Kunstforum 99 auf fremdem Terrain

Zauber des Anfangs beherrscht nun das Amtsgericht Rheinbach

Zauber des Anfangs beherrscht nun das Amtsgericht Rheinbach

Amtsgerichts-Direktorin Sophie Lieb (Mitte) freute sich über die Ausstellung der Künstler (von links) Orlando Morrone, Knut Reinhardt und Jutta Regling. Bertold Hoppe, der Vorsitzende des Kunstforums 99, führte in die Ausstellung ein.JOST

Rheinbach. Unter dem Titel „Zauber des Anfangs“ stellen derzeit vier Mitglieder des „Kunstforum 99“ aus Rheinbach ihre neuen Werke im Amtsgericht Rheinbach aus. Kunst und Gericht passten gut zueinander, fand der kommissarische Vorsitzende Bertold Hoppe, denn in beiden Metiers sei der Prozess entscheidend für das Ergebnis. Was beim Amtsgericht das ordentliche Gerichtsverfahren sei, stelle in der Kunst der Schaffensvorgang dar. Zwar sei ein Gericht meist ein Ort, an dem Menschen mit der Autorität der Staatsmacht konfrontiert würden, doch das Rheinbacher Amtsgericht habe auch seine heiteren Stellen. Und die sollen durch die ausgestellten Kunstwerke noch deutlich vermehrt werden, hoffte er.

In den Bildern werde durchaus auch einmal das „Auge des Gesetzes“ augenzwinkernd auf die Schippe genommen, und die Paragrafen mutierten mitunter zu poppig-farbigen Figuren. In anderen Bildern seien Kinder als Symbol des Anfangs und der Zukunft zu sehen, wieder andere zeigten das Meer als Symbol der Unendlichkeit, das immer in Bewegung sei und mit jeder Welle gewissermaßen neu anfange.

Doch das „Kunstforum 99“ wolle nicht nur im Amtsgericht, sondern in ganz Rheinbach künstlerische Akzente setzen und damit die Kreativität der Stadt herausstreichen. „Ohne Kreativität läuft gar nichts“, machte Hoppe darauf aufmerksam, dass Kreativität nicht nur in der Kunst, sondern auch in der Wirtschaft und der Politik unverzichtbar sei.

„Unsere Gesellschaft kann stolz sein auf unser Rechtswesen“, fand auch Knut Reinhardt, der einige seiner bemerkenswerten „RobART“-Kunstwerke zeigte, die mithilfe von Robotern mit einer speziellen Tröpfchentechnik hergestellt werden. Allerdings sei gerade durch den Dieselskandal wieder die Ohnmacht der Bürger gegenüber Großkonzernen deutlich geworden, bemerkte er. Orlando Morrone, der in seinem Heimatland Argentinien unschöne Erfahrungen mit der dortigen Justiz gemacht hatte, sah es als ein ganz besonderes Erlebnis an, seine Werke im Amtsgericht ausstellen zu dürfen, „besonders im Hinblick auf meine Vita.“

Jutta Redling hatte Bilder von ihren Reisen mitgebracht und zeigte unter anderem eine Szene aus dem Bahnhof Hamburg mit Passagieren, die sich die Wartezeit vertreiben. Kinderbilder von Ingrid Krause runden die Ausstellung ab, die noch bis zum 16. Juli montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr zu sehen ist. Amtsgerichtsdirektorin Sophie Lieb freute sich jedenfalls sehr, dass das Kunstforum die Räume des Amtsgerichts mit ihren Werken verschönere. „Das Gebäude bekommt ein ganz anderes Gesicht“, wusste sie um die Wirkung der Bilder.