Allgemeine Berichte | 15.09.2018

Dekanat Remagen-Brohltal veranstaltete Argumetationstraining

Wie man Stammtischparolen entgegentritt

Remagen. Wer kennt die Sprüche nicht: „Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“ oder „Die Flüchtlinge wollen sich doch gar nicht integrieren!“ – Was tun, wenn jetzt die Worte fehlen? Die Teilnehmer an einem „Argumentationstraining“ konnten in Remagen üben, besser mit Populismus und Stammtischparolen umzugehen.

Die Situationen sind den meisten bekannt: Am Stammtisch, bei Familienfeiern, im Verein oder in der Mittagspause kommt das Thema Flüchtlinge oder Ausländer zur Sprache. Bei der häufig sehr lebendigen Diskussion werden schnell Parolen und verallgemeinernde Aussagen gerufen; eine sachliche Argumentation fällt oft schwer und die Fronten verhärten sich.

„Demokratie leben“ förderte

Tipps und Anregungen für diese Herausforderung konnten sich Interessierte nun beim „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ holen. Pastoralreferent Christoph Hof vom katholischen Dekanat Remagen-Brohltal und Brigitte Doege, Ehrenamtskoordinatorin bei der Caritas-Geschäftsstelle Ahrweiler, hatten das Training gemeinsam mit der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz organisiert. Es wurde vom Bundesprogramm „Demokratie leben“ finanziell gefördert.

Der Einladung zu der ganztägigen Veranstaltung im Remagener Pfarrheim waren 18 Personen gefolgt, die zum Teil als Flüchtlingspaten bereits häufiger mit solchen Situationen zu tun hatten.

Der erfahrene und kompetente Trainer Hans-Jürgen Ladinek gestaltete das abwechslungsreiche Tagesprogramm. Für Ladinek ist der Ausdruck „Stammtischparolen“ ein Stellvertreterbegriff für im Alltag aufkommende ausgrenzende und diskriminierende sowie schlagwortartig vorgebrachte Äußerungen. Sie betreffen zum Beispiel die Bereiche Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Diskriminierung von Minderheiten (Sexismus) und Arbeitslosigkeit (Hartz IV). „Stammtischparolen bieten oft einfache Antworten auf komplizierte Fragen. Es sind pauschale Aussagen mit eingängigen Erklärungsmustern. Kurz: viel Stimmung – wenig Fakten“, so Ladinek.

Oft fehlen spontan Argumente

Die Auseinandersetzung mit den oft aggressiv, emotional und lautstark vorgebrachten Parolen ist schwierig. „In machen Situationen gehen mir die Argumente aus, oder mir fehlen die gerade nötigen Hintergrundinformationen“, so ein Teilnehmer. Aus der Gruppe wird ergänzt: „Manchmal fehlt auch Mut. Man will ja nicht ausgegrenzt werden“ und „Im Freundes- und Familienkreis kommt mein Harmoniebedürfnis dazu. Es soll kein Streit entstehen.“

Die Teilnehmer waren sich aber einig, dass sie sich trotzdem den abwertenden, verletzenden und ausgrenzenden Äußerungen entgegenstellen wollen. „Damit aus diskriminierenden Minderheitenmeinungen keine Mehrheitsmeinungen werden“, „um Unentschlossene anzusprechen und zu überzeugen“, „um Solidarität zu zeigen“, „aus Treue zu meiner eigenen Überzeugung“, so einige der genannten Motivationen.

Wie das gehen kann, wurde dann auch praktisch in Rollenspielen eingeübt. In nachgestellten typischen Situationen wurden die Parolen diskutiert, die am meisten herausfordern und provozieren. Anschließend wurden die Gespräche ausgewertet und wirkungsvolle Handlungsmöglichkeiten und Reaktionsweisen sowie argumentative und inhaltliche Gegenpositionen gesucht und ausprobiert.

Zuhören und nachfragen

Während Belehrung oft Abwehr schafft, kann direktes Nachfragen eine wirkungsvolle Gegenstrategie sein. Ladinek: „Zuhören und nachfragen, statt abstempeln und dagegen reden, ist ein Rezept gegen platte Aussagen. Nachfragen, nachfragen, nachfragen – das ist eine mögliche Strategie. Dabei sollte jede Form von Überheblichkeit vermieden werden.“

Um das typische Springen von einem Thema zum anderen zu durchbrechen, sollte im Gespräch hartnäckig eingefordert werden, bei einer Argumentationslinie zu bleiben. Und schließlich ist es hilfreich, sich unter den Anwesenden Verbündete zu suchen.

Zum Abschluss bedankte sich Pastoralreferent Christoph Hof bei Hans-Jürgen Ladinek und allen Teilnehmern: „Danke, dass Sie ‚Hinschauen statt wegschauen‘, wenn jemand in seiner Würde verletzt wird; und danke für den Mut, die persönliche Meinung dagegen zu sagen und sich mit den eigenen Wertvorstellungen kenntlich zu machen. Wir hoffen, dass das Argumentationstraining Sie gestärkt hat und zu engagiertem Handeln ermutigt.“

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Hans Meyer: Wie gehabt ist auch Ihre nächste Stammtischbekundung. Dummerweise wird Grünstrom zu 4-8 cent/kWh geliefert. An den 30 cent/kWh-Strompreisen aus der Steckdose verdienen massiv die Netzbetreiber. Nur mal...
  • Michael Krah: Ausgerechnet jene haben "wichtige Akzente" gesetzt,deren ideologische Politik für die Zustände im Land die Hauptverantwortung trägt.Die fast höchsten Energiepreise der Welt,der weitreichende Verlust der...

Zeitumstellung – sinnvoll oder überflüssig?

  • Pro Sommerzeit: leider bietet dieses Quiz nur die Option, zwischen dauerhafter Normalzeit (Winterzeit) oder wechselnder Zeitumstellung zu wählen. Die meisten Menschen würden wohl mit einer Abschaffung dauerhafte Sommerzeit implizieren und diese auch befürworten.
  • Hans Meyer: Thomas B., Ihre Behauptungen sind falsch. Zitat Landgericht Oldenburg, Urt. v. 01.12.2023, Az.: 2 O 2383/15. "Kinder oder Jugendliche verfügen - selbst wenn sie körperlich zum Erklettern von auf den Gleisen...
  • Hans Meyer: Thomas B., offenbar haben Sie die Petition nicht einmal gelesen und kommen stattdessen mit Stammtischparolen an. Ihr Vergleich mit der Straße oder der Ahr geht völlig ins Leere: Niemand läuft über eine...
  • Thomas B. : Wie sagt man hier im Rheinland: Irgendwer hätt immer jet ze driesse! So wie man auch nicht ohne rechts oder links zu schauen einfach über die B 267 rennt, so sollte auch bestimmt niemand einen Strommast...
Baumfällung & Brennholz
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, Oktober 2025
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0443#
30-jähriges Jubiläum
Anzeige + PR zur Auszeichnung
Anzeige Lagerverkauf
Sven Plöger Vortrag
Stellenanzeige Reinigungskraft in Teilzeit gesucht
Empfohlene Artikel

Kreis Ahrweiler. Erste Hilfe Kurse sind jedem bekannt, doch was ist ein „Letzte Hilfe Kurs“? Die meisten Menschen wünschen sich, die letzte Lebensphase zu Hause, im Kreise vertrauter Menschen, zu verbringen. Damit dies möglich ist, sind Schwerkranke und Sterbende aber auf die Unterstützung anderer angewiesen. „Letzte Hilfe Kurse“ möchten das Wissen um Sterbebegleitung, das in unserer Gesellschaft...

Weiterlesen

Hachenburg. Regelmäßig erwarten die schönsten Radstrecken und echte Geheimtipps in und um den Hachenburger Westerwald die Radwanderfreunde bei den geführten Radtouren. Hierbei steht das gemeinsame Erlebnis und der Genuss der Bewegung in der Natur im Vordergrund.

Weiterlesen

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Durch den Tod eines nahestehenden Menschen überkommen Trauernde Emotionen wie Zweifel, Angst, Wut, Ohnmacht, Schuld und Verlassen sein. Sie sind oft sehr verletzlich oder haben das Gefühl, in einer anderen Welt zu leben als alle um sie herum. So unterschiedlich die Menschen sind, so verschieden sind sie in der Art und der Dauer des Trauerns.

Weiterlesen

Weitere Artikel
Daueranzeige 2025
Dauerauftrag
Dauerauftrag 2025
Mit uns fahren Sie sicher
Dauerauftrag 2025
Dauerauftrag Imageanzeige
Bestellung Nr. 4300003040 - W100 - 606 - Entdecker Bonus
Kirmes in Miesenheim
Imageanzeige Dauerauftrag 10/2025
Anzeige zu Video Wero
Image Anzeige
Öffnungszeiten Herbstferien
Titelanzeige
Heimat aktiv erleben
Sachbearbeiter/in (w/m/d) im Bereich „Wirtschaftliche Jugendhilfe"
Stellenanzeige - diverse Stellen