Dr. von Ehrenwall´sche Klinik: Geschäftsführer und ehemaligerÄrztlicher Direktors Dr. Christoph Smolenski denkt nach der Flut nicht ans Aufgeben

„Wir möchten die Segelin die Zukunft setzen!“

„Wir möchten die Segel in die Zukunft setzen!“

Dr. Christoph Smolenski denkt nicht ans Aufgeben. FFoto: ROB

„Wir möchten die Segel in die Zukunft setzen!“

Die Turnhalle. Foto: ROB

„Wir möchten die Segel in die Zukunft setzen!“

Die Mauer zur Carl-von-Ehrenwall-Allee ist größtenteils zerstört. Foto: ROB

Ahrweiler. Kaum eine Einrichtung ist so eng mit der Geschichte Ahrweilers verbunden wie die der Dr. von Ehrenwall´sche Klink am westlichen Ende der Stadt. Umso schmerzlicher war der Anblick, der sich am Morgen des 15. Juli bot. Mit ungebremster Kraft rauschten die Wassermassen über das Klinikgelände und zerstörten Gebäude, historische Kostbarkeiten, wundervolle Parkanlagen und viele Erinnerungen. Auch die einst sehenswerte und südlich gelegene Carl-von-Ehrenwall-Allee wurde komplett vernichtet. Heute gleicht die Straße eher einem besseren Feldweg. Auch der Fuhrpark der Einrichtung wurde in den Fluten vollständig zerstört.

Nicht umsonst sagt Mancher in Ahrweiler, dass die Klinik wie eine eigene, kleine Stadt sei. Umringt von einer eigenen kleinen Mauer, mit kleinen Straßen und Wegen, arbeiteten hier bis zuletzt 320 Mitarbeiter Hand in Hand. Heute, fast drei Monate nach der Katastrophe, steht der Betrieb still. Alle Patienten wurden entweder in umliegende Klinik überführt oder entlassen. An einen normalen Klinikalltag ist noch nicht zu denken. Und bis zu diesem Stadium wird es noch lange dauern. Dr. Christoph Smolenski ist Geschäftsführer des renommierten Fachkrankenhauses für Psychiatrie und Psychotherapie. Fasst Smolenski die Zerstörung in Worte und Zahlen, wird das gesamte Ausmaß der Katastrophe deutlich: 50 Millionen Euro beträgt die Schadenssumme. Kaum ein Gebäude blieb ohne Schaden und gerade die Turnhalle hat es hart erwischt. Die Halle ist einsturzgefährdet und mittlerweile wachsen dort Gräser und Moose zwischen umgestürzten Fußballtoren oder Kleiderspinden– ein surreales Bild. Schier unglaublich sind auch die Erinnerungen Smolenskis an den Tag nach der Flut. „Ich war schockiert über den Anblick“, schaut er zurück. „Gebäude und Mauern – alles war wie weggeblasen“, so Smolenski weiter. Ein Anblick, der Schaudern ließ. Aber an Aufgeben, daran dachte er nicht. Vom ersten Tag nach der Flutkatastrophe an, war für Smolenski die Entscheidung glasklar: Das 145-jährige Familienunternehmen wird schnellstmöglich wieder hergestellt. Auch die Aufnahme der Patientenversorgung soll zu zügig wie möglich aufgenommen werden. Für Ruhepausen war gerade in den Anfangstagen wenig Zeit: Aufbaumaßnahmen wurden umgehend aufgegriffen und die Verhandlungen mit Versicherungen, der Landesregierung und allen Beteiligten wurden aufgenommen. Für Smolenski war darüber hinaus die Bedeutung der Ehrenwall´schen für die Stadt und den Kreis entscheidend. „Wir fühlen uns hier als wichtiger Arbeitsgeber und Teil der lokalen Wirtschaft“, sagt der Chefarzt. „Wir wollten von Anfang an Zeichen und die Segel in Richtung Zukunft setzen“, fügt er hinzu. Wichtig ist für ihn, ein Signal zu senden, dass keiner der 320 Arbeitsplätze gefährdet ist. Im Gegenteil, sagt er, vielmehr bräuchte man in Zukunft noch weitere Mitarbeiter

„Hier herrscht ein großes Zusammenhörigkeitsgefühl“

Das gemeinsame Anpacken war angesichts der endlosen Zerstörung ein besonders wichtiges Thema. „Bei uns herrscht ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl“, sagt er nicht ohne Stolz. Alle packen gerne mit an. Und das obwohl etwa ein Viertel der Mitarbeiter selbst privat von der Flut betroffen ist. Und dann gab es noch die freiwilligen Helfer. In den ersten Wochen nach der Flut reisten dutzende Menschen mit dem bekannten Helfer-Shuttle an und räumten auf dem Klinikgelände auf. Das war für alle Beteiligten eine Erleichterung, so auch für Dr. Christoph Smolenski. „Es war wundervoll mitanziehen, mit welcher Fröhlichkeit und Motivation gerade die jüngeren Menschen an die Arbeit gehen“, freut sich Smolenski über die Unterstützung.

Nach dieser Aufräumphase steht nun der Wiederaufbau im Fokus. Generell betrachtet Smolenski das Hochwasse als Chance. „Wir können jetzt vieles modernisieren“, sagt er. Ein Projekt stand schon vor der Flut an. Ein Klinikteil ist ein Betonbau aus den 1970ern und sollte ohnehin abgerissen werden. „Hier hat das Wasser schon Vorarbeit geleistet“, sagt er.

Geht es um die medizinische Betreuung, wurde ebenfalls nicht lange gewartet. Kurz nach dem 15. Juli wurde eine Krisenhotline aufgestellt, die Institutsambulanzen auf fünf im Kreis Ahrweiler ausgeweitet, eine psychiatrische Notfallambulanz und die tagesklinische Tätigkeit im St. Josef Krankenhaus in Adenau aufgenommen. Auch in Niederdürenbach können Patienten bald behandelt werden. „Alle diese Maßnahmen sind jedoch vorübergehender Natur, bis die Klinik wieder aufgebaut ist“, sagt Smolenski. Der Geschäftsführer gibt gleichzeitig eine Prognose ab, wann die Pforten der Ehrenwall´schen wieder öffnen könnten. „Wir gehen davon aus, dass wir ab dem dem zweiten Halbjahr 2022 den Betrieb wieder Schritt für Schritt aufnehmen können“, so Smolenski.