Weihnachten kann mannur mit Humor ertragen

Weihnachten kann man
nur mit Humor ertragen

Bei der Konzertlesung Unweihnachten las der Schauspieler Heikko Deutschmann die Texte, das Ensemble oboe in jazz sorgte für die passende musikalische Untermalung. -SEL-

Bad Neuenahr. Humorvoll stimmten sich die Bewohner des Wohnstifts Augustinum auf den Advent ein. Bei einer Konzertlesung mit Texten von Harald Martenstein untermalt mit jazzigen Weihnachtsklassikern wurde die besinnliche Zeit ordentlich durch den Kakao gezogen. Harald Martenstein gilt als der König der Kolumne. In seinen Weihnachtsgeschichten schwingt stets eine Prise Sarkasmus mit. Dabei zeichnet er auf intelligente und humorvolle Weise ein Bild dessen, was wir alle aus dem eignen Leben kennen. Seine Protagonisten, alle mit ihrer ganz individuellen Sicht auf die (Weihnachts-)welt, vereint ihr schwarzer Humor. Der beliebte deutsche Schauspieler Heikko Deutschmann lieh ihnen im Rahmen der Konzertlesung seine Stimme. Deutschmann, ein leidenschaftlicher Vorleser, holte die Zuhörer mit Charisma und Charme von der ersten Minute an ab.

Er erzählt die Geschichte des freien Journalisten Max Tischler, der im Weihnachtsloch hängt und sich am Heiligen Abend in Marzahn-Hellersdorf wiederfindet. Dort trifft Tischler Gregory aus Russland, seinen Erlöser, dem er sein Leben schenken kann. Tischler, von seinem alten Leben befreit, beginnt daraufhin noch einmal neu im Süden. Urkomisch die Geschichte eines arbeitslosen Architekten aus Düsseldorf, der eine Karriere als strippender Weihnachtsmann beginnt. Deutschmann brilliert in der Geschichte „Das Weihnachtsbaumwunder.“ Die Story, mitten aus dem Leben gegriffen, erzählt von Holger und Brenda. Die beiden sind ein glückliches Paar, wäre da nicht Brendas Perfektionsanspruch beim jährlichen Weihnachtsbaumkauf, dem Holger nicht gerecht werden kann. Authentisch bringt Deutschmann die Verzweiflung Holgers rüber, der alles tut, um es seiner Brenda recht zu machen und schließlich nackt mit ihr im Sprungtuch landet - na dann frohe Weihnachten.

Zum Gesamtkunstwerk wurde der Abend durch den Oboist Manuel Munzlinger und sein Ensemble oboe in jazz. Der Berliner Komponist illustrierte die Satiren von Martenstein musikalisch. Das Trio oboe in jazz, bestehend aus Munzlinger an der Oboe, HD Lorenz am Bass und Stanley Schätzke am Piano, verstand es die Stimmung der Texte, unter anderem mit Arien aus dem Weihnachtsoratorium aufzugreifen. So kam in der „unweihnachtlichen“ Konzertlesung doch noch weihnachtliches Flair auf. Dabei stellte das Berliner Ensemble seine Klasse unter Beweis und erntete kräftigen Applaus von den Zuhörern. Besonders beeindruckend eine Komposition von Munzlinger, in der er die Arie „Schlafe mein Liebster“ aus dem Weihnachtsoratorium mit dem Song Take Five von Dave Brubeck verbindet. Neben Arien aus dem Oratorium gaben die Musiker weihnachtliche Klassiker von Vivaldis „Winter“ über „Ave Maria“, bis zu „Have yourself a merry little Christmas“ zum Besten. Bedächtiges Schweigen, kräftiger Applaus, Zugabe-Rufe am Ende. Die zahlreichen Besucher im Augustinum erlebten eine Konzertlesung der besonderen Art, die ihren Blick auf das Weihnachtsfest sicher prägen wird.