernt, dessen Biografie die Vorlage zur Geschichte um den Protagonisten Amanaki ist“, erklärt Theis. „Wie Amanaki stammt dieser ebenfalls aus einer wohlhabenden Familie, die im französischen Teil Tahitis lebt. „Er hat eine gute europäische Bildung genossen und verfügt gleichzeitig über charmantes Inselwissen und gute Kenntnisse über Nautik und natürliche Ereignisse“, erzählt der Autor. „Seine Grundschule lag direkt am Meer, sodass sich die Schüler in den Pausen dort erfrischen und mit Fischen spielen konnten“, schwärmt Theis, dass die andere Lebensweise für unsere Verhältnisse nahezu paradiesisch klinge. Dass seine Reisebekanntschaft bereits mit 29 Jahren eine politische Karriere als Staatssekretär in seinem Land vorweisen konnte, aber dennoch unbedingt seine Heimat verlassen wollte, sei für den Autor die perfekte Ausgangslage für seinen Roman gewesen. So ist auch sein Held „Amanaki“ jemand, der alles hat und dennoch in die Welt hinauszieht, um nach dem Sinn seines Daseins zu suchen.

Theis gesteht, dass er sich auch selbst mit „Amanaki“ identifizieren könne, wodurch es ihm gelänge, sich gut in die Situation hineinzuversetzen. „Obwohl es für mich persönlich wenig Gründe gibt, unglücklich zu sein, hinterfrage ich vieles, um die Zusammenhänge zu verstehen“, betont der Autor. Seinen eigenen Weg, sich mit gewissen Themen auseinanderzusetzen, hat der Student in der Schriftstellerei gefunden. „Ich kann meine Gedanken und Gefühle nirgends besser ordnen als beim Schreiben“, betont Theis. So habe er auch nach einem langen Tag, neben Studium und Job, keine Probleme, sich an seinen Laptop zu setzen und abends noch drei Stunden in die Tasten zu hauen. „Ich habe auch das Glück, dass meine Freundin und meine Familie mich in meiner Schreiberei bestärken und voll unterstützen“, sagt Theis. Das mache es für ihn natürlich einfacher.

Sein Studium sei ihm zwar wichtig, um ein solides Standbein aufzubauen. Dennoch bestehe sein Lebenstraum darin, seinen Lebensunterhalt eines Tages als Schriftsteller zu bestreiten. Demzufolge hat er bereits seinen dritten Roman in Angriff genommen. Während er die Grundidee seiner Geschichte bereits klar definiert hat, steht Anfang 2020 wieder eine längere Reise an, um identisches Material für seinen Roman zu recherchieren. Die Geschichte habe er in der Zeit der Konquistadoren angesiedelt. Seine Hauptprotagonisten sollen ein Spanier und ein Inka sein, „deren unterschiedliche Welten aufeinandertreffen“, verrät Theis. Somit ist es naheliegend, dass ihn seine nächste Reise nach Peru führen wird. Ein Land, das der Autor ohnehin zu einem seiner Traumziele auserkoren hat.

„Dadurch, dass ich meine Bachelorarbeit bereits abgegeben habe, konnte ich mir jetzt etwas Zeit zum Schreiben und Reisen freischaufeln“, freut sich Theis auf sein nächstes Abenteuer, an dem er anschließend seine Leser wieder teilhaben lassen wird. Er hofft, dass er auch im Land der Inka auf Menschen trifft, die seine angedachte Handlung mit Leben füllen. Durch seine Reiseerfahrungen habe er besonders in „Echo der Kirschblüte“ tatsächlich einige im Buch geschilderte Situationen eins zu eins erlebt. Auch den Titel des Buches habe er mit Bedacht gewählt. „Kirschblüten haben für mich eine besondere Bedeutung, da ich bedingt durch mein Studium größtenteils in Bonn lebe und so mit ihnen hautnah konfrontiert bin“, verweist er auf die Kirschblütenzeit in Bonn, die Jahr für Jahr Tausende Besucher in die Altstadt zieht. „In Japan bedeuten Kirschblüten Aufbruch, Schönheit und Vergänglichkeit“, erklärt Theis.

Marcus S. Theis: „Echo der Kirschblüten“, Schardt-Verlag, 239 Seiten.

Wer den Autor und seine Geschichten live erleben möchte, hat am Mittwoch, 11. Dezember, Gelegenheit dazu. Um 18.30 Uhr findet im Textilhaus Ochtendung in Kruft eine Lesung mit Vortrag statt. Der Eintritt ist frei.