Gewebeverein Kempenicher Land lud zum Neujahrsempfang im Alten Bahnhof

Wirtschaftsstandort Kempenichgewinnt zunehmend an Bedeutung

Wirtschaftsstandort Kempenich
gewinnt zunehmend an Bedeutung

Gruppenfoto mit Dame! (v.li.) VG-Bürgermeister Johannes Bell, Kempenichs Bürgermeister Stefan Friedsam, Benedikt Müntnich, Jan-Peter Kiel, Sandra Olszewski und MdL Guido Ernst (Bad Breisig).BE

Wirtschaftsstandort Kempenich
gewinnt zunehmend an Bedeutung

Auch ohne Brille einen klaren Blick auf ethisches Handeln! Zu dem Thema hatte Benedikt Müntnich, der vor kurzem nach Maria Laach zurückgekehrt ist, einiges zu sagen.

Kempenich. Wenn der Gewerbeverein Kempenicher Land e.V. zum traditionellen Neujahrsempfang in den Alten Bahnhof lädt, darf man sich auf interessante Gäste aus Politik und Wirtschaft, auf launige Reden und spannende Vorträge freuen. So war es auch in diesem Jahr. Als Referenten zum Thema „Ethik und Wirtschaft“ hatte man Maria Laachs früheren Abt Benedikt Müntnich gewonnen. Was würde der den Kempenicher Unternehmers mit auf den Weg ins Neue Jahr geben? Man durfte gespannt sein.

Jan- Peter Kiel, der Vorsitzende der rührigen Wirtschaftsvereinigung, konnte am Sonntag trotz einer Panne bei der Briefzustellung zahlreiche Mitglieder begrüßen und gleich die erste Neuaufnahme des Jahres präsentieren: Mit Sandra Olszewski, die ein Fußpflegestudio eröffnet hat, nähert der Gewerbeverein sich langsam der Zahl von 100 Mitgliedern. Der Gewerbeverein Kempenicher Land ist in den vergangenen Jahren zu einem wichtigen Garanten für die regionale Wirtschaftsentwicklung und damit auch zu einem entscheidenden Ansprechpartner für die regionale Politik geworden.

Kiel kündigte in seiner Neujahrsansprache neue Projekte des Gewerbevereins für 2018 an und formulierte eine klare Erwartungen an die Politik: „Liebe Volksvertreter, bitte beschäftigen Sie sich mit den anstehenden Themen, die die Menschen beschäftigen. Wir als Gewerbetreibende unterstützen Sie dabei“. Dem Angebot war deutliche Kritik an der Politik beziehungsweise an den Volksvertretern vorausgegangen, denen er eine zunehmende Entfremdung von den Bürgern des Landes und ihren Problemen vorwarf. Johannes Bell, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Brohltal, mochte so pauschale Kritik keineswegs stehenlassen. Er brach in seiner Ansprache eine deutliche Lanze für die Volksvertreter, „die auf lokaler und regionaler Ebene ganz ohne satte Diäten ehrenamtlich Großartiges leisten“. Er wünschte den Anwesenden alles Gute für das neue Jahr, geschäftlichen Erfolg und - dies ganz besonders - Gesundheit. Auch zu Gelassenheit und Zuversicht riet er und empfahl den Anwesenden, die Zukunft mit weniger Skepsis und dafür gelassener anzugehen.

Stefan Friedsam, Kempenichs Bürgermeister, schloss sich den guten Wünschen seiner Vorredner an und freute sich besonders, dass Alt-Abt Benedikt Müntnich nach längerer Abwesenheit als Bruder an die alte Wirkungsstätte im Kloster Maria Laach zurückgekehrt ist und die Einladung zum Kempenicher Neujahrsempfang angenommen hat. Auch er wies auf die Bedeutung des Gewerbevereins für die Region hin. Friedsam machte klar, dass die Ortsgemeinde Kempenich, die seit kurzem den Status als Grundzentrum besitzt, Verantwortung für die Sicherung der Grundversorgung auch für die umliegenden Gemeinden habe und wahrnehmen müsse. Mit dem Begriff Verantwortung leitete er zum Kern des folgenden Vortrags über.

„Ethik und Wirtschaft“

Alt-Abt Benedikt Müntnich ergriff nun das Wort. „Mit großer Freude“, so der Benediktinermönch aus dem Kloster und Wirtschaftsbetrieb Maria Laach, habe er die Einladung nach Kempenich angenommen. Dies sei sein erster Termin seit der Rückkehr nach Maria Laach und er nehme gerne die Gelegenheit wahr, das Thema „Ethik und Wirtschaft“ unter Berücksichtigung der Regeln seines Ordens zu beleuchten. Müntnich verwies darauf, dass die Regeln der Benediktiner schon vor mehr als 1000 Jahren von Ordensgründer Benedikt von Nursia festgeschrieben wurden und seitdem gültig geblieben sind. Demnach haben Wirtschaft und Finanzen beziehungsweise Geld eine ausschließlich dienende Funktion und stellen keinen Wert an sich dar. Dies ganz im Sinne einer Interpretation von Papst Franziskus, der ein klares Nein zur Herrschaft des Geldes formuliert hat. Demnach bemisst sich auch der Wert eines Menschen nicht an seinem Besitz, sondern an seinem Wesen. Und, auch das ist eine Schlussfolgerung aus den Regeln des hl. Benedikt: Kapital verpflichtet. Es ist dem Menschen nur anvertraut, zum Verwalten gegeben, wird niemals zum persönlichen Besitz. Wie auch die gesamte Schöpfung dem Menschen nur anvertraut und nicht zum Besitz gegeben ist. Was aber bedeutet das für einen Wirtschaftsbetrieb? Benedikt Müntnich hebt den Begriff Verantwortung hervor. Ein Unternehmer steht in der Verantwortung, trägt Verantwortung für die Mitarbeiter und ihre Familien, steht in der Verantwortung für das Ganze und ist verantwortlich vor Gott und der Schöpfung. Das bedeutet, dass alle unternehmerischen Entscheidungen einem Beziehungsrahmen höherer Werte unterworfen sind, der Ethik. Entscheidungsträger eines Unternehmens sollten sich ihrer Verantwortung für das Ganze bewusst sein und bei jeder anstehenden Entscheidung die Folgen reflektieren. Am Ende gilt, dass man Rechenschaft ablegen muss. Vor sich selbst und immer auch vor Gott. Kann ich noch in den Spiegel schauen?

Dieser Satz drückt am besten aus, was mit verantwortlichem Wirtschaften und Leben gemeint ist. Ein Leben, das einzig von Profitgier getrieben ist, ist ein seelenloses Leben. Und davor warnte Alt-Abt Müntnich an diesem Tag in Kempenich ganz besonders. Die Schöpfung, und darauf wies er immer wieder hin, ist dem Menschen von Gott nur anvertraut. Der Mensch ist Verwalter und sollte mit Ehrfurcht und Respekt vor Gott, der Schöpfung und dem Menschen, nicht aber um des Besitzes willen agieren. Denn jedes Leben hat eine von Gott verliehene Würde, jeder einzelne Mensch, ungeachtet dessen, was er besitzt. Auch die Dinge, die uns umgeben, mit denen man sich umgibt, haben ihre eigene Würde. Die gilt es zu erkennen, zu respektieren und zu erhalten.

Das bedeutet eine große Verantwortung, und Müntnich erinnerte sich an den Tag, als ihm die Verantwortung für die Klosterbetriebe in Maria Lach anvertraut wurde. Auch ein Klosterbetrieb muss seinen Unterhalt erwirtschaften, denn eine direkte Unterstützung beispielsweise durch die Kirchensteuer ist nicht vorgesehen. Umso mehr dankte Alt-Abt Müntnich dem Laacher Freundeskreis für die Unterstützung, die das Kloster in der Vergangenheit erfahren hat. Und er wünschte den anwesenden Unternehmern und ihren Familien Gesundheit und Zufriedenheit, den Unternehmen des Gewerbevereins eine gute wirtschaftliche Entwicklung, getragen von Verantwortung und Respekt.

Auch nach dem spannenden Referat mit viel Tiefgang blieben noch viele Mitglieder des Gewerbevereins nutzten die Gelegenheit bei Kaffee, Kuchen, erfrischenden Getränken und Buffet von Ali Baba zum Austausch und nahmen viele neue Anregungen mit nach Hause.