Temporäre Kunst mit Gregor Bendel und Rolf Habel

Wohnzimmer, Atelier und Galerie in einem

Wohnzimmer, Atelier und Galerie in einem

Häufig waren mehrere „Aufführende“ gleichzeitig in der Werkstatt anzutreffen, hier Gregor Bendel (v.l.), Regine Karzel, Friedrich Wilhelm Kolb, Rolf Habel und Karl-Peter-Gerigk. HG

Bad Neuenahr. „Zpi3 Zabel public galleries“, das stand, wie im Namen verklausuliert angesprochen, genau genommen für gleich drei Galerien. Eine östliche und eine südliche, weil sich die ergebnisoffene Werkstatt im Vitahris von Gregor Bendel und Rolf Habel zugleich zur Hauptstraße 60 und Rathausstraße 1 öffnete. Im Untergeschoss gehörte eine weiterer Raum dazu. Bendel, in Kirchdaun und Coburg lebend, und Rolf Habel aus Karweiler richteten die vormals als künstlerischen „Brennholzverleih“ betriebene Werkstatt häuslich ein. Es gab bequeme Sofas zum Sitzen und mußevollem Plaudern sowie Tische mit Brot und köstlichem Hefegebäck zum Schmausen. Zu Beginn der drei Nächte und zwei Tage durchgehend geöffneten Werkstatt waltete eine wohltemperierte Atmosphäre zwischen Wohnzimmer, Atelier und Galerie. Denn die Ausstattung reichte von Wohlfühl-Möbeln über Arbeitstische bis zu den rund 70 Werken vieler Sparten, Stile und Techniken von Künstlern der Region. Bendel zeigte neben Malerei, Spiegelkunst und den postkartengroßen Materialcollagen „Runde Funde“, eine kettengesägte Walnussscheibe „Ungerbux“ und eine „Schädel“ genannte Kirschbaummaserknolle. Habel steuerte in seiner erkennbaren Handschrift zahlreiche Bilder, teils auf Bettdecke und Holz kreiert, bei. In der Literatur-Station lagen seine „Samuel Schwaetzer“-Geschichten neben Politschriften und Poesie von Karl-Peter Gerigk. Letzterer hatte auch einige digital verfremdete Burg Are- und Rolandsbogen-Ansichten mitgebracht, die auf eigenen Aquarellen basieren.

Besondere Kunstwerke

Es galt, ein starkes Triptychon des Malers Rainer Hess zu entdecken, Margarete Gebauers Bilder und ihre anmutige, weiß gefasste surreale Skulptur „Flussfunde“. Von Norbert „Now“ Weise fiel ein heftig bearbeiteter blauer Bildgrund mit silbernem Fluss auf. An anderer Stelle harrte noch die Zpi3_Änderungsschneiderei von Regine Karzel der Inanspruchnahme. Daneben hing ein frühes Duo-Bild von Karin Meiner und Manfred Hammes, darüber ein Gemälde, an dem Hammes bis kurz vor seinem Tod 2006 malte. Viel Beachtung erntete der „Rest vom Fest“. Uwe Sülflohn hatte für die Installation fünf mal fünf Äxte in gusseisernen Christbaumständern angeordnet. Das martialische Karree bot einen Hingucker erster Güte.

Ob an ihm der Aufstand der Werkzeuge ablesbar wird, die, des Dienens müde, sich auf schmückende Throne setzen?

Ob eher noch die Zusammenhänge von harter Arbeit und frohen Festen verkörpert werden sollen oder noch ganz andere philosophische Tiefen auszuloten sind, das blieb dem Deutungsinteresse der Gäste überlassen. In jedem Fall kam, wie schon beim „Brennholzverleih“, ein erweiterter Kunstbegriff zum Tragen, versicherte Bendel doch: „Das ist keine Galerie, es ist eine Aufführung“. In diesem Sinne waren die Besucher, ihre Präsenz, die Art, wie sie die gebotene Gastlichkeit annahmen, ihre Auseinandersetzung mit der Kunst, ihr Austausch mit anderen Kunstinteressierten und den Künstlern, ausdrücklich erwünschter Teil der Aufführung „Zpi3 Zabel public galleries“.